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Umstrittene Planungen: Diese Brache neben dem Bahnhof Golm soll in den kommenden Jahren zur neuen Mitte des Ortsteils entwickelt werden. Die Anwohner wollen beteiligt werden und haben eine Initiative gegründet.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Ringen um die Golmer Mitte

In Golm hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die bei der Entwicklung des Ortsteils mitreden will – speziell bei den Plänen für das Umfeld des Bahnhofs

Golm - Eine neue Bürgerinitiative im Ortsteil Golm will bei der Gestaltung der Brachfläche am Bahnhof mitreden. „Wir fordern Mitbestimmung und mehr Transparenz der städtischen Entscheidungen“, sagte Sylvia Frenzel, eine der Initiatoren und zugleich Ortsbeiratsmitglied für das Bürgerbündnis, den PNN am Mittwoch auf Anfrage. Die Initiative fungiert unter dem Titel „Pro Golm“.

Unter anderem gehe es um eine einheitliche Entwicklung von Universitätscampus, Ortsteil und dem ebenso wachsenden Wissenschaftspark. „Golm muss neu gedacht werden“, sagte Frenzel. Sie verweist dabei vor allem auf den in Vorbereitung befindlichen Bebauungsplan (B-Plan) Nummer 157 „Neue Mitte Golm“. Er soll die Bebauung der Brache zwischen Bahnhof und dem schnell wachsenden Wissenschaftspark regeln. Frenzel sagte, mit diesem Planwerk könnten die Weichen für eine „soziale, städtebauliche, funktionale Entwicklung und eine neue identitätsstiftende Mitte“ gestellt werden. „Diese Chance muss aber auch genutzt werden.“

Die Sorge von Frenzel und ihren Mitstreitern ist, dass sich die künftige Bebauung „allein an funktionalen und ökonomischen Bedürfnissen“ orientiere. So steht es auch in einem Antrag für die heutige Sitzung des Ortsbeirats, in dem Frenzel gemeinsam mit ihrer CDU-Kollegin und Landtagsabgeordneten Saskia Ludwig eine Gestaltungssatzung für das Areal fordert. Unter anderem müsse es Vorschriften für Fassaden, Firsthöhen und Dächer geben. „Wir brauchen einen runden Tisch, an dem sich alle Akteure regelmäßig austauschen“, so Frenzel.

Bereits im Juni hatte der Ortsbeirat beschlossen, dass rund um den Bahnhof nur Gebäude entstehen dürfen, die „ortsbild- und landschaftsverträglich“ dimensioniert sind. Zulässig dürften maximal drei Vollgeschosse sein, so die Forderung. Zuvor hatten Frenzel und Ludwig gewarnt, am Bahnhof könnte ein gewerbliches Hochhaus entstehen, das das Orts- und Landschaftsbild Golms zerstören würde.

Im Rathaus versuchen die Zuständigen unterdessen, die Lage zu beruhigen. Der strittige B-Plan beruhe auf den Ergebnissen eines studentischen Wettbewerbs und ebenso auf einer „breiten Diskussion in einem Beteiligungsprozess im Stadtteil“, wie Stadtsprecherin Friederike Herold auf PNN-Anfrage betonte. Ziel sei eine befriedigende städtebauliche und strukturelle Verknüpfung der unterschiedlichen Bereiche Golms, das durch eine Bahnlinie zerschnitten ist. Unter anderem solle auf der Brache in Richtung Wissenschaftspark – westlich des Bahnhofs – eine „forschungsnahe Einrichtung geschaffen werden, die der Unterbringung eines Tagungszentrums, einer Kantine und eines Boardinghouses dient“, wie es in dem bereits gefassten Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans heißt.

Im Osten des Bahnhofs solle ein „städtebaulicher Hochpunkt“ entstehen. Etwas später ist in dem Beschluss von einem „gewerblich genutzten Hochhaus“ mit einem zweigeschossigen Sockelbau die Rede; in diesem soll auch ein Bürgerhaus integriert werden. Laut Stadtsprecherin Herold gehe es um ein sechsgeschossiges Gebäude, das aber „vermutlich“ nicht die gesetzlich definierte Höhengrenze für Hochhäuser – das sind 22 Meter – erreichen werde. Der Ortsbeirat hatte im Juni bereits gefordert, den Bau von Hochhäusern auszuschließen.

Herold merkte dazu an, im Ortsbeirat seien zunächst keine Bedenken bekannt geworden – dies sei erst nach dem im April gefassten Aufstellungsbeschluss für den B-Plan der Fall gewesen. Allerdings hatte Frenzel auch damals schon gewarnt, die Planungen für die Golmer Mitte seien zu stark an den Bedarfen des Wissenschaftsparks ausrichtet. „Viergeschossige Labore, ein Bordinghaus mit Kantine und ein Platz mit Gewerbe-Hochhaus und angrenzendem Parkhaus würden kein schönes und lebendiges Zentrum für Golm darstellen und zu wenig Aufenthaltsqualität für die Bürger bieten“, heißt es im Protokoll zur Frenzels Wortbeitrag in der April-Sitzung. In den Beschluss floss diese Kritik allerdings nicht mit ein – unklar ist offenbar auch, ob dieses Protokoll vom Ortsbeirat überhaupt als korrekt beschlossen und entsprechend weitergeleitet wurde.

Stadtsprecherin Herold macht indes klar, die Forderungen der Golmer würden nun in die Auswertung des laufenden Beteiligungsverfahrens zum Bebauungsplan einbezogen. Frenzel sagte, schon bei der ersten Beteiligung seien viele Vorschläge nicht aufgegriffen worden. Daher habe sich die Bürgerinitiative gebildet, um in Sinne der Golmer bei der Entwicklung mitreden zu können.

Zu den Plänen für die Golmer Mitte tagt am heutigen Donnerstag der Ortsbeirat ab 18.30 Uhr. Ort ist der Sitzungsraum in der Reiherbergstraße 31. In dem Gremium rumort es: Unter anderem war im Sommer die Abwahl des Ortsvorstehers Marcus Krause (SPD) gescheitert. Auch das hatte für Querelen gesorgt. H. Kramer

H. Kramer

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