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Noch vor einer Woche protestierten Tierfreunde vor dem Rathaus Potsdam, nun protestieren sie im Internet.

© Manfred Thomas

Tierheim Potsdam vor dem Aus: Tierschützer machen Druck im Internet

Das Tierheim Potsdam hat herbe Rückschläge in den vergangenen Tagen erlitten. Eine Online-Petition fordert nun von der Stadt mehr Unterstützung und die Herausgabe von Spendengeldern für den Tierheim-Neubau. Und findet viele Unterstützer.

Potsdam - Nachdem der Bau eines neuen Tierheims auf dem Sago-Gelände in eine schwere Krise geraten ist, versuchen Tierschützer jetzt, den Druck auf die Stadtverwaltung zu erhöhen. Im Internet ist bei www.change.org, der nach eigenen Angaben weltweit größten Petitionsplattform, ein Aufruf an die Stadt gestartet worden, den bis Sonntagabend mehr als 1650 Unterstützer unterzeichnet haben – innerhalb von nur wenigen Tagen.

Die Online-Petition finden Sie HIER.

Den Aufruf startete die Potsdamerin Bea Schindler. Die Forderung an die Verwaltung ist dabei klar formuliert: „Unterstützen Sie den Tierheimbau in Potsdam durch den hiesigen Tierschutzverein und geben Sie die Spendengelder der Potsdamer Bürger für den Bau eines Tierheimes für Potsdam frei!“

Zum Hintergrund: Es geht nach Angaben der Stadt um genau 131 392,75 Euro, die schon vor Jahren für den Bau eines Tierheims gesammelt und seinerzeit vom Tierschutzverein (TSV) verwaltet worden waren. Seitdem dessen früherer Vertrag zum Betrieb des alten Tierheims am Wildpark vor knapp acht Jahren vom Sozialdezernat gekündigt wurde, werden die Spenden treuhänderisch von der Stadt verwaltet. Nun will der TSV ein neues Tierheim auf dem von der Stadt gekauften Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee bauen – doch die Gelder bekommt er vorerst nicht überwiesen.

Zwar seien die Spenden zweckgebunden für ein Tierheim, räumte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) jüngst vor den Stadtverordneten ein. Im rechtlichen Sinne bedeute dies aber, dass in einer entsprechenden Einrichtung auch die Potsdamer Fundtiere betreut werden müssten. Dies ist aber nicht der Fall.

Vorwurf: Die Stadt torpediere Tierheim-Pläne

Nach der Insolvenz des Pfötchenhotels in Beelitz – dort wurden die Fundtiere über Jahre betreut – hat die Stadt Potsdam für dieses Jahr einen Vertrag mit dem Tierheim in Zossen abgeschlossen. Die Spenden für ein neues Tierheim könnten nach Auffassung der Stadt also erst ausgezahlt werden, wenn die kommunale Pflichtaufgabe der Fundtierbetreuung erneut ausgeschrieben wird und der TSV die Ausschreibung für sich entscheidet. Laut der neuen Petition ist dies ein Beispiel dafür, wie die Stadt den Bau eines Tierheims „mit allen Mitteln torpediert“. Dies geschehe, obwohl der Wunsch nach einem Tierheim eines der größten Anliegen der Potsdamer Bevölkerung sei, wie es weiter heißt. Mehrfach hatte die Forderung nach einem Tierheim beim alljährlichen Bürgerhaushaltsverfahren die größte Unterstützung erfahren. Derzeit steckt der Tierheim-Bau wie berichtet erneut in der Krise. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass das Gelände seit einem Jahr eine Trinkwasserschutzzone ist, was neue Auflagen für den Betrieb bedeutet. Zudem hatte zuletzt die Kommunalaufsicht erhebliche Vorbehalte gegen den Verkauf des Sago-Geländes von der Stadt an den TSV formuliert.

Der Verein hat das Gelände für rund 120.000 Euro erworben, es gab aber mit mehr als 200.000 Euro ein weiteres, wesentlich höheres Kaufangebot. Nun muss der TSV womöglich mehrere Zehntausend Euro nachzahlen, um die Differenz auszugleichen – das jedenfalls wird gerade im Rathaus geprüft. Die Stadtverwaltung hatte die Kommunalaufsicht nach eigenen Angaben eingeschaltet, weil ein Geschäft generell genehmigungspflichtig sei, wenn ein städtisches Grundstück unter dem Verkehrswert oder dem abgegebenen Höchstgebot veräußert werde. Den Verkauf hatten die Stadtverordneten mit einer Entscheidung im Hauptausschuss Ende 2013 möglich gemacht.

Unterdessen übte der Stadtverordnete und Ex-CDU-Fraktionschef Horst Heinzel deutliche Kritik an TSV-Chef Niklas Wanke. Bei Facebook schrieb er, man solle auch die Rolle des Vorsitzenden hinterfragen: „Er ist im Umgang mit Personen die nicht gleich seiner Meinung sind nicht sehr zimperlich.“ Und: „Ohne ihn wären manche Probleme nicht aufgetreten bzw. hätten zum Vorteil des Tierschutzvereins besser gelöst werden können.“ Dennoch werde er sich weiter für den Verein einsetzen. Heinzel sitzt auch im Tierheimbeirat der Stadt. Wanke erklärte dazu auf PNN-Anfrage, Heinzel sei ohne Zweifel sehr tierlieb und könne viel Gutes tun: „Da sollen um der guten Sache willen alte Differenzen keine Rolle mehr spielen. Ich würde mich freuen, wenn Herr Heinzel das direkte Gespräch mit mir suchen würde.“

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