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Fachkräftemangel. Viele Unternehmen suchen Nachwuchs. Andererseits gibt es bundesweit 23 700 unversorgte Jugendliche.

© Hendrik Schmidt/dpa

Landeshauptstadt: Unversorgt und unbesetzt

Jugendliche suchen Lehrstellen: Der steinige Weg vom Hauptschüler zum Azubi

Es sieht aus wie die einfachste Matheaufgabe der Welt. 48 900 Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Und 23 700 Jugendliche haben keinen Ausbildungsplatz, hätten aber gerne einen. Leer ausgehen sollte also niemand, rein rechnerisch. In der Praxis bleiben aber viele Plätze unbesetzt – und Jugendliche unversorgt.

Darunter sind nicht nur Hauptschüler und Jugendliche ganz ohne Abschluss. Für diese Gruppe hat es aber besonders fatale Folgen, wenn sie bei der Ausbildungssuche leer ausgehen: So sind unter Hauptschul-Abgängern zwischen 20 und 34 Jahren 31 Prozent, die dauerhaft ohne Berufsabschluss bleiben. Das geht aus dem Berufsbildungsbericht des Bundesinstituts für Berufsbildung hervor. Betrachtet man alle 20- bis 34-Jährigen, liegt die Quote dagegen nur bei 13 Prozent.

Und doch finden viele Unternehmen keine Azubis – in Branchen, die seit Jahren über Nachwuchsmangel stöhnen. Ein Grund: Oft sind die Bewerber nicht da, wo der Bedarf ist. Es gibt „erhebliche regionale Anpassungsprobleme“, sagt Ulrike Friedrich, Ausbildungsexpertin beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Andere Experten sagen jedoch: Die regionalen Unterschiede allein erklären den Mangel noch nicht. „Ich denke schon, dass das größte Problem bei der Ausbildungsplatzvergabe der Abschluss ist“, sagt Matthias Anbuhl, Leiter der Abteilung Bildungspolitik und Bildungsarbeit beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Vor allem der Hauptschulabschluss sei stigmatisiert. Formale Zugangshürden kennt der Ausbildungsmarkt zwar nicht. In der Praxis gibt es aber doch viele Berufe, in denen Realschüler oder Abiturienten mindestens bevorzugt werden. „Fast die Hälfte der bei der Bundesagentur für Arbeit angebotenen Ausbildungsplätze steht Menschen mit Hauptschulabschluss nicht mehr offen“, sagt Anbuhl.

Andererseits gibt es unbesetzte Lehrstellen oft in den Branchen, die auch Hauptschüler annehmen – sei es in der Gastronomie, im Handwerk oder am Bau. Es ist die Ausbildungsreife, die eine Rolle spielt. „Soziale Kompetenz fällt darunter, Motivation, Biss, Leistungsbereitschaft und auch eine gewisse Zuverlässigkeit“, sagt Ulrike Friedrich. „Wenn ich all das mitbringe, habe ich auch als Hauptschüler gute Chancen.“ Doch genau da hapert es, klagen viele Unternehmen. Inzwischen gibt es auch Fördermaßnahmen, die Jugendliche und Betriebe während der Ausbildung unterstützen: Ausbildungsbegleitende Hilfen oder die Assistierte Ausbildung gehören dazu wie Maßnahmen, mit denen unversorgte Jugendliche noch einen Platz finden sollen. dpa

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