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Noch ist unklar, wie hoch der Schaden ist - und ob sich die Arbeiten am neuen Bad am Brauhausberg verzögern.

© Stadtwerke Potsdam

Vandalismus am Bad am Brauhausberg: Bad-Baustelle unter Wasser

Unbekannte drehten über Ostern die Wasserleitungen auf der Bad-Baustelle am Brauhausberg auf und setzten damit ein Großteil des Gebäudes unter Wasser. Der Schaden ist enorm - und es könnte Folgen für die geplante Eröffnung geben.

Potsdam - Unbekannte haben auf der Baustelle für das neue Bad am Brauhausberg in der vergangenen Woche mehrere Leitungen aufgedreht und dadurch einen Großteil des Gebäudes unter Wasser gesetzt. Wie die Polizei erst am gestrigen Mittwoch mitteilte, gelangten die Täter zwischen Donnerstagabend und Samstagmorgen auf die durch einen Sicherheitsdienst bewachte Baustelle und öffneten im Gebäude mehrere Wasserhähne. Insgesamt liefen rund 125 Kubikmeter Wasser aus – 125 000 Liter. Das Wasser verteilte sich im Sport- und Freizeitbereich und floss auch in die Untergeschosse. Dort sind nach Angaben der Stadtwerke die Technikräume und die Tiefgarage untergebracht.

Stadtwerkesprecher Stefan Klotz konnte den PNN gegenüber am Mittwoch nicht ausschließen, dass der geplante Eröffnungstermin Ende des Jahres verschoben werden muss. Zu zeitlichen Auswirkungen auf das Gesamtprojekt könne derzeit noch keine definitive Aussage getroffen werden, so Klotz. Am vergangenen Samstag sei der Wasserschaden bemerkt und sofort entsprechende Notmaßnahmen eingeleitet worden. Bislang hieß es stets, dass der Bau des neuen und bis zu 36,2 Millionen Euro teuren Bades gut voranschreite und der Baufortschritt im Zeitplan läge. Erst im Februar hatten sich Tausende das Bad bei einem Tag der offenen Tür angeschaut.

Bislang war das neue Bad am Brauhausberg im Kosten- und Zeitplan

Nun werde daran gearbeitet, den Rohbau wieder zu trocknen, sagte Klotz. Auch würden die entstandenen Schäden durch Versicherungsgutachter im Auftrag der Stadtwerke erfasst. Außerdem prüfen die beteiligten Baufirmen die Schäden an den jeweiligen Materialien. „Daraus werden sich Schätzungen der Kosten ableiten lassen“, so Klotz. Genauere Angaben konnte er auf Nachfrage nicht machen. In den Untergeschossen des Bad-Neubaus sind demnach unter anderem Filter und Pumpen sowie die Wasseraufbereitungsanlagen untergebracht. Inwieweit diese beschädigt seien, müsse jetzt geprüft werden. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden hingegen auf mehrere Tausend Euro. Durch die nun notwendigen Trocknungsarbeiten würden sich voraussichtlich auch die laufenden Arbeiten am Bad verzögern, teilte eine Sprecherin mit.

Rätselhaft bleibt, warum erst jetzt – fast eine Woche nach dem Einbruch – die Öffentlichkeit informiert wurde. Das Bad wird den Stadtwerken zufolge auch an den Feiertagen von einem Sicherheitsdienst bewacht. Ob Kameras auf der Baustelle eingesetzt werden, auf denen möglicherweise die Täter zu sehen sind, konnte Klotz nicht sagen. Die Tatzeit konnte immerhin zwischen Gründonnerstag und dem Samstag vor Ostern auf zwei Tage eingeschränkt werden. Die Polizei erfuhr nach Angaben der Sprecherin erst am Dienstag von dem Vorfall im Badneubau.

Warum der oder die Täter die Hähne aufdrehten und wie sie auf die eigentlich für die Öffentlichkeit gesperrte Baustelle gelangen konnten, konnten weder die Polizeisprecherin noch Stadtwerke-Sprecher Klotz sagen. Auf Fotos war im Inneren des Bades unter anderem ein Graffiti mit dem Schriftzug „ODSKIZ“ zu sehen. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung.

Ähnlicher Fall: Unbekannte setzten Brockessches Palais unter Wasser

Erst Anfang Februar gab es einen ganz ähnlich gelagerten Fall auf einer der prominentesten Baustellen in der Yorckstraße. Unbekannte waren in das Brockessche Palais in der Innenstadt eingebrochen und hatten das Heizungssystem angebohrt, woraufhin das Wasser auslief und die Räume unter Wasser setzte. Hier wurde der entstandene Schaden auf rund 80 000 Euro geschätzt. Im Sommer 2015 war das Richtfest für den Gebäudekomplex mit rund 100 Wohnungen gefeiert worden. Im Oktober 2016 soll es fertig sein.

Auch in Berlin lösten Unbekannte im vergangenen Jahr auf dem Neubau der BND-Zentrale vorsätzlich einen riesigen Wasserschaden aus. Die Täter drehten dort Anfang März mehrere Wasserhähne an bereits aktiven Leitungen ab. Dadurch wurden rund 20 000 Quadratmeter Bürofläche überflutet. Die Räume waren zu diesem Zeitpunkt bereits baulich abgenommen und verschlossen, das Gebäude selbst war besonders gesichert und wurde auch mit Kameras überwacht. Die Polizei hielt in diesem Fall auch einen Anschlag für denkbar, der Verfassungsschutz war in die Ermittlungen eingeschaltet. Bis heute gab es aber keine Festnahmen in dem Fall.

Im Falle des Bad-Neubaus am Brauhausberg müssen nun die Ermittlungen zeigen, ob es sich um einen Anschlag von Gegnern des Neubaus oder um puren Vandalismus handelt.

Stefan Engelbrecht

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