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Am Montag, 10. August 2020, beginnt in Potsdam wieder die Schuljahr - möglichst im Regelbetrieb.

© Bernd Wüstneck/dpa (Symbolbild)

Regelbetrieb wird vorbereitet: Corona-Sorgen vor dem Schulstart

Wie groß ist die Ansteckungsgefahr wirklich? Potsdamer Schulen stellen Pläne auf. Ein Elternvertreter fordert eine Maskenpflicht. Neueste Studien geben ihm vermutlich recht.

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Potsdam - Der Beginn des Schuljahres an den Potsdamer Schulen am 10. August wird von den coronabedingten Einschränkungen überschattet. Während die Schulen nach Wegen suchen, den Regelbetrieb zu sichern, dauert die politische Diskussion besonders um die Maskenpflicht an. Elternvertreter sehen die Vorbereitungen kritisch und fürchten ein Wiederaufflammen der Pandemie und erneute Einschränkungen.

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Im Schulzentrum am Stern beispielsweise werden für das neue Schuljahr sogenannte erweiterte Lerngruppen mit 50 bis 60 Schülern gebildet. Zwischen diesen soll es keine Durchmischung geben, wie Simon Friedrich-Raabe, Schulleiter vom Schulzentrum am Stern, den PNN mitteilte. Jede Gruppe habe einen eigenen Aufenthaltsbereich auf dem Schulhof sowie eigene Mensa-Zeiten. Innerhalb dieser Schülergruppen gebe es keine Abstandsregelungen, genauso wenig müsse in den Klassenräumen eine Maske getragen werden, so Friedrich-Raabe. Das gelte nur für Bereiche in der Schule, die von allen genutzt werden, wie Sanitäranlagen und Flure. Die Schüler sollen außerdem in kleinen Gruppen zusammenarbeiten, sowohl in der Schule als auch digital von zu Hause aus, wenn das nötig sein sollte. Das habe den Vorteil, dass die Schüler auch im Falle einer Schulschließung in dieser Konstellation weiterarbeiten könnten, so der Schulleiter.

Regelbetrieb mit normaler Klassenstärke

Auch die Potsdamer Grundschule Bornim soll im Regelbetrieb starten. „Es wird Präsenzunterricht mit normaler Klassenstärke stattfinden“, sagt die Schulleiterin Silvana Green. Von Normalität könne aber keine Rede sein, betont sie. Das Tragen von Masken werde den Lehrkräften voraussichtlich freigestellt. Viele bereits eingeführte Hygieneregeln blieben jedoch bestehen. Es werde vorerst keine Gruppenarbeit geben und Schüler dürften einander im Unterricht nicht gegenübersitzen. Sie würden in Lerngruppen unterrichtet, die voneinander getrennt blieben. Die Lehrkräfte würden auch auf dem Pausenhof darauf achten, dass sich diese Schülergruppen nicht untereinander mischten, so die Schulleiterin.

Angst vor dem Homeschooling

Markus Kobler, der Sprecher des Potsdamer Kreiselternrats, ist eher skeptisch: „Wir haben schon Bedenken, wie das anlaufen soll.” Vor allem befürchtet er, das weitere Infektionsgeschehen könne dazu führen, dass zumindest teilweise wieder ins Homeschooling gewechselt werden müsse. „Wenn die Urlauber zurückkehren, wird die Zahl der Infektionen sicher wieder steigen.“ Für diesen Fall seien die meisten Eltern technisch nicht vorbereitet. Die Stadt Potsdam bemühe sich zwar darum, entsprechende Geräte zu besorgen, mit Mitteln des Bundes und eigenen Geldern. Aber bis die Geräte vorhanden seien, dauere es noch mindestens einige Wochen. Für den Infektionsschutz wünscht sich Kobler außerdem eine generelle Maskenpflicht an Schulen.

Aktuelle Studie aus Chicago

Doch wie hoch ist die Ansteckungsgefahr wirklich? Aktuelle Forschungsergebnisse scheinen zu bestätigen, dass Kinder im schulfähigen Alter das Coronavirus ebenso übertragen können wie Erwachsene. Ein Forscherteam aus Chicago hat die Viruslast von drei Altersgruppen verglichen. Das Ergebnis: Bei infizierten Fünf- bis Siebzehnjährigen wurde in etwa so viel virale Nukleinsäure in den oberen Atemwegen gefunden wie bei Erwachsenen. Diese Säure ist für Ansteckungen verantwortlich, etwa durch Husten oder Aerosole, also feine Partikel, die in der Luft schweben. Bei Kindern unter fünf Jahren stellten die Wissenschaftler sogar höhere Werte fest als bei Erwachsenen.

Nach Ansicht des Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (SPD) bestätigt diese neue Forschung Ergebnisse der sogenannten „Drosten-Studie“, die zuletzt Anfang Juli in einer aktualisierten Fassung veröffentlicht wurde. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Lauterbach am Freitag: „Die neue, methodisch hochwertige Studie aus Chicago bestätigt, dass Schulkinder wahrscheinlich so ansteckend wie Erwachsene sind.” Bereits Mitte Juli war eine Untersuchung von 65.000 Menschen in Südkorea zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: Kinder und Jugendliche wiesen zwar schwächere oder keine Symptome auf, könnten aber das Virus im Haushalt ebenso verbreiten wie Erwachsene und so ihre Angehörigen anstecken.

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Immerhin wird Brandenburg allen Beschäftigten in Schulen in diesem Schuljahr kostenlose Coronavirustests ermöglichen. Innerhalb von drei Monaten können sie sich bis zu sechs Mal testen lassen. Schüler sollen auf freiwilliger Basis in Stichproben getestet werden.

Unterdessen hat das Bildungsministerium auf ein anderes Problem reagiert: den Lehrermangel. Einer Pressemitteilung zufolge wurden 330 neue Lehramtskandidaten eingestellt. Die zukünftigen Lehrkräfte haben demnach ihren Vorbereitungsdienst schon am Samstag begonnen. In den kommenden Monaten werden sie bereits an Schulen hospitieren und unterrichten.

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