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Giftiges Schuldach. Das Helmholtz-Gymnasium in der Kurfürstenstraße.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Suche nach den Verantwortlichen

Nach dem Giftfund im Dach der Schulaula eines Gymnasiums berät die Stadt über Konsequenzen. Für Schüler und Lehrer bestand keine Gefahr. Der KIS sieht die Schuld beim Generalplaner

Innenstadt - Wegen Pfuschs und der Verzögerung bei der Sanierung des Helmholtz-Gymnasiums gerät der von der Stadt beauftragte Generalplaner zunehmend in die Kritik. Bei den Untersuchungen liege das Hauptaugenmerk zu dem Vorgang auf diesem Unternehmen, sagte der Chef des Kommunalen Immobilienservice (KIS), Bernd Richter, am Donnerstag auf PNN-Anfrage. Details zu der Firma – es handelt sich nach PNN-Informationen um eine sächsische Architektengemeinschaft – nannte er aus Datenschutzgründen nicht. Betrug oder sonstige strafbare Handlungen könne man derzeit aber ausschließen, betonte Richter – es gehe eher um eine „Schlecht- oder Minderleistung“. Insofern prüft die Stadt Schadensersatzansprüche, aber auch interne Versäumnisse im KIS. Die PNN geben einen Überblick über die Situation.

Was ist passiert?

Wie berichtet ist im Dachgebälk über der Aula der Schule in der Kurfürstenstraße der giftige Schadstoff DDT in deutlich erhöhter Konzentration gefunden worden – trotz einer laut Richter „vermeintlich abgeschlossenen Schadstoff-Untersuchung und -Sanierung“. Unter anderem muss deswegen auch die Eisenhart-Grundschule noch einmal mehrere Monate länger in ihrer provisorischen Unterkunft in der Gutenbergstraße bleiben.

Richter präzisierte am Donnerstag die bisherige Darstellung. Anlass für die Untersuchung seien nach Hinweisen aufgekommene Zweifel gewesen, ob in dem Bereich noch Schadstoffe sein könnten. Bis dato sei man davon ausgegangen, dass der Bereich schadstofffrei sei – man habe den Generalplaner schließlich damit beauftragt, genau dies vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten 2013 sicherzustellen. Das sei offensichtlich nicht erfolgt. Bei der betroffenen Firma kannte man am Donnerstag die Entwicklungen in Potsdam noch nicht. Man müsse sich dazu beraten, sagte ein Mitarbeiter des Büros gegenüber den PNN lediglich.

In den betroffenen Schulen ist jedenfalls die Verärgerung groß. Holger Fehse, Vize-Direktor des Helmholtz-Gymnasiums, sagte, zwar könne man den Unterricht weiter fortführen – allerdings sei man durch die noch einmal verlängerten Bauarbeiten in räumlicher Hinsicht weiterhin eingeschränkt: „Die Bedingungen sind nicht optimal.“ Besonders würden Übungsräume fehlen, etwa für musische Fächer – ein besonderes Profilmerkmal der Schule. Die Aula selbst sei bis Mitte 2012 genutzt worden. Der Chef des Freundeskreises des Gymnasiums, Dieter Hütte, sagte, man könne nur hoffen, dass die Belastung nicht so hoch war, dass Schüler und Lehrer früherer Generationen geschädigt wurden.

Waren Schüler gefährdet?

Richter sagte, bis zur Sanierung des Daches sei der kontaminierte Bereich nach seiner Kenntnis immer konsequent von der Aula abgeschottet gewesen. Insofern gehe auch der von der Stadt inzwischen beauftragte Gutachter davon aus, dass es vor der Sanierung keine DDT-Konzentration in gesundheitsgefährdendem Ausmaß gegeben habe. Mit den Arbeiten habe sich das geändert.

Es seien in den betroffenen Bereichen der Schule vereinzelt Konzentrationen von bis zu 200 Milligramm DDT pro Kilogramm im Hausstaub gemessen worden. Laut dem Umweltbundesamt wird ab 100 Milligramm Belastung ein Handlungsbedarf gesehen. Vize-Direktor Fehse sagte, wegen der noch laufenden Sanierung könne die Aula derzeit ohnehin nicht betreten werden. Zudem sind die betroffenen Bereiche nun gesperrt worden. Wegen des Schadstofffundes verzögert sich die für den Sommer geplante Fertigstellung um unbestimmte Zeit – nächste Woche soll feststehen, wie viele Wochen oder sogar Monate es werden könnten.

Für 300 Eisenhart-Grundschüler bedeutet dies, dass sie frühestens in den Herbstferien zurück auf ihren eigentlichen Standort auf dem Schulcampus neben dem Helmholtz-Gymnasium ziehen können. Schulleiterin Andrea Wagner sagte den PNN: „Ich wünsche mir nun schnellstmöglich genaue und verlässliche Informationen zum weiteren Zeitplan – für unsere Schüler bedeutet die Verzögerung, weiter in unserem Übergangsobjekt in der Gutenbergstraße bleiben zu müssen, dessen Enge und baulichen Zustand wir gehofft haben, nun im Sommer hinter uns lassen zu können.“ 2011 hatte die Eisenhart-Schule wegen der Arbeiten auf dem Campus in der Kurfürstenstraße umziehen müssen – eigentlich sollten die Arbeiten schon im vergangenen Jahr beendet sein. Die Stadt investiert insgesamt 19,3 Millionen Euro.

Welche Probleme gibt es noch?

KIS-Chef Richter zufolge sind Probleme bei dem im vergangenen November offiziell eröffneten Klassenhaus des Helmholtz-Gymnasiums in den vergangenen Tagen kurzfristig gelöst worden. So habe die Bauaufsicht die komplette Mensa für die Nutzung freigegeben, sagte Richter. Ebenso sei nunmehr eine bis dato noch nicht funktionierende Brandmeldeanlage aufgeschaltet worden.

Fehse sagte, sieben Monate lang hätten die Schüler den Speisesaal zwar betreten können – allerdings sei der Bereich der Speisenzubereitung nicht nutzbar gewesen. Auch ansonsten gebe es noch Mängel, etwa wegen fehlender Technik, einem zu schwachen Internet und noch nicht vorhandenen Sitzen im Schulhaus.

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