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Zeit zum Füttern: Eine Katze im Beelitzer Pfötchenhotel.

© Marco Zschieck

Tierheim: Viel Platz – und kein Hundegebell

Weil es in der Landeshauptstadt kein Tierheim gibt, werden Potsdams Fundtiere in Beelitz versorgt

Beelitz - Wackeldackel in sechs verschiedenen Farben können die Besucher des Beelitzer Pfötchenhotels gleich gegenüber der Rezeption aussuchen. Doch eigentlich geht es hier um ganz lebendige Tiere. Neben dem eigentlichen Geschäft als Pension für Tiere, deren Besitzer in den Urlaub fahren und sie zur Betreuung abgeben, ist das Pfötchenhotel auch für die Potsdamer Fund- und Verwahrtiere zuständig. Das ist so, weil die Landeshauptstadt seit 2008 kein Tierheim mehr hat und die kommunale Pflichtaufgabe wiederholt ausschrieb. Zum zweiten Mal erhielt das Pfötchenhotel im September 2010 dafür den Zuschlag. Die Stadt muss sich um herrenlose Tiere, die im Stadtgebiet gefunden werden, kümmern und hat diese Aufgabe an die Beelitzer vergeben. Auch mehrere Kommunen aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark arbeiten mit dem Pfötchenhotel zusammen. Auch werden hier Potsdamer Tiere verwahrt, die wegen einer Anordnung des Ordnungs- oder Veterinäramtes nicht mehr bei ihren Besitzern bleiben können.

Derzeit sind etwa 50 Fund- und Verwahrtiere aus Potsdam vorübergehend auf dem Gelände im Beelitzer Ortsteil Schönefeld untergekommen. Eines davon ist Bonny. Die etwa drei Jahre alte Rottweilerdame wartet seit Oktober auf einen neuen Besitzer. „Der vorherige Besitzer kam mit ihr nicht mehr klar“, so Katja Stephan, die in der Geschäftsleitung des Pfötchenhotels für die Heimtiere zuständig ist. Mittlerweile sei Bonny ruhiger geworden, mit anderen Hunden verträgt sie sich aber nach wie vor nicht. Wenn Besucher kommen, muss Bonny vorsichtshalber einen Maulkorb tragen. „Ihr muss man Grenzen setzen“, so Tierpflegerin Alisha Stendel. Die 24-Jährige ist eine von 25 Mitarbeitern des Pfötchenhotels und arbeitet täglich mit Tieren wie Bonny.

Tägliche Beschäftigung und Training bekomme besonders den schwierigen Fällen gut. Oft fehlte es den Vorbesitzern an Geduld oder Zeit, um sich um ihre Tiere richtig zu kümmern, so Katja Stephan. Bis zu vier Stunden täglich können sich die Hunde im Pfötchenhotel an der frischen Luft verausgaben. Es gibt sieben Ausläufe. Der größte ist einen ganzen Hektar groß. „Wenn sie ausgelastet sind, entwickeln sie auch keine Aggressionen“, sagt Stephan. Auf dem Hof der Tierpension ist so gut wie kein Gebell zu hören. Die Hunde in den Freigehegen schauen entspannt den wenigen Besuchern nach oder spielen mit ihren Artgenossen. Im Inneren des Gebäudes für die Fund- und Verwahrtiere sind ganz normale Zimmer, in denen die Hunde und Katzen in Gruppen oder einzeln untergebracht sind. In anderen Tierheimen gebe es hingegen Hundezwinger, die durch Gitter oder Glaswände getrennt seien. „Da sehen sich die Tiere. Wird ein Hund aggressiv, bellen bald alle“, so Stephan. „Bei uns ist es da vergleichsweise idyllisch.“

Doch auch wenn es mal lauter werden sollte, würden keine Anwohner gestört. Erst einen guten Kilometer entfernt in Schönefeld steht das nächste Wohnhaus. Einzig die direkt auf dem Gelände wohnenden Mitarbeiter würden etwas hören. Im Gebäude gleich neben der Einfahrt wohnen unter anderem die Auszubildenden. Einer davon ist der 18-jährige Fabian Blaszyk. Er führt ein Sorgenkind des Pfötchenhotels Gassi. Der etwa fünf Jahre alte Hütehundmischling, der den Namen Lamborghini trägt, hat es in seinem Hundeleben lange nicht leicht gehabt: Die Vorbesitzer des zutraulichen Tieres waren zwanghafte Tiersammler und hatten insgesamt 20 Hunde, kümmerten sich jedoch nicht um sie. Lamborghini wurde zwar gerettet, ist aber erblindet. Seit September 2011 wartet er nun in Beelitz auf einen neuen Besitzer.

Meistens geht die Vermittlung schneller. „Gerade die Fundtiere werden meist innerhalb von zehn Tagen abgeholt“, sagt Katja Stephan. Häufig werden sie von ihren Besitzern gesucht. Das Pfötchenhotel zeigt alle Fund- und Verwahrtiere auf seiner Internetseite. „Ein Foto ist das erste, was wir machen, wenn ein Tier neu zu uns kommt“, so Stephan.

Vor Kurzem konnte so eine Berliner Familie glücklich gemacht werden. Zwei Jahre nachdem sich ihr Kater in der Hauptstadt davon gemacht hatte, fand er sich in Potsdam an und die Besitzer entdeckten ihn im Internet. Die Vermittlungsquote liege bei nahezu 100 Prozent. „Hierher kommen viele Tierfreunde“, so Stephan. Neben der Tierpension gibt es auch eine Hundeschule. Oft finden Fundtiere als Zweittier einen neuen Besitzer.

Außerdem kommen die Mitarbeiter auch nach Hause, wenn jemand gern ein Tier aufnehmen möchte, aber nicht nach Beelitz kommen kann. Dann wird geprüft, ob ausreichend Platz vorhanden ist und der neue Besitzer geeignet ist. Falls sich in den ersten sechs Monaten dann doch noch der Vorbesitzer meldet, kann er sein Tier zurückholen.

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