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Lange haltbar. Eine Mitarbeiterin der Berliner Wasserbetriebe zeigt einen Beutel mit einem Liter Trinkwasser. In der Bundeshauptstadt ist das saubere Wasser für Krisenfälle vorrätig – in Potsdam bisher nicht.

© R. Schlesinger/dpa

Landeshauptstadt: Trinkwasser im Beutel für den Notfall

Potsdam versorgt seine Bürger bisher nicht mit Trinkwasserbeuteln im Falle einer Notsituation. Berlin macht das bereits. Die Potsdamer EWP legt sich jetzt einen Vorrat an.

In Potsdam soll künftig in Notfällen Trinkwasser in Beuteln an die Bürger ausgegeben werden. Die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) prüft derzeit, wie die Trinkwasserbeutel bei Bedarf schnell an die Potsdamer verteilt werden können. „Die möglichen Varianten werden jetzt bewertet“, sagte EWP-Sprecher Stefan Klotz auf PNN-Anfrage.

Dass die Stadtwerke-Tochter EWP sich einen Trinkwasservorrat anlegt, ist eine Konsequenz aus der jüngsten Verunreinigung des Leitungswassers, von der rund 10 000 Babelsberger betroffen waren. In dem Wasser waren bei Proben coliforme Keime und Escherichia coli gefunden worden. Fast zwei Wochen lang galt für mindestens 3700 Haushalte ein Abkochgebot: Trinkwasser, das zum Trinken, zum Kochen, zum Zähneputzen oder zur Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, benutzt werden sollte, musste zuvor drei Minuten lang abgekocht werden. Viele Babelsberger gingen dazu über, Wasser für den täglichen Gebrauch im Supermarkt zu kaufen. Von der EWP gab es keine Unterstützung – auch nicht für besonders vom Abkochgebot betroffene Einrichtungen wie Kindergärten oder Gaststätten.

In Berlin ist das anders: Als Ende vergangener Woche in Spandau coliforme Keime im Trinkwasser festgestellt worden waren, versorgten die Berliner Wasserbetriebe Spandauer Bürger, aber vor allem Pflegeheime und Kindergärten, mit Trinkwasser in Ein-Liter-Beuteln. 1500 Beutel seien in den drei Tagen, in denen das Trinkwasser verunreinigt war, verteilt worden, sagte Wasserbetriebe-Sprecher André Beck. Betroffen waren 200 000 Spandauer, Einrichtungen wurden direkt mit den Wasserbeuteln beliefert, Bürger konnten sie sich an einem zentralen Ort abholen. Die Notwasser-Beutel seien „Bestandteil von modernem Katastrophenmanagement“, so Beck. Zwar sei ihr Einsatz begrenzt – so könnten nicht sofort 200 000 Menschen versorgt werden – doch nach Ansicht der Berliner Wasserbetriebe haben sich die Beutel bewährt. So sei vor einem Jahr von Berlin aus das überflutete Görlitz mit Trinkwasser versorgt worden. 117 500 Beutel seien in die sächsische Stadt an der Neiße geliefert worden, wo 56 000 Menschen wegen der Flut kein Wasser hatten.

Abgefüllt wird das Berliner Notwasser mit einer mobilen Maschine, die derzeit am Wasserwerk Friedrichshagen stehe, sagte Wasserbetriebe-Sprecher Beck. Dort kommt das mit Silbersulfatlösung stabilisierte – also haltbar gemachte – Wasser in Schlauchbeutel aus Plastik. Darin sei das Wasser dann nach Angaben des Herstellers fünf bis zehn Jahre haltbar, so Beck. In Berlin seien die Notfallbeutel „dezentral vorrätig“ und würden auch eingesetzt, wenn es beispielsweise wegen eines Rohrbruchs in einem Straßenzug kein Wasser gebe.

Der Potsdamer EWP hatten die Berliner Wasserbetriebe angeboten, angesichts des verkeimten Wassers die Babelsberger mit den Trinkwasserbeuteln zu versorgen. Dies habe die EWP aber abgelehnt, teilte Sprecher Klotz mit, denn „der Einsatz der Beutel wäre zu einem relativ späten Zeitpunkt gekommen“ und so als „Zeichen der Verschärfung“ wahrgenommen worden, wo doch die Anzahl der Keime im Wasser bereits zurückgegangen sei. Klotz wies auch darauf hin, dass die Berliner Wasserbetriebe bei ihrem Wasserbeutel-Einsatz in Spandau „nur einen geringen Anteil der Kunden“ erreicht hätten. Eine Entschädigung ihrer Babelsberger Kunden, denen durch ständiges Abkochen und Wasser-Einkauf möglicherweise Kosten entstanden sind, wollte die EWP nicht pauschal zusagen. Jeder „derartige Vorgang“, der bei der EWP eingehe, werde aber „geprüft und beantwortet“. Sabine Schicketanz

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