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Gute Stimmung bei der SPD-Party in Potsdam - auch Oberbürgermeister Mike Schubert und Wissenschaftsministerin Manja Schüle jubeln.

© Ottmar Winter

So hat der Promi-Wahlkreis gewählt: Scholz gewinnt Potsdam - mit Abstand

Der SPD-Kanzlerkandidat setzt sich im Wahlkreis deutlich gegen Annalena Baerbock (Grüne) durch. CDU und Linke mit großen Einbußen.

Potsdam - Die SPD ist die große Gewinnerin der Bundestagswahl in Potsdam und im Promi-Wahlkreis 61. Ihr Kanzlerkandidat Olaf Scholz gewann mit 34 Prozent der Stimmen und mehr als 15 Prozentpunkten Abstand zur grünen Konkurrentin ums Kanzleramt Annalena Baerbock (18,8) das Direktmandat. Auf Platz 3 landete mit 13,8 Prozent CDU-Kandidatin Saskia Ludwig. 

AfD-Bewerber Tim Krause konnte mit 9,2 Prozent mehr Wähler:innen überzeugen als Linda Teuteberg (FDP / 8,9) und Norbert Müller (Linke / 7,8). Verlierer der Bundestagswahl in Potsdam sind damit CDU und Linke. Beide verloren massiv bei Erst- und Zweitstimmen – die CDU jeweils rund 10 Prozent, die Linke rund 8 Prozent. Für die AfD ging es je rund 3 Prozent abwärts. Die Grünen dagegen verdoppelten ihr Ergebnis bei Erst- und Zweitstimmen, die SPD legte 7,6 und 8,5 Prozent zu.

Vier Abgeordnete aus Potsdam im Bundestag vertreten

Aus der Stadt Potsdam kommen damit in der nächsten Legislaturperiode vier Bundestagsabgeordnete. Das sind der bisherige Vizekanzler Scholz (SPD), Grünen-Parteichefin Baerbock, die FDP-Politikerin Teuteberg und Alexander Gauland von der AfD. Die Teltowerin Anna Emmendörfer (Grüne) hat den Sprung in den Bundestag aller Voraussicht nach nicht geschafft.

Nicht mehr aus Potsdam im Bundestag sind Norbert Müller (Linke) und Saskia Ludwig (CDU), die das Direktmandat verpassten und auch nicht über die Landeslisten einziehen. Müller ließ am Wahlabend seine Zukunft offen, Ludwig bleibt Landtagsabgeordnete für die CDU.  

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SPD konnte vor allem auf Zugpferd Scholz bauen

Wahlsieger SPD konnte vor allem auf Zugpferd Scholz bauen – in der Stadt, im Land und im Bund. Vor allem im Süden und im Westen Potsdams waren die Sozialdemokraten stark, holten dort nahezu alle Wahllokale. Was am Potsdamer Wahlergebnis wieder auffällt: Zusammen erhalten SPD, Grüne und Linke einen Zweitstimmenanteil in der Stadt von rund 60 Prozent – wobei die Linken dieses Mal Stimmen verlieren, die SPD und die Grünen Zugewinne erreichen können. Im Rathaus reagiert bekanntlich bereits ein rot-grün-rotes Bündnis, ähnliche Ergebnisse für das linke oder eher linke Lager hatte es zuletzt schon bei der Kommunalwahl gegeben. Auch da war die CDU in Potsdam abgestürzt – wie nun auch bei der Bundestagswahl. 

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Bei den Grünen teilten wohl viele die Einschätzung der Landesvorsitzenden Alexandra Pichl, sie sehe den Wahlausgang „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Das gilt auch für das Ergebnis in Wahlkreis 61. Zwar verzeichnet die Partei den größten Stimmzuwachs aller Parteien im Wahlkreis. Aber der Abstand von Direktkandidatin Baerbock zu Konkurrent Scholz war doch überraschend groß. 

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„Wir sind mit dem Ziel angetreten, den Wahlkreis 61 zu gewinnen, das ist uns nicht gelungen“, sagte Pichl bei der Wahlparty der Grünen in der Schinkelhalle. „Das ist nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten“, sagte auch die grüne Potsdamer Stadtverordnete Saskia Hüneke. Im Wahlkampf sei es zu wenig um Inhalte gegangen, kritisierte sie. Optimistischer zeigte sich Anna Emmendörfer, Listenplatz drei: „Wir haben sehr viele Wähler in Potsdam mobilisieren und überzeugen können, das ist ein Erfolg.“

In der Schinkelhalle wurde die Nachricht, dass Baerbock bei den Erststimmen vor CDU-Konkurrentin Ludwig landete, mit großem Applaus und Jubelrufen gefeiert. Auffällig bei den Grünen in Wahlkreis 61: Fast überall liegt der Anteil der Erst- und Zweitstimmen gleichauf. Wer grün wählte, tat dies meist mit beiden Stimmen.  

CDU die große Verliererin

Die CDU in Potsdam ist die große Verliererin dieser Bundestagswahl. Nicht nur ist es ihr nicht gelungen, das Direktmandat zu gewinnen, sie ist sogar deutlich auf den dritten Platz abgerutscht, rund 20 Prozent lag Kandidatin Ludwig hinter Scholz. Vor vier Jahren hatte sie noch 24,8 Prozent erhalten und war nur ganz knapp von ihrer SPD-Konkurrentin Manja Schüle geschlagen worden. Und das Zweitstimmen-Ergebnis der CDU brach sogar noch etwas mehr ein als bei den Erststimmen. 

