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Eröffnung der Kreuzstrasse in Babelsberg am 17. Dezember 2018 mit Uwe Hackmann, Geschäftsfuehrer Stadtkontor GmbH und Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt.

© PNN / Ottmar Winter

Stadtentwicklung in Potsdam: Babelsberg wird immer attraktiver

Das Sanierungsgebiet Babelsberg ist beinahe fertig. Mit der Kreuzstraße wurde eine der letzten Straßen modernisiert.

Potsdam - Vernagelte Fenster, windschiefe Giebel und zerbrochene Dachziegel – zum Ende der DDR bot sich in Teilen Babelsbergs ein jämmerlicher Anblick. Der Verfall war offensichtlich. Den Zustand kann man auch in den Ergebnissen der vorbereitenden Untersuchung nachlesen, die die Stadtverordneten kurz vor der Wiedervereinigung in Auftrag gaben: 45 Prozent der Wohnungen im Weberviertel hatten eine Außentoilette. Im Gründerzeitviertel südlich des Bahnhofs wurden neun von zehn Wohnungen mit Öfen beheizt. Und bei 65 Prozent der Häuser musste das Dach instandgesetzt werden. Der Zustand der Straßen sei überwiegend schlecht oder sehr schlecht, hieß es damals.

Auf der Zielgraden

Heute sieht Babelsberg anders aus. Die Sanierung der Wohnviertel nördlich und südlich des Bahnhofs ist auf der Zielgeraden. Das Weberviertel in Babelsberg Nord ist durch die kleinteiligen Grundstücke mit unterschiedlichen Gebäudetypen geprägt, die vom eingeschossigen Weberhaus bis zum fünfgeschossigen Gebäude aus der Gründerzeit reichen. Südlich der Bahnlinie dominiert die drei- bis viergeschossige Blockrandbebauung mit zum Teil wertvollen Jugendstilfassaden.

Am Montag wurde mit der offiziellen Übergabe der Kreuzstraße einer der letzten Schritte getan. „Damit wurde der Lückenschluss zwischen dem Weberplatz und der Karl-Gruhl-Straße geschaffen“, sagte Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos). Anderthalb Jahre hat die Sanierung der Straße gedauert. 700.000 Euro wurden ausgegeben. Dafür gibt es nun einen neuen Straßenbelag. Nach historischem Vorbild ist die Straße gepflastert. Dabei wurde teilweise originales Material verwendet. An den Kreuzungen wurden die Bordsteine abgesenkt. Und auch die ortstypischen Straßenlaternen wurden aufgestellt.

Abwasser fließt jetzt andersherum

Parallel zur Straßensanierung wurden auch sämtliche Leitungen unter der Oberfläche durch die Energie und Wasser Potsdam (EWP) ausgetauscht. „Das Abwasser fließt jetzt andersherum“, sagte Uwe Hackmann, der den zuständigen Sanierungsträger Stadtkontor leitet. Erstmals gebe es in der Kreuzstraße auch eine geschlossene Regenwasserableitung, sodass bei Starkregen nicht mehr Straße und Gehweg unter Wasser stehen. Ganz fertig ist man jedoch noch nicht: Auf jeder Straßenseite sollen noch jeweils zwei Bäume gepflanzt werden.

Seit 1993 wurden insgesamt 76 Millionen Euro in das rund 100 Hektar große Sanierungsgebiet investiert – rund 60 Millionen davon kamen aus Fördermitteln. nach einer Faustregel geht man davon aus, dass jeder Euro öffentliche Investition sechs bis sieben Euro an privaten Mitteln freisetzt.

20 Straßen im Weberviertel saniert

Hilfreich ist dabei die Steuerabschreibung der Sanierungskosten. Laut Stadtkontor wurde für viele der Gründerzeitgebäude insbesondere in Babelsberg Süd die erhöhte jährliche Abschreibung von neun Prozent der Sanierungskosten in den ersten acht Jahren in Anspruch genommen. Allein im Weberviertel wurden in dieser Zeit insgesamt 20 Straßen sowie der Weber-, Plantagen- und der Goetheplatz erneuert. In die Straßensanierung flossen in 25 Jahren rund 36 Millionen Euro, so Hackmann. Bis zum Jahr 2021 soll alles fertig sein. Bis dahin sollen auch die Mühlenstraße und die Jutestraße saniert sein. Außerdem sollen auch die Straßen rund um das Bertha-von-Suttner-Gymnasium erneuert werden. Einen Termin dafür gebe es allerdings noch nicht, so Hackmann.

Das viele Geld habe sich gelohnt. In Zusammenspiel mit den sanierten Gebäuden sei die Erneuerung des öffentlichen Raumes ein wesentlicher Bestandteil für die Entwicklung Babelsbergs zu einem lebenswerten und attraktiven Stadtteil, so Hackmann. Nachdem die Einwohnerzahl bis 1998 auch im Sanierungsgebiet zurückging, kam mit dem neuen Jahrtausend die Trendwende. Heute leben rund 10.000 Einwohner in dem Areal. Wie beliebt Babelsberg vor allem bei Familien ist, zeigt sich vor allem an den Schülerzahlen: sie haben sich seit Ende der 1990er-Jahre mehr als verdreifacht.

Andere Aufgaben stehen an

Beschäftigungsmangel in Sachen Sanierung muss Rubelt allerdings auch in Zukunft nicht fürchten. Sei man im Sanierungsgebiet Babelsberg durch, stünden andere Aufgaben an, sagte er. Zum einen gibt es noch das vergleichsweise kleine Sanierungsgebiet Am Findling, zum anderen will die Stadt auch das Areal um die Glasmeisterstraße im Westen von Babelsberg entwickeln. Wie berichtet will das mittelmärkische Verkehrsunternehmen Regiobus den dortigen Standort aufgeben, allerdings nicht vor 2020.

Aber auch in den Plattenbaugebieten müsse die Stadt in den nächsten Jahren aktiv werden. Besonders der Schlaatz aber auch Stern und Drewitz seien dabei im Fokus. Teilweise seien die in den 1970er- und 1980er-Jahren gebauten Straßen inzwischen in sehr schlechtem Zustand. Wie berichtet will die kommunale Bauholding Pro Potsdam allein am Schlaatz knapp 200 Millionen Euro investieren und ihren gesamten Wohnungsbestand sozialverträglich sanieren. Der Schlaatz gilt bislang als eines der größten Problemviertel der Stadt. Jeder vierte Schlaatz-Bewohner bezieht Hilfen vom Staat, der Anteil der Arbeitslosen liegt weit über dem städtischen Mittelwert.

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