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Landeshauptstadt: „Seerose“ droht der Verfall

Bund deutscher Baumeister fordert: Bedeutende Architektur an der Neustädter Havelbucht muss erhalten bleiben

Brandenburger Vorstadt - Dem ehemaligen Restaurant Seerose droht der Verfall. „Es wird nicht lange dauern, bis die erste Scheibe zu Bruch geht“, sagt Dieter Ahting, der Anfang der achtziger Jahre leitender Architekt bei der Errichtung des Schalenbauwerkes war.

Auf der Landesmitgliederversammlung des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) am Sonnabend im IHK-Gebäude an der Breiten Straße stellten Ahting und Stadtbaudirektor i.R. Richard Röhrbein die Geschichte der Neustädter Havelbucht und den Bau des Restaurants „Seerose“ dar.

„Eigentlich sollte unsere Mitgliederversammlung in der Seerose stattfinden“, berichtet BDB-Landesverbandsvorsitzender Wilfried Mollenhauer. Infolge der Kündigung des Pachtvertrages des bisherigen Betreibers Arno Schweitzer zum 30. September führte jedoch kein Weg mehr zu einer Nutzung. Nach seinen Gesprächen mit TLG-Vermieterin Sabine Höhr sei er sehr enttäuscht gewesen, berichtet Mollenhauer. Bereits wenige Tage nach der Schließung des Cafés hätten die technischen Vorraussetzungen für eine Versammlung nicht mehr gewährleistet werden können. „Es ist sehr traurig, dass die TLG-Immobilien an dieser Stelle nichts zur Entwicklung der Stadt tut“, so Mollenhauer. Und: „Die wollen nur Geld machen“.

Bereits Ende Juni hatte die TLG Immobilien die „Seerose“ unter anderem durch Anzeigen in der Tagespresse zum Verkauf feilgeboten. „Seeröschen sucht Prinz“, hieß es darin. Doch bisher hat sich für das Objekt offenbar kein solventer Käufer gefunden. Dieser müsste neben dem Kaufpreis nämlich noch einen erhebliche Summe in die Hand nehmen, um das Bauwerk zu sanieren. Seit dem Eröffnungsjahr 1983 sind nur notdürftige Instandsetzungen ausgeführt worden.

Der frühere Betreiber hatte jeweils nur Einjahresverträge; für eine Sanierung waren ihm die Hände gebunden. Trotzdem konnte Schweitzer, zu DDR-Zeiten Chef der „Weissen Flotte“, das Restaurant zusammen mit der Charter-Yacht „Prinz von Preußen“ erfolgreich führen. Traurige Berühmtheit erlangte die Seerose durch Treffen von Landsmannschaften, in deren Zusammenhang viermal Anschläge auf das Haus verübt wurden. Das letzte Mal warfen Heimattreffen-Gegner im Oktober 2004 vierzig Pflastersteine in die Fenster.

Maximal eine halbe Million Euro seien laut Ahting für eine umfassende Sanierung erforderlich. Dabei gehe es vor allem um das Dach sowie die Elektro- und Wasserinstallationen. Hoffentlich drohe der Potsdamer Seerose nicht ein ähnliches Schicksal wie dem „Ahornblatt“ in Berlin, äußern BDB-Mitglieder besorgt. Bekanntlich fiel das Ahornblatt in Berlin-Mitte im Jahr 2000 der Abrissbirne zum Opfer, nachdem es jahrelang dem Verfall preisgegeben war. Beide Baulichkeiten hat „Betonschalenmeister“ Ulrich Müther entworfen. Das Werk des Architekten aus Binz auf Rügen ist von Fachkollegen in aller Welt gerühmt worden. Auch wenn die „Seerose“ nicht unter Denkmalschutz stehe, müsse das Bauwerk als bedeutendes Architektur-Zeugnis erhalten werden, so die Meinung auf der BDB-Mitgliederversammlung. Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz, die vor den Architekten und Ingenieuren die eindrucksvolle bauliche Entwicklung Potsdams nach 1990 darstellte, versprach, das Seerosen-Thema auf der nächsten Beratung mit der TLG Immobilien anzusprechen.

Günter Schenke

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