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Staatskunst von gestern. Stalin und Zapotocky (o.) werden ebenso wie Lenin (u.l.) und seine Mitstreiter versteigert.

© promo

Sozialistische Kunst: Ein Lenin für den Garten

Das Potsdamer Haus „Auktionspunkt“ versteigert in Bayern Statuen von Lenin und Stalin. Interessenten gibt es weltweit.

Von Valerie Barsig

Potsdam/Gundelfingen - Auf dem Gelände eines Steinmetzbetriebs im bayerischen Gundelfingen stehen sie einträchtig nebeneinander, obwohl sich einige spinnefeind waren. Die Abbilder von Wladimir Lenin, Josef Stalin, Ernst Thälmann, Klement Gottwald und Antonin Zapotocky haben nach der Wende in Bayern eine neue Heimat gefunden, nachdem man sie im ehemaligen Ostblock abgebaut hatte. Der Steinmetz Josef Kurz hatte eine Schwäche für die Abbilder der einstigen Diktatoren und Denker. Am heutigen Samstag ab 13 Uhr sollen die Statuen vom Potsdamer Auktionshaus „Auktionspunkt“ versteigert werden – vor Ort und online im Internet. Kurz’ Sohn möchte die Statuen aus Granit und Sandstein an den Meistbietenden verkaufen. Er habe schlicht nicht mehr gewollt, dass Stalin ihm den ganzen Tag ins Büro schaue, sagt Auktionator Frank Ehlert.

Mit dabei: Der "Rote Bahnhofsvorsteher" aus Dresden

Schon im Vorfeld der Auktion hatte eine Lenin-Skulptur für besonders viel Gesprächsstoff gesorgt: der sogenannte „Rote Bahnhofsvorsteher“ vom Wiener Platz in Dresden. In der sächsischen Hauptstadt schlug ein Politiker der Linken vor, die Statue zurückzukaufen. Die Verwaltung indes möchte kein Geld für den übergroßen Lenin ausgeben. Die zwölf Meter hohe und 80 Tonnen schwere Statue aus rotem Granit soll mindestens 150 000 Euro einbringen. Sie stammt vom russischen Künstler Grigorij Jastrebenetzki. 1974 wurde sie am Vorabend des 25. Jahrestages der DDR enthüllt. Für wie viel Geld die Statuen letztlich unter den Hammer kommen, vermag selbst Auktionator Ehlert nicht einzuschätzen. „Versteigert man Autos, wüsste ich, wie hoch der Preis werden kann. Bei dieser Auktion weiß ich nicht, was passieren wird“, sagt er. Eine solche Versteigerung sei äußert selten, auch deshalb sei Ehlert froh, dass der Auftrag seinem Haus erteilt wurde. Auch ob die Figuren bereits heute verkauft werden, sei nicht sicher. Auch erst in der Nachverkaufszeit könnten Lenin, Thälmann und die anderen Figuren einen neuen Besitzer finden.

Es gab Anfragen aus China, Russland und Moldawien

Dass die Auktion geteilte Meinungen hervorruft, kann Ehlert nachvollziehen. Dennoch seien die Statuen ein Stück Geschichte und es gebe genügend Plätze, an denen sie stehen könnten. Für ihn seien die Figuren vor allem handwerklich interessant. Der Kreis der Interessenten sei allerdings klein, räumt Ehlert ein. Dafür erwartet er Bieter von überall auf der Welt. „Wir haben bereits Anfragen aus China, Russland und Moldawien.“

Neben dem Zwölf-Meter-Lenin werden sechs weitere Skulpturen versteigert. Die zweitteuerste ist das Abbild eines 3,70 Meter hohen Stalin aus Sandstein. Er stand aus Zabreh in Tschechien und soll für mindestens 58 000 Euro den Besitzer wechseln. Gefertigt wurde er von Vojtech Horinek. Wer einen der Kolosse ersteht, bekommt vom Auktionshaus Hilfe beim Transport. Zumindest der „Rote Bahnhofsvorsteher“ kann dabei in drei Teilen transportiert werden. Die kleinste Statue ist übrigens das Abbild des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Ernst Thälmann, aus Bronze. Mit einer Höhe von 1,40 Meter und einem Gewicht von einer Tonne ist der Politiker aus der Weimarer Republik auch das Schnäppchen der Auktion: Erwartet werden mindestens 11 000 Euro.

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