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Seele von Drewitz. Kurt Steinmann (l.) engagierte sich auch bei der „ess.kultur – Tafel im Park“.

© Andreas Klaer

Vereine luden in Drewitz zur „Tafel im Park“: Mit dem Nachbarn im Gespräch

Kurt Steinmann, die „Seele von Drewitz“, wie manche sagen, hat Kuchen für alle mitgebracht. Man kann sich von der Schoko- oder Erdbeertorte nehmen und etwas Geld in eine Kasse werfen.

Kurt Steinmann, die „Seele von Drewitz“, wie manche sagen, hat Kuchen für alle mitgebracht. Man kann sich von der Schoko- oder Erdbeertorte nehmen und etwas Geld in eine Kasse werfen. Eine Gruppe von Senioren hat sich am Biertisch um den 77-Jährigen versammelt, manche kennen sich aus dem Altersheim „Katharinenhof“ um die Ecke, andere wohnen direkt in der Konrad-Wolf-Allee, in deren Mitte seit vergangenem Sommer ein lang gezogener schmaler Park die einst mehrspurige Straße verdrängt hat und mit Brunnen und Spielgeräten auch Familien mit Kindern herlockt. Sie alle sind der Einladung vom „oskar“ gefolgt, dem Begegnungszentrum in der Gartenstadt Drewitz. Gemeinsam mit dem Verein „Neue Kulturwege“ hatte „oskar“ zur Veranstaltung „ess.kultur – Tafel im Park“ eingeladen, „damit die Nachbarn miteinander ins Gespräch kommen“, wie Kathleen Walter sagt.

Der neue Park scheint gut angenommen zu werden. „Früher hielt sich hier niemand auf. Jetzt treffen sich die Familien hier. Man sieht die Drewitzer“, sagt die Leiterin vom „oskar“ und freute sich über die lebendige Atmosphäre an der zweireihigen Tafel, aber auch auf den Parkbänken und dem angrenzenden Spielplatz. „Bei solchen Festen sind wir immer hier. Wir gehören zum alten Eisen“, sagt einer der älteren Herren. Nicht schön sei aber, wenn sich abends die Betrunkenen dort treffen und ihre Bierdosen liegen lassen. Auch dass ein Teil der Plattenbauten sein altes Gesicht verloren hat, die Balkone mit Stahlblech verkleidet und mit orangenem Sonnenschutz versehen sind, darin sind sich die Anwohner einig, „passe nicht“. Einige Dutzend Menschen versammeln sich nach und nach um Kuchen und Obstsalat und lauschen zwei Musikern der Kammerakademie Potsdam, die plötzlich von einem der nahen Balkone trompeten. Mitglieder des Festivals „Localize“ kommen vorbei, das im Juli ein paar Blocks weiter Künstlern in zwei leer stehenden Häusern Raum für ihre Installationen bietet. Einen Schokokuchen, bedeckt mit weißem Marshmallow-Schaum, haben sie auch dabei.

Auch eine junge Mutter taucht mit ihren beiden Kindern an der Tafel auf und bekommt einen Becher Kaffee in die Hand gedrückt. Setzen will sie sich aber nicht – sie müsse die Kleinen auf dem Spielplatz beaufsichtigen. Die Kosovo-Albanerin setzt sich dort zu einer Landsfrau und einer Spanierin. „Wir treffen uns oft hier auf dem Spielplatz“, erzählt die 29-Jährige, die seit fünf Jahren in Deutschland lebt, „aber wir kennen nur die Namen von den Kindern.“

Isabel Fannrich-Lautenschläger

Isabel Fannrich-Lautenschläger

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