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Landeshauptstadt: Tradition mit Zukunft

Rund 20 000 Besucher beim 7. Böhmischen Weihnachtsmarkt / Für 2007 Erweiterung geplant

Babelsberg – Die rote Weihnachtsmannhose spannt sich über dem kugeligen Bauch und hält nur dank der gepunkteten Hosenträger. Im Gesicht des Weihnachtsmannes prangt eine Knollnase. In Holzpantinen schlurft Locci über den Weberplatz und notiert sich die Wünsche der Kinder. Der clowneske Weihnachtsmann gehört zum Böhmischen Weihnachtsmarkt inzwischen genauso dazu wie die historische Musik böhmischer Spielleute.

Zwei Tage lang hatte der traditionsreiche Markt, der zum siebten Mal stattfand, am Wochenende geöffnet. Rund 100 Händler, Künstler und Handwerker waren gekommen, davon etwa 20 aus Tschechien, um in historischen Kostümen und mit alten Werkzeugen ihre von Hand gefertigten Waren zu präsentieren. „Wir haben dieses Mal etwas kleinere und dafür zahlreichere Stände, um noch mehr Vielfalt zu bieten“, sagte Eberhard Heieck von der Veranstaltungsagentur Coex, die den Weihnachtsmarkt zusammen mit der Aktionsgemeinschaft Babelsberg und dem Sanierungsträger Stadtkontor sowie mit Hilfe vieler Sponsoren organisiert hat.

Die Besucher strömten auf den Weberplatz, um böhmische Handwerkskunst hautnah zu erleben. Traditionelle Musik, Mistelzweige sowie der Duft von Holzkohle und Glühwein ließen Weihnachtsstimmung aufkommen. Bei Astrid Wittkopp etwa blieben immer wieder Menschen stehen, um sich den 300 Jahre alten Webstuhl anzusehen oder beim Spinnen und Färben zuzuschauen. „Das ist hier ein sehr interessiertes Publikum“, schwärmte die Textilkünstlerin aus der Prignitz. Mar Dietrichson war aus Stralsund angereist, um am Nachbau einer Schmiede aus dem 12. Jahrhundert vorzuführen, unter welchen Bedingungen die Messerschmiede damals arbeiteten.

Burkhard Baese, Sprecher der Aktionsgemeinschaft Babelsberg schätzt, dass rund 20 000 Menschen zum Weihnachtsmarkt kamen, der nach Einschätzung von Oberbürgermeister Jann Jakobs „durch seinen Bezug auf die böhmischen Einwanderer, die Babelsberg geprägt haben, einer der schönsten Weihnachtsmärkte Potsdams“ ist. Für 2007 planen die Organisatoren, den Markt von Freitag bis Sonntag stattfinden zu lassen: „Vielleicht können wir uns ja noch in Richtung Karl-Liebknecht-Straße ausdehnen“, so Baese.

Musikalischer Höhepunkt war das Böhmische Weihnachtsoratorium am Samstag in der fast voll besetzten Friedenskirche. Solisten, Kammerchor und Kammerorchester aus Prag führten die „Tschechische Hirtenmesse“ von J.J. Ryba vor rund 500 Zuhörern auf. Um die Künstler zu „Botschaftern Babelsbergs“ zu machen, hatten die Veranstalter sie vorher in den Ratskeller eingeladen. Jugendliche der Babelsberger Singschule sangen den tschechischen Künstlern dort etwas vor – diese antworteten musikalisch.

Die Idee zu diesem persönlichen kulturellen und künstlerischen Austausch hatte Yvonne Pachl, die Leiterin des Kulturhauses Babelsberg, das erstmals als Mitveranstalter dabei war. Im weihnachtlich geschmückten Rathaus rundeten Puppentheater sowie Back- und Bastelangebote für Kinder den Weihnachtsmarkt ab. Tanzpädagogin Ellen Lehmann schwebte als Dornröschen mit kleinen Rittern und Prinzessinnen durch die Räume. Für die Älteren gab es abends Jazz. Nachdem anfangs nur vereinzelt Besucher den Weg ins Rathaus fanden, wurde es richtig voll, als der Lampionumzug vom Weberplatz vor dem Kulturhaus halt machte. Weihnachtsmann Locci hatte die Menge dorthin gelotst, die mit einem Bonbonregen vom Rathausbalkon belohnt wurde. Dort konnte er sich dann auch gleich noch einen Wunsch notieren: „Wir wollen auf jeden Fall 2007 wieder mitmachen“, sagte Yvonne Pachl.

Maren Herbst

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