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Rathaus Potsdam Kulturfestival

© Christian Morawe

Rathausrecycling in Potsdam: Schubladen ausräumen nicht vergessen

In Potsdam sollen die Möbel des Rathauses und anderer Amtsgebäude recycelt werden. Gute Idee, aber nicht vergessen, die Schränke leerzuräumen. Sonst wird es schnell peinlich.

Eine Kolumne von Steffi Pyanoe

Brauchen Sie noch vor Weihnachten neue Esszimmerstühle? Dann können Sie sich den Weg zu Ikea sparen und stattdessen den nächsten Dekorationsschub im Rathaus abwarten. Sehr einmütig und per Sofortbeschluss, das muss man sich mal vorstellen, haben sich die Stadtverordneten dafür ausgesprochen, ab sofort ausrangierte Möbel, Geräte und Baumittel zu recyclen. Also damit so umzugehen, wie wir Bürger das spätestens seit dem ersten Lockdown praktizieren. Profitieren sollen gemeinnützige Organisationen, es kann aber auch versteigert werden.

Das ist gut für die Umwelt – und es stärkt unsere Debattenkultur, wenn in der STVV mal was Sinnvolles ohne Umwege über zig Ausschüsse und teure Expertengutachten beschlossen wird. Jetzt darf nur nichts schief gehen, bei dem ungewohnt stürmischen Tempo. Oder will da jemand was loswerden? Einen unbequemen Stuhl? Exemplarisch war ja von einer Kloschüssel die Rede – ausgerechnet! Fiele das unter Geiz oder Fetisch, sich ein Klo aus dem Bürgerservice in die Häuslichkeit zu holen?

Zurück zu den Möbeln. Die sollten besser laufen. Ich kenne jemanden, der hat einen Schreibtisch von Helmut Kohl im Keller. In den Schubladen liegt noch originales Zubehör, Lesebrille, Pfeife, Stifte und Hustenpastillen. Falls unser OB sich von seinem Modell trennt, vielleicht weil er jetzt was Höhenverstellbares möchte, dann besser vorher leerräumen.

Gilt auch für Rollcontainer und Spinde, und was man da so drin hat: Ersatzsakko, Regenjacke, Gummistiefel, Baustellenhelm, die Yogamatte fürs Päuschen, das Wackelbrett für Gleichgewichtsübungen und Sturzprophylaxe. Aspirin und Magentee, Balsamtaschentücher, Zahnseide, das Bonusheft! Und der Zettel mit dem Passwort für das PNN-Abo! Vor allem nicht die Amtskette verschludern, wie das einem OB in den 90ern passierte. Aber da mache ich mir beim jetzigen keine Sorgen.

Die Kolumne Pyanissimo erscheint jeden zweiten Dienstag und kommentiert das Potsdamer Stadtgeschehen.

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