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Fall für Profis. Ein Berliner Büro soll den Workshop zur Biosphäre leiten.

© A. Klaer

Tropenhalle in Potsdam: Biosphäre wird weder Jugendclub noch Bürgertreff

Die Biosphäre in Potsdam wird weder Jugendclub noch Bürgertreff. Im Rathaus einigen sich die Fraktionen auf den Weiterbetrieb der Tropenhalle bis Ende 2019. Eine Berliner Kreativagentur soll bei der Nachnutzung helfen.

Potsdam/Bornstedter Feld - Die lange diskutierte Nutzung der Biosphäre für die Unterbringung von Jugendclubs oder Bürgertreffs im schnell wachsenden Bornstedter Feld ist vom Tisch. Das geht aus aktuellen Protokollen der interfraktionellen Steuerungsgruppe hervor, die über die Zukunft der defizitären Tropenhalle berät.

Die Sitzungsteilnehmer seien sich einig, „dass eine Unterbringung von sozialer Infrastruktur der Biosphärenhalle im weiteren Verfahren nicht weiter betrachtet werden sollte“, heißt es im Protokoll der vergangenen Sitzung, die am 27. April stattfand. Daher stünde auch den Planungen für die noch nötigen Kinder- und Jugendeinrichtungen an der Georg-Hermann-Allee nichts mehr entgegen, heißt es in dem Protokoll, das dieser Zeitung vorliegt. Die Stadtverwaltung bestätigte die Darstellung gegenüber den PNN.

„Tropenhalle, Gastronomie, Kultur, Events, Hotellerie, Edutainment, also jegliche Form von Wissensvermittlung“

Stattdessen solle es nun für die Halle einen Konzeptworkshop geben – inklusive einer Potentialanalyse für die Biosphäre und ihr Marktumfeld sowie der Entwicklung eines „plausiblen und wirtschaftlichen Nutzungskonzepts“. Bis November könne dieses Verfahren abgeschlossen sein, heißt es in dem Papier. In einer neuen Vorlage für die Stadtverordneten ergänzte die Bauverwaltung, dass in die Untersuchungen zu den Nachnutzungsmöglichkeiten auch das Gelände im Umfeld der Halle einbezogen werde. Zugleich empfehle die Arbeitsgruppe auf Grundlage der Konzeptarbeit, dass der Vertrag für die kommunale Betreibergesellschaft der Tropenhalle bis Ende 2019 und damit um ein weiteres Jahr verlängert werden soll, hieß es. Entsprechende Haushaltsmittel seien dafür schon eingeplant, so die Verwaltung.

Der Abschied von der Idee, die Tropenhalle aufzugeben und für die soziale Infrastruktur im Stadtteil zu nutzen, hatte sich zuletzt in vielerlei Hinsicht angedeutet. Erst am Wochenende hatte der Chef des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld, Bert Nicke, im PNN-Interview den besagten Konzeptworkshop für die Tropenhalle angekündigt, den ein Berliner Büro für Erlebnis- und Eventarchitektur fachlich begleiten soll. Denkbar sei alles: „Tropenhalle, Gastronomie, Kultur, Events, Hotellerie, Edutainment, also jegliche Form von Wissensvermittlung.“ Von sozialer Infrastruktur war da schon nicht mehr die Rede. Bereits Anfang Mai hatte auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg angedeutet, dass der Ansatz zur sozialen Infrastruktur in der Tropenhalle nicht weiter verfolgt werde.

Bund der Steuerzahler hat die Biosphäre schon mehrfach als Beispiel für Verschwendung öffentlicher Mittel gebrandmarkt

Auch das beauftragte Büro wurde am Montag bekannt: Es handelt sich um die mehrfach preisgekrönte Kommunikationsagentur dan pearlman, die etwa schon im Auftrag der Lufthansa oder für den Mobilfunkanbieter O2 gearbeitet hat. Zudem bestehen nach Angaben der Firma diverse Erfahrungen bei der Konzeption von Tierparks und Erlebnisparks, etwa in Berlin, Köln oder Hannover.

Seit Jahren schon debattieren die Stadtverordneten über die Zukunft der Biosphäre. Verschiedene Nutzungskonzepte, darunter als Schule, scheiterten bisher vor allem an hohen Betriebs- und Umbaukosten. Zugleich hatte der Bund der Steuerzahler die für 29 Millionen Euro errichtete Biosphäre schon mehrfach als Beispiel für Verschwendung öffentlicher Mittel gebrandmarkt – auch weil die Stadt bisher rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr für den Betrieb zuschießen muss. Im vergangenen Jahr hatten dann die Stadtverordneten, allen voran die Spitzen der SPD- und CDU-Fraktion, ein Werkstattverfahren zur Zukunft der Halle durchgesetzt – gegen den erklärten Willen von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der die Halle so wie sie ist erhalten will. Dagegen hatte SPD-Fraktionschef Pete Heuer auch noch nach der besagten Arbeitsgruppensitzung einschränkend erklärt, wenn die Biosphäre nicht aus den roten Zahlen komme, müsse über soziale Infrastruktur in dem Haus wieder nachgedacht werden.

Laut Bauverwaltung sollen die Stadtverordneten am Mittwoch in einer Woche im Hauptausschuss über das weitere Vorgehen zur Tropenhalle beraten. Dann soll es auch darum gehen, welche Infrastruktur noch für das Bornstedter Feld nötig und wünschenswert ist.

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Kommentar: Neue Hoffnung: PNN-Redakteur Henri Kramer freut sich, dass in der Debatte um die Zukunft der Biosphäre endlich Profis mitreden dürfen. 

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