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Im Sommer hüllenlos. Die Sanierung des Mitteltraktes des Orangerieschlosses mit den zwei Türmen soll zur Jahresmitte abgeschlossen werden. Trotzdem ist für die weitere Instandsetzung des Ensembles noch ein Millionenbetrag nötig.

© Andreas Klaer

Schloss Babelsberg und Pläne der Schlösserstiftung: Pückler, Biedermeier und der Masterplan

Die Schlösserstiftung plant zwei Ausstellungen mit Potsdam-Bezug in diesem Jahr. Und das Finale des ersten Sanierungsprogramms. Ein Überblick.

Von Peer Straube

Eine große Ausstellung im Schloss Babelsberg, der Endspurt beim ersten großen Sanierungsprogramm und eine Vorschau auf den gewaltigen Baufahrplan der nächsten Dekade – die Schlösserstiftung hat in diesem und in den nächsten Jahren viel vor, wie Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Donnerstag bei einer Jahresbilanz ankündigte. Ein Überblick.

PÜCKLER-AUSSTELLUNG

Für viele Jahre ist es die letzte Gelegenheit, einen Blick ins Innere des Welterbe-Schlosses Babelsberg zu werfen: Am 29. April wird in dem Schinkelbau, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Kronprinzenschloss für Wilhelm I. errichtet wurde, die große Ausstellung über den begnadeten Gartengestalter Hermann Fürst von Pückler-Muskau eröffnet. „Pückler. Babelsberg. Der grüne Fürst und die Kaiserin“ soll der „diesjährige Höhepunkt“ im Programm der Schlösserstiftung werden, sagte Dorgerloh. Zum ersten Mal überhaupt widme sich die Stiftung dem Schaffen dieses „neben Lenné zweiten Giganten der Gartengestaltung im Deutschland des 19. Jahrhunderts“, erklärte Gartendirektor Michael Rohde. Erstmals nannte er auch Details: Gegliedert sei die Ausstellung in zehn Themenbereiche, die sich unter anderem mit dem Leben Pücklers, seinen Beziehungen zum preußischen Hof, seiner Gartenkunst und den im vergangenen Jahr aufwendig wiederhergestellten Wasserspielen im Park Babelsberg beschäftigen. Letztere stünden auch im Mittelpunkt von Filmen und „grandiosen 3D-Aufnahmen“, die die Parklandschaft im Wechsel der Jahreszeiten erlebbar machten, sagte Rohde. Gezeigt würden zudem Geschenke, die der Adelige der reiselustigen Kaiserin Augusta gemacht hat, sowie originale Schriften des Fürsten. Darüber hinaus soll es Führungen durch die Gartenlandschaft in der Umgebung des Schlosses geben, die zeigen, welchen Aufwand der Gartenkünstler bei der Gestaltung des Parks Babelsberg getrieben hat. „Die Anlage ist einzigartig in Europa“, betonte Rohde mit Blick auf das komplizierte Bewässerungssystem, das allein in der Umgebung des Schlosses acht Fontänen, diverse Brunnen, künstliche Seen und Wasserfälle speist. Angetrieben von Dampfmaschinenkraft wird dabei das Wasser aus der Havel in mehrere erhöht gelegene Sammelbecken gepumpt und von dort auf die Wasserspiele verteilt. So etwas habe es seinerzeit nicht einmal in England gegeben, sagte Rohde. Die Insel war damals führend bei der Gestaltung von Landschaftsgärten. Die Ausstellung läuft bis zum 15. Oktober, danach wird das Haus wieder geschlossen. Wann es dann wieder öffnen kann, ist unklar. „Innerhalb der nächsten zehn Jahre“ werde man mit der Sanierung der Innenräume beginnen, sagte Dorgerloh. Fassade, Dach, Terrassen und Fenster waren wie berichtet bis zum vergangenen Jahr bereits mit Millionenaufwand instand gesetzt worden.

