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Die graue Farbe sei nicht angemessen und dominiere die Umgebung einfach zu sehr, sagte Barbara Kuster von „Mitteschön“.

© J. Bergmann (Archiv)

Streit um die Fassade der Alten Post in Potsdam: Passendes Grau

Kritiker hatten bemängelt, dass die Fassade der Alten Post nicht ockerfarben, sondern grau geworden ist. Denkmalpfleger der Stadt Potsdam sehen die graue Farbe allerdings unproblematisch. Damit steht dem Bezug des Neubaus nichts mehr im Wege.

Potsdam - Die graue Fassadenfarbe des Neubaus der Alten Post verstößt nicht gegen Auflagen des Denkmalschutzes. Zu diesem Ergebnis kommen die Denkmalpfleger der Stadt Potsdam nach einer Besichtigung des Geschäftshauses in der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Yorckstraße. Wie ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage mitteilte, prüften die Mitarbeiter bei einem Termin in der vergangenen Woche, ob die Fassade mit den in der Baugenehmigung enthaltenen denkmalschutzrechtlichen Vorgaben übereinstimmt. „Die Auflagen und Hinweise aus der Baugenehmigung wurden beachtet“, so der Sprecher zum vorläufigen Prüfergebnis. Hinsichtlich der Natursteinverkleidung des Neubaus seien keine Beeinträchtigungen im Rahmen des Umgebungsschutzes festgestellt worden. Das heißt, der Neubau stört keine Bauten in der Umgebung.

Eröffnung im Dezember

Damit steht dem Bezug des Neubaus durch die Berliner Volksbank nichts mehr im Wege. Wie eine Sprecherin den PNN sagte, ist die Eröffnung der neuen Filiale nun für den 19. Dezember geplant. Wie berichtet hatten Kritiker – darunter die Bürgerinitiative „Mitteschön“ – bemängelt, dass die Sandstein–Fassade nicht wie in dem beschlossenen Entwurf ockerfarben, sondern grau ist. Der Entwurf sei auch Grundlage für den Kaufvertrag mit dem vorherigen Eigentümer des Grundstücks, der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam, gewesen. Die Farbe sei nicht angemessen und dominiere die Umgebung einfach zu sehr, sagte Barbara Kuster von „Mitteschön“. Das sei nicht schön und dabei bleibe sie auch. Die Farbe sie „einschneidend“ und passe nicht zur barocken Umgebung. Sie könne jetzt aber wohl nichts mehr machen. „Das ist jetzt gelaufen. Schluss. Punkt“, sagte sie. Nun sei es wichtig, dass sich solche Fehler bei den nächsten Bauten nicht wiederholten.

Unklar ist noch, welche Auswirkungen die Einschätzung der Denkmalpfleger auf die Klage der Pro Potsdam hat. Die Bauholding hatte im Frühjahr eine einstweilige Verfügung beantragt, um die graue Fassade zu verhindern – und war damit vor Gericht zunächst gescheitert. Man könne nicht etwas einfordern, was noch gar nicht da sei, begründeten die Richter am Landgericht Potsdam damals die Entscheidung. Zum Zeitpunkt des Antrags war die Fassade noch nicht angebracht.

Jahrelanger Streit um die Alte Post

Zur aktuellen Entscheidung der Denkmalschützer äußerte sich Pro Potsdam-Sprecherin Anna Winkler zurückhaltend. „Bei uns im Haus ist man noch zu keiner endgültigen Entscheidung zum weiteren Vorgehen gekommen“, sagte sie. Darüber werde in dieser Woche beraten.

Wie berichtet verkaufte die Pro Potsdam das Grundstück, auf dem zuvor das Haus des Reisens gestanden hatte, im Auftrag der Stadt mit entsprechenden Auflagen an die Berliner Volksbank. Diese baute das bis zu seiner Zerstörung 1945 repräsentative Eckhaus wieder auf – die Grundlagen dafür sind ein Stadtverordnetenbeschluss sowie ein Entwurf des Architekten Bernd Redlich. Um die neue Alte Post wird seit Jahren gestritten. Ein originalgetreuer Aufbau des Gebäudes nach dem Entwurf von Georg Christian Unger scheiterte, weil kein Investor gefunden wurde. 

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Stefan Engelbrecht

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