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Hell und dunkel. Die Berliner Bildhauer, die die Skulptur sanierten, ließen bewusst die Übergänge zwischen der dunklen, noch vorhandenen Substanz und dem hellen, neuen Material erkennen. Das Original entstand um 1700 nach französischem Vorbild.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Schwergewicht soll endlich umziehen

Stadtschlossverein will Trophäen-Skulptur noch vor der Landtagswahl restaurieren lassen

Von Katharina Wiechers

Innenstadt - Schon seit 2011 steht sie auf dem Alten Markt in der Potsdamer Innenstadt, die überlebensgroße, sandsteinerne Ritterüstung mit dem prächtigen Helm und allerlei Verzierungen. Seitdem wartet die Trophäen-Skulptur darauf, ihren angestammten Platz auf dem Fortunaportal gegenüber einnehmen zu können – jetzt, drei Jahre später, ist es womöglich bald so weit. Der Stadtschlossverein, der sich um die Restaurierung gekümmert hat, will sie noch vor der Landtagswahl am 14. September auf das Portal stellen lassen.

„Wir dafür haben mehrere Angebote eingeholt und werden einem Anbieter in den kommenden Tagen den Zuschlag geben“, sagte Vereinsmitglied Hans-Joachim Kuke den PNN. Er gehe davon aus, dass das Aufstellen der Trophäe auf dem Fortunaportal dann Anfang September erfolgen könne. Für den Umzug der Figur müsse ein Gerüst aufgestellt werden, das vermutlich für rund zehn Tage stehen bleiben werde. Der Tordurchgang zum Landtagsschloss – der Zugang zum Innenhof und zum Haupteingang führt über das Fortunaportal – werde währenddessen geöffnet bleiben, so Kuke. Grund für die lange Dauer der Arbeiten sei das hohe Gewicht der Sandsteinfigur – sie wiegt zwischen sechs und sieben Tonnen. „Es muss natürlich gewährleistet werden, dass die Figur sicher steht und nicht verrutscht“, sagte Kuke.

Restauriert und die fehlenden Teile der Trophäe rekonstruiert haben die Berliner Bildhauer Andreas Artur Hoferick und Raphael Strauch. Bewusst ließen sie die Übergänge zwischen der dunklen, noch vorhandenen Substanz und dem hellen, neuen Material erkennen. Das Original entstand um 1700 nach französischem Vorbild, Rüstung und Waffen sollten an unterlegene Feinde und siegreiche Schlachten erinnern – daher die Bezeichnung Trophäe. Besonderheit des Potsdamer Exemplars ist ein kleiner Drache, der auf einem Kriegerhelm thront und das Böse vertreiben soll.

Für die Aufstellung der fünf sogenannten Attikafiguren, die der Verein ebenfalls restaurieren ließ und die wieder wie einst das Dach des Schlosses zieren sollen, gibt es indes noch keinen absehbaren Termin. Noch immer seien Experten dabei, anhand von drei Musterskulpturen die Statik zu berechnen, sagte Kuke. Damit soll nachgewiesen werden, dass die Figuren auch bei Wind und Wetter auf dem Dachfirst bleiben. Er hoffe, dass die Gutachten bald nach der Sommerpause vorliegen.

Noch keinerlei Bewegung gibt es wiederum im Fall der acht Stadtschloss-Figuren, die auf dem Dach der Berliner Humboldt-Universität stehen. Diese sind einige der wenigen, die sowohl den Luftangriff auf Potsdam 1945 als auch den Abriss des Potsdamer Stadtschlosses 1959/60 nahezu schadlos überstanden haben. Seit den 1960er-Jahren zieren sie den Hochschul-Prachtbau Unter den Linden – und sollen es aus Sicht des Berliner Landesdenkmalamts und des Wissenschaftlichen Beirats der Schlösserstiftung auch weiterhin. Die Potsdamer plädieren hingegen für eine Rückkehr die Figuren.

Lösen kann diesen Streit offenbar nur noch die Politik – erste Verhandlungen zwischen der Schlösserstiftung, Landtagspräsident Gunter Fritsch und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte es im Februar gegeben, seitdem hat sich nichts mehr getan. Der Stadtschlossverein hofft weiterhin, dass die Figuren eines Tages auf ihren angestammten Platz auf dem Potsdamer Schloss zurückkehren können – so wie demnächst die Trophäe auf das Fortunaportal.

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