Bezogen auf die Stadt Potsdam sieht es ähnlich aus. Dort holte die Kandidatin Ludwig 2017 immerhin 20,5 Prozent. Die Partei brachte es in der Landeshauptstadt bei der Bundestagswahl 2017 auf ein Zweitstimmen-Ergebnis von 21,6 Prozent. Diesmal waren es nur 11,8 Prozent. Auch in vielen ländlichen Ortsteilen Potsdams konnte die CDU nicht gewinnen. Nur in Fahrland, im südlichen Groß Glienicke und der nördlichen Berliner Vorstadt bekam die CDU die meisten Zweitstimmen. 

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In der nördlichen Berliner Vorstadt lag auch Ludwig im Kampf um das Direktmandat vorn – allerdings war das auch der einzige Stimmbezirk. Die monatelange Führungskrise in Partei und Fraktion dürfte auch nicht gerade hilfreich gewesen sein. „Der heutige Platz 3 war nur möglich, weil ich eine großartige Unterstützung erfahren habe und für eine CDU Potsdam angetreten bin, die sich fantastisch geschlagen hat“, sagte Ludwig, die 2019 für Michael Stübgen in den Bundestag nachgerückt war, als Innenminister im Land wurde. Nun will sich auch Ludwig wieder auf die Landespolitik konzentrieren.

Linke dramatisch abgesackt 

Dramatisch ist das Abschneiden der in Potsdam einst sehr starken Linken. Sie sackte auf noch 12 Prozent der Zweitstimmen in der Stadt (10,1 im Wahlkreis) – rund 9 Prozent weniger als 2017. Noch schlechter sieht es für Direktkandidat Norbert Müller aus, der auf 9,5 Prozentpunkte kommt – was ebenso zehn Prozentpunkte weniger als 2017 bedeutet. Selbst in einstigen Hochburgen der Linken in den Plattenbaugebieten liegt in Potsdam nun jeweils die SPD vorn.  

Für die AfD gab es im Potsdamer Wahlkreis bei der Bundestagswahl nicht viel zu feiern. Die Partei kam am Ende auf 9,9 Prozent der Stimmen. Das sind 3,4 Prozent weniger als vor vier Jahren. Damit zählt die AfD neben CDU und Linken zu den Wahlverlierern. Bei früheren Wahlen tat sich die AfD in Potsdam schon schwerer als anderswo in Brandenburg. Das hat sich diesmal verstärkt. Zwar deutet der Trend für die AfD auch landesweit abwärts, im Wahlkreis 61 aber deutlicher. 

Auch Direktkandidat Krause konnte für die AfD nicht viel gewinnen. Er brachte es auf 9,2 Prozent der Erststimmen. Das waren 3,4 Prozent weniger als René Springer vor vier Jahren für die AfD holte. In der Stadt Potsdam waren die Ergebnisse jeweils mehrere Zehntel Prozent schwächer. 

Gute Stimmung bei der Wahlparty der Grünen in der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse.
Gute Stimmung bei der Wahlparty der Grünen in der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse.

© Sebastian Gabsch

FDP verzeichnet Zuwachs 

Die FDP gehört in Potsdam zu jenen Parteien, die im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 einen Zuwachs an Stimmen verzeichnen konnten – wenn auch nicht so deutlich wie SPD und Grüne. Der Zweitstimmenanteil von 10,7 Prozent bedeutet für die Liberalen ein Plus von 1,5 Prozent. 

„Wir feiern das historisch beste FDP-Ergebnis sowohl in der Landeshauptstadt als auch im gesamten Wahlkreis“, sagte FDP-Politikerin und Direktkandidatin Linda Teuteberg den PNN am Wahlabend. Ihre Partei liege nun „vor den beiden politischen Rändern, das heißt der AfD und den Linken“. Ihr bestes Zweitstimmergebnis holte die FDP innerhalb des Wahlkreises mit 16,1 Prozent in Kleinmachnow. Das niedrigste entfiel mit 9,5 Prozent auf Potsdam. 

Bei den Erststimmen erreichte Linda Teuteberg zwar auch 1,4 Prozent mehr als vor vier Jahren. Mit 8,9 Prozent bliebt sie aber im Kampf um das Direktmandat chancenlos – und landete noch hinter Krause von der AfD.

Tierschutzpartei mit Achtungserfolg 

Unter den kleinen Parteien in Potsdam hat vor allem die Tierschutzpartei punkten können – sie erreichte 2,4 Prozent. Dahinter kommt die Satire-Truppe von „Die Partei“: Diese holte 1,7 Prozent der Zweitstimmen, ihr Kandidat Orson Baecker sogar 1,9 Prozent. Die aus der Corona-Leugner-Szene gespeiste Partei „Die Basis“ kam auf 1,6 Prozent, rund 1800 Potsdamer machten bei ihr das Kreuz. 

Für die Freien Wähler holte Direktkandidat Andreas Menzel rund 1,5 Prozent der Stimmen. Die in den sozialen Netzwerken äußert aktive Einzelkandidatin Lu Yen Roloff kam nur auf 0,6 Prozent der Stimmen – 635 Wähler erreichte sie mit ihrem Klimawahlkampf. Generell kamen die meisten der elf Direktkandidaten der Kleinstparteien oder Parteilose auf Ergebnisse von unter einem Prozent.

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