BIEDERMEIER IM POTSDAM MUSEUM

„Mit Akribie ins Bild gesetzt“ heißt eine Ausstellung, die die Stiftung gemeinsam mit dem Potsdam Museum organisiert und die sich mit dem Werk des Biedermeier-Malers Johann Heinrich Hintze (1800-1861) beschäftigt. Vom 9. September bis zum 26. November werden im Alten Rathaus Gemälde, Aquarelle, Drucke und Zeichnungen des Künstlers gezeigt – zum ersten Mal überhaupt in einer größeren Auswahl. Besonders die Ansichten aus Berlin und der Potsdamer Havellandschaft hatten es Hintze angetan, seine Bilder fanden auch Anklang bei Friedrich Wilhelm IV., der 71 davon kaufte.

ENDSPURT BEIM MASTERPLAN

155 Millionen Euro, mit Sondermitteln sogar 165 Millionen Euro, darf die Schlösserstiftung bis Ende des Jahres ausgeben, um den Verfall des preußischen Welterbes aufzuhalten. 140 Millionen sind verbaut, der Rest wird 2017 folgen. Sichtbar wird das im Sommer am Orangerieschloss, wo dann die Gerüste abgebaut werden und sich die Doppeltürme des Mitteltraktes nach umfangreicher Dach- und Fassadensanierung wieder in alter Pracht präsentieren. Am Neuen Palais gehen die Arbeiten am Sockelgeschoss und im Innern des Schlosstheaters weiter, das 2018 wiedereröffnet werden soll. Am Marmorpalais finden fast 30-jährige Restaurierungsarbeiten mit der Wiederherstellung der Außenanlagen ihr Ende und im Schloss Cecilienhof beginnt der letzte Abschnitt der Dach- und Fassadensanierung, der 2018 abgeschlossen werden soll. Im Juni weiht die Stiftung ihr neues Wissenschafts- und Restaurierungszentrum am alten Standort des Hans Otto Theaters ein, Ende des Jahres soll auch das neue Kunstgüter-Depot in der Friedrich-Engels-Straße übergeben werden.

DAS BAUPROGRAMM DER ZUKUNFT

2018 beginnt offiziell die zweite, noch größere Etappe bei der Sanierung des maroden Welterbes. Diesmal haben der Bund, Brandenburg und Berlin 400 Millionen Euro aufgelegt, die gestreckt über mehr als zehn Jahre zur Verfügung stehen. Die abzuarbeitende Liste besteht aus etwa 60 Projekten, rund 15 sollen mit höchster Priorität in den nächsten fünf Jahren in Angriff genommen werden. Dazu zählen nicht zuletzt die Römischen Bäder im Park Sanssouci, deren baulicher Zustand wie berichtet desolat ist. Vor 2020 sei jedoch kaum mit einem Baubeginn zu rechnen, sagte Ayhan Ayrilmaz, der Architekturchef der Stiftung. Zwei Jahre dauere es allein, um eine denkmalgerechte und umsetzungsfähige Planung zu erstellen. Auch das marode Schloss auf der Pfaueninsel soll bald generalüberholt werden. Knapp 50 Millionen Euro werden noch einmal ins Neue Palais investiert, unter anderem um Dach und Balustrade fertig zu sanieren und das Schloss damit zumindest trocken zu bekommen. Auch am Orangerieschloss wird weitergebaut. Rund 18 Millionen Euro sind eingeplant, um die restlichen Dach- und Fassadenflächen fertig zu sanieren. Darüber hinaus will die Stiftung sich auch vielen vernachlässigten Nebengebäuden widmen, die weniger im Fokus der Öffentlichkeit stehen, die aber über die Jahre immer weiter verfielen. Beispiele dafür sind unter anderem das Weiße, das Rote und das Grüne Haus im Neuen Garten, die Meierei am Kuhtor und das Kleine Schloss im Park Babelsberg. Für die Innensanierung des Babelsberger Schlosses soll ebenfalls ein zweistelliger Millionenbetrag ausgegeben werden. Und schließlich will die Stiftung zwei immer wieder verschobene Neubauprojekte beginnen: das Besucherzentrum in Anlehnung an das Schweizerhaus an der Historischen Mühle und ein Restaurant am Südeingang des Neuen Palais.

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