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Landeshauptstadt: Rettungsaktion für Marstall

Schutzdach sichert Baudenkmal im Babelsberger Park für spätere Sanierung

Im Park Babelsberg hat eine Rettungsaktion für den Marstall begonnen. Er erhält ein Schutzdach, um das Gebäude für eine später Sanierung zu sichern. Wie die zuständige Baudenkmalpflegerin Almut Siegel erläuterte, werden im Boden verankerte Stahlstützen das Pultdach tragen. Diese unter mehreren Varianten ausgewählte Lösung erspart die anderenorts in den Welterbeparken gewählte vollständige Einhüllung durch Planen. Damit bleiben für die Besucher die Fassaden des Baudenkmals weitgehend sichtbar und erlebbar. Gleichzeitig erhoffe man sich durch diese Variante positive Effekte für die Austrocknung des feuchtegeschädigten Bauwerks.

Die Notmaßnahmen, die bis zum Jahresende abgeschlossen sein sollen, werden etwa 250 000 Euro verschlingen. Das Dach ist so konzipiert, dass darunter später auch die Gesamtsanierung des Bauwerks in Angriff genommen werden könnte.

Diese Sanierung würde allerdings eine Millionensumme erfordern, die aus dem Haushalt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht aufzubringen ist. Sie wäre erst mit dem Sonderinvestitionsprogramm denkbar, das vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg als den Zuwendungsgebern Ende des Jahres beschlossen und ab 2008/09 in Angriff genommen werden soll.

Baudirektor Dr. Alfons Schmidt nennt den Marstall „einen der größten Problemfälle der Stiftung". „Inzwischen ist das Dach undicht, die Fassade bröckelt und der Holz zerstörende Hausschwamm frisst sich genüsslich durchs Gebälk", erklärte er.

Gescheitert ist bisher der Versuch der Stiftung, einen Investor und Nutzer zu finden, der die Sanierung übernimmt. Der Marstall liegt oberhalb des heute als Gaststätte genutzten Kleinen Schlosses auf halber Höhe des Berghangs und ist deshalb, zumal mit Fahrzeugen, schwierig zu erreichen. Außerdem weist er eine ungünstige Raumaufteilung auf.

Das Gebäude war 1834 - 1839 durch den Baumeister Eduard Gebhardt im Stil der Neogotik für Prinz Wilhelm von Preußen - den späteren König und Kaiser Wilhelm I. - errichtet worden, dem das Parkgelände 1833 übertragen worden war. Kunsthistoriker gehen davon aus, dass Gebhardt für die Fassadengestaltung einen unausgeführten Schlossentwurf von Friedrich Wilhelm IV., des Vorgängers und Bruders von Wilhelm I., herangezogen hat. Dafür sprechen die abgestuften Giebel und eine allerdings bei einem Umbau 1861 nicht erhalten gebliebene zinnenbekrönte Wand mit einen Türmchen.

Im Erdgeschoss waren die Pferde und Kutschen des Königs untergebracht, darüber befanden sich Dienstwohnungen für das Personal. Das Gebäude wurde nach 1945 als Lagerhalle und für Wohnungen genutzt. Dann zogen hier für längere Zeit die Reiter des Sportvereins BSG DEFA Babelsberg ein. Seit zwei Jahrzehnten steht das verfallende Gebäude nun bereits leer. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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