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Landeshauptstadt: „Royal Luise“ nahm Frau an Bord

Büste der preußischen Königin zum Saisonstart der königlichen Fregatte übergeben

Frauen an Bord bringen Unglück – diesen Aberglauben pflegte selbst die Bundesmarine und nahm auf ihr Segelschulschiff „Gorch Fock“ bis 1997 keine weiblichen Kadetten auf. Der Yacht- und Schifffahrtsverein Potsdam ist jetzt über den Schatten gesprungen. Gestern zum Saisonstart am Seglerhaus am Wannsee holte Kapitän Lothar Voß höchstpersönlich eine Dame an Bord der Fregatte „Royal Louise“. Dabei handelt es sich um die Namensgeberin des Schiffes, Königin Luise von Preußen – als Nachguss einer von J. F. Schadow geschaffenen Büste.

Sie soll die Mannschaft nun bei den Fahrten über die Potsdamer und Berliner Seen begleiten. Auch in ihrer 10. Saison wird, wie der Vereinsvorsitzende Claus Reichardt mitteilte, die „Royal Louise“ wieder für die nautische und seemännische Ausbildung und die Förderung des Segelsports genutzt. Der 17,36 Meter lange Dreimaster, der 160 Quadratmeter Segel setzen kann, steht außerdem für Besichtigungen, Einzelfahrten und Veranstaltungen zur Verfügung. Mehr als 50mal ist er in der Saison unterwegs und nimmt dabei insgesamt etwa 1200 Gäste an Bord. Der Segler wurde 1999 in einem ABM-Projekt einer Fregatte nachgebaut, die Englands King William IV. 1832 seinem „königlichen Vetter“ Friedrich Wilhelm III. von Preußen geschenkt hatte. Sie ersetzte ein bereits 1814 übergebenes, aber schnell untüchtig gewordenes Schiff, mit dem die Engländer ihren Dank für die preußische Waffenhilfe in den Befreiungskriegen gegen Napoleon zum Ausdruck bringen wollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg erinnerten sich die Engländer allerdings nicht mehr an diesen historischen Hintergrund und verbrannten das inzwischen in Kiel als Marinedenkmal genutzte Schiff als Zeugnis des preußischen Militarismus.

Ab 1841 lag die „Royal Louise“ an der neu errichteten Königlichen Matrosenstation an der Schwanenallee. An diesen historischen Liegeplatz möchte sie der Verein gern zurückbringen. Ein Steg an dieser Stelle böte nicht nur die Möglichkeit, die Gäste an Bord zu nehmen, das Schiff könnte zwischen den Fahrten auch zur Besichtigung freigegeben werden. Dies wird aber wesentlich vom neuen Investor für die zum Verkauf ausgeschriebene Matrosenstation abhängen, die seit ihrer Erweiterung und Neugestaltung im nordischen Stil unter Kaiser Wilhelm II. ab 1892 den Namen Kongsnaes trägt. E. Hoh

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