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Neue Technik: Der 3D-Drucker in der Stadt- und Landesbibliothek.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Tassen aus dem Printer

Die Potsdamer Bibliothek hat sich einen 3D-Drucker angeschafft – die Nutzer können an dem Gerät üben

Er ist nicht viel größer als eine Mineralwasserkiste, sieht weiß aus und trägt an der Rückseite etwas, das so aussieht wie eine kleine Kabeltrommel. Seine Aufgabe: Er druckt. Doch nicht nur Buchstaben, sondern auch Griffe, Lesezeichen, Spielfiguren, Murmeln und Unzähliges mehr. „Ultimaker 2“ heißt dieser Tausendsassa. Es ist ein 3D-Drucker. Mit ihm kann man dreidimensional drucken, also Gegenstände herstellen.

Die Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek ist seit wenigen Monaten Besitzerin eines solchen Druckers. Am Samstag wurde das Hightech-Gerät im Bildungsforum am Platz der Einheit öffentlich vorgestellt. Es seien ihr nur ganz wenige Bibliotheken in Deutschland bekannt, die ein solches Gerät bislang angeschafft hätten, sagte Bibliothekschefin Marion Mattekat. „Wir möchten hier ein Experimentierfeld sein“, erläuterte sie den Anspruch an die künftige Nutzung des Druckers durch die Besucher der Bibliothek. Das 2 300 Euro teure Gerät wird in der sogenannten Lernwerkstatt im ersten Obergeschoss der Bibliothek zu finden sein. Künftig sollen sich Besucher hier in speziellen Veranstaltungen mit der neuen Technik vertraut machen können. Immer mittwochs ab 16.30 Uhr werden im wöchentlichen Wechsel Einführungskurse und Workshops stattfinden. Eine Anmeldung ist nur für die Workshops erforderlich.

Doch wie funktioniert so ein Gerät? Spezielle Software ermöglicht es dem Nutzer, auf dem Computer den zu druckenden Gegenstand zu entwerfen. Zugleich gibt es im Internet auch jede Menge vorgefertigte Formen, auf die man zurückgreifen kann, darunter kleine Spielzeugastronauten oder sogar Nachbildungen menschlicher Körperteile oder Organe, wie beispielsweise ein Gebiss oder das Gehirn. Auch die Software, die erforderlich ist, damit „Ultimaker 2“ auch versteht, was er drucken soll, kann man sich kostenlos im Internet besorgen, wie Mario Parade vom Wissenschaftsladen Potsdam bei der Vorstellung des Druckers erläuterte. Hat man sein Druckobjekt ausgewählt und entsprechend im Rechner bearbeitet, werden die Objektdaten auf einer SD-Karte gespeichert. Die Speicherkarte steckt man anschließend in den 3D-Drucker, der sich dann an die Arbeit machen kann. Häufig werden als Material, aus dem der zu druckende Gegenstand bestehen soll, Polylactide (PLA) verwendet. Doch zwingend ist das nicht. Sogar erste Geräte für den Druck von Lebensmitteln wurden bereits entwickelt. Eine Geburtstagstorte mit dem detailgetreuen Konterfei des Jubilars wäre auf diese Weise in Zukunft wohl möglich. „Mit allen Lebensmitteln, die in der Tube sind, kann man auch drucken“, erklärte Mario Parade.

Bei der Vorstellung von „Ultimaker 2“ in der Bibliothek – im Wissensforum in der Straße Am Kanal – wurde als Werkstoff für die Druckobjekte PLA verwendet. Der aus Milchsäuremolekülen bestehende Kunststoff sieht in diesem Anwendungsbereich ein wenig aus wie eine lange Wäscheleine und wird auf die „Kabeltrommel“ des 3D-Druckers an der Rückseite des Gerätes aufgewickelt. Der Anfang der langen Kunststoffschnur steckt in einer Düse, in der das Material während des Druckvorgangs schmilzt. Und eben diese schmelzende Masse wird schichtweise auf ein Trägermedium aufgetragen. Wie von Geisterhand bewegt, arbeitet sich die Düse – entsprechend dem auf der SD-Karte befindlichen Bauplan – Schicht für Schicht vor. Etwas Zeit muss man für diesen Druckspaß allerdings mitbringen: Eine kleine Kunststofftasse von der Größe eines Puppengeschirrs dauert in der Produktion etwa 20 Minuten.

Ganz neu ist diese Drucktechnologie nicht. Seit rund 20 Jahre existierten solche Maschinen, erläuterte Parade. Damals hätten sie allerdings noch 20 000 Euro und mehr gekostet, so der Fachmann. Auch in der Medizin sollen diese Drucker in der Zukunft zum Einsatz kommen. Forscher tüfteln seit Jahren daran, wie man auf diese Weise Gewebe aus zuvor gezüchteten einzelnen Zellen herstellen kann. Später einmal soll es möglich werden, ganze Organe im 3D-Drucker herzustellen. Doch wie meistens hat auch diese Technologie ihre Kehrseite: Tüftlern ist es bereits gelungen, Schusswaffen aus Plastik zu drucken. Für jeden Sicherheitsdienst ein Albtraum, denn Plastikwaffen können freilich nicht von Metalldetektoren erkannt werden. Die Präzision und Haltbarkeit derartiger Knarren soll allerdings recht gering sein.

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