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Drei Ärzte haben noch vor ihrem Einzug in das Gebäude in Babelsberg wieder gekündigt.

© privat

Streit um saniertes Ärztehaus in Potsdam: Drei Ärzte haben ihren Einzug abgesagt

Die Sanierung des Ärztehauses Babelsberg verzögert sich. Drei Ärzte haben daher noch vor dem Einzug gekündigt.

Potsdam - Die Sanierung des seit Monaten eingerüsteten Eckhauses gegenüber dem historischen Rathaus Babelsberg geht voran – wenn auch etwas langsamer als geplant. Statt Ende dieses Jahres sollen die Arbeiten an dem Ärztehaus über der Lindenapotheke nun im Frühjahr abgeschlossen werden. Aus Furcht, dass ihre Praxis im Dachgeschoss nicht rechtzeitig fertig werden könnte, haben die Allgemeinärzte Katrin und Ulrich Wüllenkemper sowie Kirsten Radtke ihren geplanten Umzug dorthin nun abgesagt, ihren Mietvertrag wieder gekündigt – und die Gemeinschaftspraxis bleibt im Strahleninstitut in der Kopernikusstraße.

Die Darstellungen der Ärzte und des Eigentümers gehen auseinander

Ob die Befürchtung der drei Ärzte begründet ist oder nicht – darüber geht deren Sicht und die des Inhabers, des Apothekers Hartmut Kulka, indes auseinander. Fakt ist, dass die Sanierung sich an einigen Stellen als recht aufwendig erwies. Vor allem die Fassadenarbeiten und das Dach seien eine Herausforderung gewesen, erklärte Kulka den PNN. Er ist der Inhaber der Lindenapotheke, die seit 2004 unten im Haus sitzt, und seit 2017 gemeinsam mit seiner Frau auch Eigentümer des Gebäudes. Als das 1906 erbaute Haus an allen Ecken zu bröckeln begann, kaufte er es von einer jüdischen Erbengemeinschaft. Seit Frühjahr saniert er es wie berichtet nach historischem Vorbild mit Hilfe von Eigenkapital und 200 000 Euro Fördermitteln aus dem städtebaulichen Denkmalschutz. Das Gesamtbudget will Kulka nicht nennen, aber er habe durch die Sanierung Schulden in Höhe von drei Millionen Euro.

In den neuen Praxisräumen sollten die Allgemeinärzte praktizieren.
In den neuen Praxisräumen sollten die Allgemeinärzte praktizieren.

© Sebastian Gabsch

Gerade die denkmalgerechte Sanierung der Fassade in dem Eckhaus der Rudolf-Breitscheid-Straße 25 sei komplex, erklärt Kulka. So seien die noch bestehenden Teile der historischen Fassade chemisch analysiert worden, um diese dann passend zu ergänzen. Es handle sich nicht um Farbe, sondern einen mit grünlichen Steinen versetzten Edelputz, der auch noch in unterschiedlichen Strukturen aufgebracht wurde. Im anliegenden Haus an der Karl-Liebknecht-Straße, das ebenfalls dazu gehört und saniert wird, entdeckten die Arbeiter Hausschwamm hinter einem Teil der Fassade. Beim Dach gab es Probleme mit der ersten Dachdeckerfirma. „Diese war mit dem Projekt überfordert“, sagt Kulka. Man habe die Zusammenarbeit beenden und eine neue Firma anheuern müssen.

Er habe gewusst, dass es schwierig wird

„Aber es läuft soweit ganz gut“, versichert der 57-Jährige trotz allem. Man habe gewusst, dass das Projekt schwierig sei, durch den Denkmalschutz, aber auch durch den maroden Zustand – die beiden Obergeschosse standen jahrelang leer. Laut Kulka stellt es auch kein größeres Problem dar, dass die Sanierung nun einige Monate länger dauere.

