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Acht Leihgaben aus Potsdam. Die Attika-Figuren stehen seit 1966 auf dem Dach der Humboldt-Uni in Berlin. Finanzminister Markov will sie nun zurück.

© D. Spiekermann-Klaas

Schlossneubau: Streit um Attika-Figuren

Die ungeklärte Zukunft der acht Attika-Figuren auf dem Dach der Berliner Humboldt-Universität wird zum Politikum. Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke), forderte jetzt öffentlich eine Rückkehr der Skulpturen auf das Potsdamer Stadtschloss, auf dem sie einst standen.

Von Peer Straube

Markov ist Bauherr des neuen Landtags, der derzeit als äußerlich weitgehend originalgetreue Kopie des 1960 abgerissenen Stadtschlosses auf dem Alten Markt entsteht. „Wir wollen die Figuren am angestammten Ort zurück“, sagte er.

Allerdings hat der Finanzminister offenbar noch nicht einmal bei der Schlösserstiftung einen Antrag auf die Überführung der Figuren gestellt: „Uns liegt keine offizielle Anfrage vom Finanzministerium vor“, sagte Stiftungschef Hartmut Dorgerloh am Donnerstag den PNN. Die Schlösserstiftung ist Eigentümerin der Skulpturen. Dorgerloh widersprach damit der Darstellung eines Ministeriumssprechers. Dieser hatte erklärt, das Land führe bereits „Verhandlungen mit der Stiftung, was die Rückführung angeht“.

Die Entscheidung, ob die Attika-Figuren in Berlin bleiben oder nach Potsdam kommen, ist weiterhin offen. Auch ein Gespräch, dass Dorgerloh am Donnerstag mit Vertretern des Berliner Denkmalamtes führte, brachte keine Klarheit. Sowohl für Potsdam als auch für Berlin gebe es „gute Argumente“, sagte der Stiftungs-Generaldirektor. Die Frage müsse sowohl unter denkmalpflegerischen als auch unter juristischen Gesichtspunkten geklärt werden. Die acht Attika-Figuren seien „Teil des eingetragenen Denkmals Humboldt-Universität“, sagte Dorgerloh. „Wenn wir sie da wegnehmen wollen, brauchen wir die denkmalrechtliche Erlaubnis des Landes Berlin.“

Nach Auffassung der Schlösserstiftung und des Berliner Landesdenkmalamtes sind die Figuren Teil des Wiederaufbaukonzepts der DDR für das Berliner Friedrichsforum und das ehemalige Prinz- Heinrich-Palais. So werde schließlich auch das im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude eingebaute originale Lustgartenportal IV des Berliner Schlosses nicht für den Neubau des Humboldt-Forums auf der Spreeinsel entfernt oder versetzt, hieße es. Angestrebt werde jedoch eine „einvernehmliche Entscheidung mit allen verantwortlichen Stellen“. Bis zum Jahresende werde es mit dem Landesdenkmalamt weitere Treffen geben, kündigte Dorgerloh an.

Von den einstmals 76 Attika-Figuren auf dem Dach des Potsdamer Stadtschlosses sind 17 noch erhalten, von weiteren 18 existieren Fragmente. Die acht intakten Figuren stellte die staatliche Schlösserverwaltung der DDR 1966 der Humboldt-Universität als Dauerleihgabe zur Verfügung. Seitdem zieren sie das Dach der Seitenflügel des Universitätsgebäudes Unter den Linden. Je vier der Skulpturen stammen von den friderizianischen Bildhauern Johann Gottlieb Heymüller und Leonhard Storch. Peer Straube

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