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Aufbau statt Aufschlag. In die Heinrich- Mann-Allee sollen Wohnungen.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Richtfest für den Center-Court

Lange sträubte sich der Tennisclub Rot-Weiß, sein Gelände am ehemaligen Tramdepot freizugeben. Jetzt entsteht eine neue Anlage am Rande der Stadt

Waldstadt - Stolz steht Heinz-Hermann Schulte-Loh auf dem Boden seiner neuen Tennishalle. „Das ist schon der Grundbelag. Jetzt kommt noch die Spielfläche oben drauf“, sagt der Vorstandschef des Potsdamer Tennisclubs Rot-Weiß, während im Hintergrund zwei Bauarbeiter auf dem Sims des Gebäudes die riesigen Holzbalken mit dicken Schrauben befestigen. Seit Kurzem haben die Arbeiten für die neue Tennisanlage des Sportvereins begonnen. Für den 22. April ist auf dem ehemaligen Gelände des Potsdamer Plattenwerks das Richtfest geplant. Die Wände sind noch nicht montiert, auch das Dach fehlt. Es regnet etwas, typisches Aprilwetter eben.

Bis entschieden war, dass der Club von seinem bisherigen Gelände am ehemaligen Trampdepot in der Heinrich-Mann-Allee wegzieht, um Wohnhäusern Platz zu machen, dauerte es Jahre. Hart verhandelte Schulte-Loh mit der Stadt und der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam. Nun gibt der Verein seinen Pachtvertrag auf und macht das Gelände neben dem Humboldt-Gymnasium und der Kolonie Daheim frei, dafür gibt es zwei Millionen Euro und ein Grundstück ebenfalls an der Heinrich-Mann-Allee, kurz vor dem Bahnhof Rehbrücke am Rande der Stadt – so die Vereinbarung. „Das ist schon gut so“, sagt Schulte-Loh.

Wann nun die ersten Bälle durch die neue Dreifeld-Tennishalle fliegen? Im Oktober wolle man mit dem Spielbetrieb beginnen, sagt der Vereinsvorsitzende, der selbst lange Jahre im Industriebau tätig war. Rund 2000 Quadratmeter umfasst das Gebäude aus Blech und Holz. 20 Meter lange Balken aus besonders stabilem sogenanntem Brettschichtholz liegen für das Gerüst bereit. Große Fester sind geplant, um gute Lichtverhältnisse zu bekommen. „Wir wollen eine Wohlfühlhalle bauen“, so der Vorsitzende.

Die gesamte Anlage – laut Schulte-Loh die größte Tennis-Anlage in Brandenburg – soll bis Mai kommenden Jahres fertig werden. Zehn neue Tennisplätze sollen neben der Halle entstehen, darunter der Center-Court direkt am künftigen Clubhaus. Auf ihm sollen die Top-Spiele stattfinden. Laut Schulte-Loh ist eine kleine Zuschauerreihe geplant, aber keine Tribüne.

Der Club ist sportlich betrachtet mäßig erfolgreich. Das soll sich aber künftig ändern. Ziel sei es, in der zweiten Liga zu spielen, so Schulte-Loh. Das alte Gelände am Tramdepot habe kaum Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Das soll sich jetzt gründlich ändern. Wohl die gesamten zwei Millionen Euro investiert der Verein in die neue Anlage. Auch Hecken und Rasenflächen werden angelegt sowie ein Kinderspielplatz und mehrere Trainingswände. Das eigene Clubhaus ist schon erkennbar. Es bietet Platz für Toiletten, Umkleiden, Büroräume und Gastronomie.

Die neue Anlage soll auch den Mitgliederzahlen des 1920 gegründeten Vereins einen Schub geben. Derzeit gebe es rund 400 Mitglieder, die meisten kommen aus Potsdam, aus dem Umland und Berlin. Im Profi-Bereich ist man bisher nicht vertreten. 650 Mitglieder könnten es künftig sein, hofft Schulte-Loh und setzt dabei auch auf das Richtfest Ende April. Wer an diesem Tag Mitglied werde, erhalte den halben Jahresbeitrag geschenkt. Immerhin: Im Jahr fallen normalerweise 320 Euro an, Paare zahlen 570 Euro.

Wie berichtet musste der Tennisclub sein bisheriges Areal aufgeben, weil dort rund 700 Wohnungen gebaut werden sollen. Den Pachtvertrag hatte die Stadt bereits Ende 2009 gekündigt, den Verein aber seitdem auf dem Gelände geduldet. Weil das Rathaus im eigenen Bestand über keine geeigneten Flächen für ein Ersatzquartier verfügte, kam bereits vor Jahren der neue Standort auf dem Plattenwerksgelände zwischen Heinrich-Mann-Allee, Erich-Weinert-Straße, Drewitzer Straße und Wetzlarer Bahn ins Spiel. Ende 2011 hatten sich alle Beteiligten prinzipiell auf den Kompromiss geeinigt, der jetzt umgesetzt wurde. Die Eigentümer Hellweg und Max Bögl verkauften demnach das rund 26 000 Quadratmeter große Grundstück zu einem symbolischen Preis an den Tennisclub – im Gegenzug sollte die Stadt auf dem restlichen Plattenwerksgelände Baurecht für rund 300 Wohnungen, Gewerbe und kleinteiligen Einzelhandel schaffen.

Die Umsetzung zog sich immer wieder in die Länge. Mehrfach wurde der Bebauungsplan 124 „Heinrich-Mann-Allee/Wetzlarer Bahn“ nach Angaben der Stadtverwaltung auch im Gestaltungsrat diskutiert. Aktuell laufe das Baugenehmigungsverfahren, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Beantragt sind in dem Bauvorhaben „Brunnen Viertel“ elf Häuser mit 376 Wohnungen gegenüber der neuen Tennisanlage. Beide Bereiche sollen auch aus Lärmschutzgründen durch Gewerbeflächen getrennt werden.

Am ehemaligen Tramdepot dauert es allerdings noch etwas, bis die Bagger und Kräne anrücken. Der B-Plan Nr. 104 „Heinrich-Mann-Allee/Kolonie Daheim“ sei aktuell in der letzten Phase der Erarbeitung, sagte ProPotsdam-Sprecherin Anna Winkler den PNN. Das Genehmigungsverfahren werde zeitnah beginnen, die sogenannte Planreife des B-Plans und damit Baurecht werde Mitte 2017 vorliegen. In einem ersten Bauabschnitt sollen dort 340 Wohnungen errichtet werden, rund 190 davon werden gefördert. Der Baubeginn sei für 2018 angedacht, sofern das B-Planverfahren bis dahin abgeschlossen sei, so Winkler.

Stefan Engelbrecht

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