Das sehen die Ärzte der Gemeinschaftspraxis Wüllenkemper und Radtke allerdings anders. Die Verzögerung habe die drei Mediziner in eine große Bredouille gebracht, betont Kirsten Radtke. Denn im ehemaligen Strahleninstitut lief der Mietvertrag aus – und da das dortige Ärztehaus auf der Kippe stand, nachdem die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) das denkmalgeschützte Gebäude an ein Hamburger Immobilienunternehmen verkauft hatte, entschlossen sich Radtke und ihre Kollegen zum Umzug. „Wir merkten dann aber, dass es wie für alle sichtbar bei der Sanierung in der Rudolf-Breitscheid-Straße nicht voran ging“, sagt Radtke. „Der Bau hinkte Monate hinter dem Plan hinterher“, erklärt ihr Kollege Ulrich Wüllenkemper. „Also haben wir im August die Reißleine gezogen und den Vertrag wieder gekündigt.“ Denn: Schon im Oktober sollten die Ärzte einziehen, „sonst hätten wir ab Januar auf der Straße gestanden“, erklärt Radtke. „Wir konnten nichts planen, das war nicht mehr machbar.“

Jetzt zieht die Gemeinschaftspraxis in neue Räume im Strahleninstitut

Zugleich war das Strahleninstitut mittlerweile erneut verkauft worden, an das Architektenehepaar Marianne und Stefan Ludes. Nach einigem Hin und Her konnte die Gemeinschaftspraxis dort bleiben und zieht nun im Strahleninstitut in neue, größere Räume im Erdgeschoss. Die Patienten hätten die Nachricht überwiegend positiv aufgenommen, sagt Wüllenkemper. Doch, so betont der Arzt, es sei ein Jahr mit erheblichem Stress gewesen, und auch finanziellem Aufwand durch die Planung und Umplanung. Als er Kulka gegenüber seine Zweifel geäußert habe, sei der Ausbau der Praxis innerhalb weniger Wochen übers Knie gebrochen worden, so Wüllenkemper. Kulka sagt, er habe mit Vollgas an der Fertigstellung gearbeitet, um rechtzeitig fertig zu werden. „Sogar ich selbst habe den ganzen Sommer mit angepackt, Gipsplatten hochgeschleppt und Müll weggetragen.“

Allerdings sagt Wüllenkemper, es habe erhebliche Mängel gegeben. „Das entspricht nicht dem, was wir vereinbart hatten“, betont er. Ein beauftragter Gutachter habe das auch in einem 28-seitigen Baugutachten festgehalten. Einer der gröbsten genannten Mängel in dem Papier, das den PNN vorliegt, ist ein fehlender Raum. Das aber, so stellt es Kulka dar, sei eine im Lauf der Sanierung auf Wunsch der Ärzte vorgenommene Änderung gewesen. Laut dem Schreiben konnte der Gutachter nicht fertig arbeiten: Er sei von der Hausverwaltung hinausgeschmissen worden. Kulka betont, diese sei im Vorfeld nicht darüber informiert worden, dass ein Gutachter kommen würde, sondern habe sich nur auf eine Übergabe eingestellt.

Jetzt sucht Kulka neue Mieter für die Praxis

Zu den Vorwürfen sagt der Apotheker: Es habe lediglich kleine Mängel gegeben, wie es sie bei jedem Bau gebe. Eine lockere Fußleiste hier, einen nicht ganz perfekten Anstrich da. „Alles Dinge, die man leicht hätte beheben können“, sagt der Apotheker. Diese Darstellung stützt auch die Architektin Katja Melan. Kleinere Restleistungen habe es noch gegeben, „aber nichts Irreparables“. Die Nacharbeiten hätten nun stattgefunden. „Die Praxis ist fertig“, sagt Kulka. Und: „Die Räume sind sehr schön geworden.“ Die Praxis unter dem Dach wirkt elegant mit erhaltenen und geweißten Holzbalken und -säulen. Bei Regen allerdings bilden sich kleine Pfützen auf dem Boden, eine Stelle scheint noch undicht.

Kulka sucht nun neue Mieter für die Praxis. Es gebe schon Interessenten, sagt er. Und wenn das aktuelle Projekt abgeschlossen ist, will er das nächste angreifen: Ab dem Frühjahr will er die Apotheke im laufenden Betrieb modernisieren.

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