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Wieder da. Friedrichs Göttinnen Ceres (vorn) und Pomona (hinten) wurden restauriert. Die Skulpturen sind jetzt im nördlichen Bereich des Neuen Palais zu finden.

© Andreas Klaer

Sanssouci-Skulpturen saniert: Pomona und Ceres sind zurück

Die Schlösserstiftung ließ 72 Figuren am Neuen Palais restaurieren. Zwei wurden jetzt wieder an ihren ursprünglichen Platz gestellt.

Brandenburger Vorstadt - Auch Protzen will gekonnt sein. Kaum war der Siebenjährige Krieg im Jahre 1763 vorbei, da schickte sich Friedrich der Große an, in seinen Potsdamer Schlosspark einen 200-Zimmer-Prunkbau hinzusetzen. Das Neue Palais entstand. Friedrich wollte damit zeigen, wie kraftvoll sein Staat auch nach dem langen Krieg noch war – einem Krieg, den der Monarch nur mit Fortune überstanden hatte. Beinahe wäre der Feldherr und Philosoph – und mit ihm Preußen – in all dem Kriegsgemetzel von der europäischen Bühne verschwunden.

Hier in Potsdam, am Westende seines geliebten Schlossparks, ließ der König seinen Triumph ab 1763 quasi in Stein hauen. Eine Fanfaronade, also eine Prahlerei, hat Friedrich das Neue Palais selbst einmal genannt. Und tatsächlich ist das Schloss ja ein wirklich groß dimensionierter Bau, reich verziert bis übers Dach. Allein an den Fassaden des Neuen Palais sowie den dazugehörigen Communs und der Kolonnade gibt es insgesamt fast 500 Skulpturen. 172 von ihnen gehören auf den unteren Umgang im Erdgeschoss des eigentlichen Schlossbaus.

Göttinnen Pomona und Ceres stehen nun wieder nebeneinander

Am gestrigen Donnerstag wurden zwei dieser 172 Skulpturen nach erfolgter Restaurierung mit einem Kran auf ihren angestammten Platz gehievt. An der Fassade des Hofdamenflügels stehen die beiden in Sandstein gehauenen Göttinnen Pomona und Ceres nun wieder auf ihrem Postament einträchtig nebeneinander. Der Berliner Restaurator Holger Farrak und sein Potsdamer Berufskollege Daniel Schubert hatten zuvor gemeinsam mit ihrem Team die beiden über zwei Meter großen göttlichen Damen runderneuert. Bis 2018 sollen alle 172 Skulpturen auf dem Umgang im Erdgeschoss restauriert worden sein. Die fachmännische Beauty-Kur von Pomona und Ceres war zugleich der Schlusspunkt des ersten Bauabschnitts, in dem zunächst 72 Skulpturen restauriert wurden. Nach Angaben von Kathrin Lange, die bei der Schlösserstiftung als Fachbereichsleiterin der Skulpturenrestaurierung tätig ist, kosteten die Arbeiten des ersten Bauabschnitts annähernd 400 000 Euro. Derzeit zeichne sich ab, dass für die Runderneuerung aller 172 Figuren etwas weniger als die insgesamt veranschlagten 1,6 Millionen Euro aufgewendet werden müssen, teilte Lange am Donnerstag mit. Die Arbeiten wurden finanziell ermöglicht durch den bis 2017 gültigen Masterplan zur Rettung des bedrohten Preußenerbes, den der Bund gemeinsam mit den Ländern Berlin und Brandenburg aufgelegt hat.

Die beiden am Donnerstag aufgestellten Figuren sind Teil eines ikonografischen Programms, das im 18. Jahrhundert an der Schlossfassade verwirklicht wurde. Die Figuren am Hofdamenflügel etwa kann man mit der Weiblichkeit und der Fruchtbarkeit in Verbindung bringen, wie Saskia Hüneke, Kustodin der Stiftungs-Skulpturensammlung, am Donnerstag erläuterte. Pomona als römische Göttin der Baumfrüchte und Ceres, die Göttin des Ackerbaus, reihen sich hier ein. Nicht immer jedoch ist die Bedeutung der Figuren am Neuen Palais so gut zu erkennen wie bei Pomona mit ihrem Fruchtkorb und Ceres mit Ährengarbe und -kranz. „Da bewegt man sich immer auch so ein bisschen auf dem Feld der Vermutung“, sagte Hüneke. „Es gibt keine zeitgenössische Quelle, die das eindeutig beschreibt.“

Wo die schönen Künste das Sagen haben

Doch klar ist jedenfalls das große Ganze: Die Skulpturen am Mittelrisalit des Neuen Palais sind eher staatstragenden Themen zuzuordnen, wie Hüneke erläuterte. Auf der dortigen Gartenseite finden sich etwa Darstellungen des Perseus, mit denen eindeutig ein kriegerischer Aspekt betont werden sollte. An der Hofseite wiederum haben die schönen Künste das Sagen. Dort finden sich Darstellungen der Musen und des Apoll. Friedrich sah sich schließlich selbst als Kriegsherr und zugleich kunstbeflissener Mensch.

Dem Architekturideal der damaligen Zeit habe der überreiche Figurenschmuck am Neuen Palais nicht entsprochen, erklärte Kustodin Hüneke. Zu viel des Guten findet sich am Schloss, könnte man wohl sagen. Überhaupt keinen Gefallen fand der Figurenschmuck hingegen beim Hamburger Publizisten Johann Georg Büsch, der im Jahre 1800 schrieb: „Schon der ferne Anblick zeigt dem Auge, dass hier zum Überfluss geweidet werden soll, und es wird dieser Augenweide so bald müde, dass, wenn auch diese Statuen besser geraten wären, als sie wirklich sind, es nur wenig Aufmerksamkeit auf dieselben wenden würde.“

Sanierung des Schlosstheaters soll 2018 abgeschlossen sein

Wie dem auch sei: Generationen von Restauratoren haben sich schon über diese Figuren gebeugt und sie mit ruhiger Hand von Schäden befreit. Aber auch an anderer Stelle am Neuen Palais sind die Handwerker derzeit zugange. 2018 soll das Schlosstheater nach erfolgter Sanierung wiedereröffnen. Wie Volker Thiele von der Schlösserstiftung berichtete, ist die Sanierung des Theaterdachs weitgehend abgeschlossen. Die Gelder hierfür kamen ebenfalls aus dem Masterplan. Bis zur Eröffnung des Theaters muss der dortige Brandschutz noch verbessert werden. Hierfür wolle man Mittel aus dem normalen Haushalt der Schlösserstiftung einsetzen, so Thiele. Irgendwann stehe dann auch die weitere Sanierung des Schlossdaches an. Letztlich wird man mit den Arbeiten an Friedrichs Protzschloss wohl nie so ganz fertig sein. Allein für die Skulpturen im Park Sanssouci legt die Stiftung einen Restaurierungszyklus von circa 30 Jahren zugrunde. „Aufgrund der hohen Anzahl der Skulpturen am Neuen Palais konnte hier dieser Zyklus nie kontinuierlich eingehalten werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.

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