zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: SPD: Spaßbad nicht bezahlbar

Stadt soll nur „funktionales Hallenbad“ bekommen / Standortfrage wieder offen

Innenstadt / Bornstedter Feld - Die Potsdamer SPD tritt in der Freizeitbad-Frage den Rückzug an: Ein familienfreundliches Spaßbad, wie es bisher nach Willen des Stadtparlaments neben der Biosphäre im Bornstedter Feld entstehen soll, ist nach Ansicht der führenden Potsdamer Sozialdemokraten nicht mehr finanzierbar. Auf dem heutigen Parteitag des SPD-Unterbezirks sollen die Delegierten den Abschied vom Spaßbad für rund 25 Millionen Euro beschließen. Statt Rutschen, Wellenbad und Wellness soll es jetzt ein funktionales Hallenbad geben. Die Mindeststandards der SPD: Ein 50-Meter-Becken mit acht Bahnen, mindestens 460 Plätze auf der Zuschauertribüne wie derzeit in der Brauhausberg-Schwimmhalle, Ein- und Dreimeterbrett, Lehrbecken, ein „mittleres Saunaangebot“ und Gastronomie.

Hintergrund des SPD-Vorstoßes ist auch die Konkurrenz aus Werder (Havel): Während in Potsdam seit mehr als einem Jahrzehnt über den Bau eines Freizeitbads diskutiert wird und mehrere Planungen gescheitert sind, haben in Werder die Tiefbauarbeiten für die 21,5 Millionen Euro teure „Blütentherme“ begonnen. Sie soll Ende 2012 fertig sein. Damit habe sich die „Lage auf dem Bädermarkt in der Region“ verändert, so die SPD.

Auch am Standort Bornstedter Feld halten die Sozialdemokraten nicht fest: Bevor das Stadtparlament voraussichtlich erst 2012 endgültig entscheidet, was für ein Schwimmbad wo gebaut wird, fordert die SPD einen Kostenvergleich zwischen dem Neubau im Bornstedter Feld und der Sanierung der Brauhausberg-Schwimmhalle anhand der von ihr aufgestellten Mindeststandards. Der Vergleich soll, so der Antrag für den Parteitag, veröffentlicht und vorgestellt werden, damit die Öffentlichkeit ihn nachprüfen könne. Einbezogen werden sollen beim Kostenvergleich auch „plausibilisierte Verkaufserlöse“ für den unteren Brauhausberg – bisher sind zwölf Millionen Euro eingeplant, die in die Bad-Finanzierung fließen sollen – sowie die Kosten einer Übertragung des Grundstücks neben der Biosphäre von der Stadt an den Bauherren Stadtwerke. Auch der künftig nötige städtische Zuschuss für den Betrieb des Schwimmbads soll in den Vergleich einfließen. Wenn alle Zahlen vorliegen, werde die SPD wie vor der Entscheidung für das Bornstedter-Feld-Bad zu Bürgerversammlungen einladen.

Damit senden die Sozialdemokraten ein deutliches Zeichen – auch an die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg e.V., die sich vehement für den Erhalt des DDR-Hallenbads stark macht, eine Bebauung des Brauhausbergs mit anhand der derzeitigen Planungen möglichen 400 Wohnungen ablehnt und mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz vor allem von SPD-Oberbürgermeister Jann Jakobs fordert. Ihr Vorsitzender Thomas Hintze hatte jüngst eine Zwei-Bäder-Lösung vorgeschlagen: Für sechs Millionen Euro sollen Brauhausberg-Halle und das einstige Restaurant „Minsk“ saniert werden, für knapp zwölf Millionen Euro könne im Bornstedter Feld ein Freizeitbad gebaut werden. Damit erhalte die Stadt für die vom Stadtparlament abgesegnete Summe von 18 Millionen Euro gleich zwei Bäder.

Bisher unterstützen die Fraktion Die Linke und die Fraktion Die Andere die Brauhausberg-Initiative und treten für einen Erhalt der alten Schwimmhalle ein. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg appellierte gestern an die SPD, die Bad-Entscheidung nicht allein nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu treffen. „Wenn die SPD es ernst meint mit ihren Plänen für mehr Bürgerbeteiligung, muss es jetzt eine Bürgerbefragung zum Bad geben“, so Scharfenberg: „Das ist der Glaubwürdigkeitstest.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false