zum Hauptinhalt
Das Modell "Kisses" ist nicht nur im neuen Club "Pirschheide" in Potsdam zu finden, sondern beispielsweise auch in dieser Männertoilette in Weimar. Die Debatte um die Pissoirs wurde verschiedenen Orten geführt.

© Candy Welz / Arifoto Ug/dpa

Streit um Pissoirs in Potsdamer Club: Offener Brief gegen Männerklo in Mundform

Nach dem Frauenpolitischen Rat fordern nun auch Potsdams Grüne, dass die umstrittenen Männerklos in einem Potsdamer Club abgenommen werden. Der Betreiber des Clubs reagiert irritiert.

Potsdam - Die wie ein offener Frauenmund mit knallroten Lippen geformten Pissoirs im neuen Potsdamer Club „Pirschheide“ sorgen weiter für Verärgerung. Die Potsdamer Grünen-Fraktion fordert den Betreiber nun in einem offenen Brief auf, sich „für ein anderes Urinal-Design zu entscheiden“. Alles andere wäre unzumutbar – für Potsdams Männer wie Frauen.

Weiter heißt es in dem Schreiben, dass zunächst mit einem Glückwunsch für das Projekt beginnt: „Muss es denn sein, dass Männer in Ihrem Club in einen weit aufgerissenen Frauenmund urinieren (müssen)?“ Das sei nicht nur abstoßend, „sondern auch zutiefst diskriminierend und mehr noch, explizit frauenfeindlich“, so die Grünen-Fraktion.

Frauenpolitischer Rat: „Wir schlagen vor, diese Urinale schnellstmöglich zu demontieren“

Schon Ende vergangener Woche hatte sich der Frauenpolitische Rat des Landes Brandenburg zusammen mit der städtischen Gleichstellungsbeauftragten und dem Potsdamer Frauenzentrum zu Wort gemeldet. „Wir schlagen vor, diese Urinale schnellstmöglich zu demontieren.“ An einem öffentlichen Ort damit „zu kokettieren, dass bereitwillig aufgesperrte Frauenmünder jederzeit für die Verrichtung der männlichen Notdurft bereitstehen“, sei gedankenlos und schlimmstenfalls frauenverachtend, so der Zusammenschluss von 20 Frauenorganisationen.

Schon in einer ersten Stellungnahme hatte sich „Pirschheide“-Betreiber Ronald Engelhardt, ein Elektromontage-Unternehmer aus Werder (Havel), irritiert über die Debatte gezeigt. „Das ist Kunst – und kein Frauen- oder Männermund.“ Am Montag sagt er, bei dem Klub handele sich um privates Engagement – und nicht etwa um ein öffentliches Gebäude wie ein Rathaus. „Leider wird nun alles auf die Urinale reduziert.“ Allerdings machen die Schlagzeilen den Klub auch bekannter, nach PNN-Informationen wollen Fernsehsender wie Sat1 über den Streit berichten.

"Kisses"-Urinale haben schon vielerorts für Empörung gesorgt

Der Club „Pirschheide“ ist dabei nicht die einzige Einrichtung in Potsdam, in der die roten Mund-Pissoirs auf den Männertoiletten hängen. Auch das neu eröffnete Fitnessstudio „John Reed“ im Marktcenter an der Breiten Straße hat solche Becken installiert. Und: Die Debatte um Toiletten dieser Art ist auch anderswo geführt worden. Denn das Design der Urinale unter dem Namen „Kisses!“ hat schon mehrfach Anlass für Empörung gegeben. So hatte sich die US-amerikanische National Organization of Women erfolgreich gegen die Anbringung dieser Pissoirs in Lounges der Fluggesellschaft Virgin Atlantic gewehrt, ebenso seien diese Toiletten aus der Opernpassage in Wien entfernt worden.

+++

Die Pissoirs in Mundform in einem neuen Club in Potsdam sorgen für Gesprächsstoff. Zu Recht werden die Männertoiletten kritisiert, meint PNN-Autor Marco Zschieck. Männer sind vor dem Pissoir eher von schlichter Natur, entgegnet PNN-Autor Alexander Fröhlich - und versteht die Aufregung nicht. Lesen Sie hier das Pro und Contra zum Thema >>

+++

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false