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Bisher wurden neun Verhandlungstage angesetzt.

© Sebastian Gabsch

Prozess in Potsdam: Millionenschwerer Drogenhandel angeklagt

Nach entschlüsselten Encrochat-Nachrichten: Rauschgiftgeschäfte im Rocker-Milieu vor dem Landgericht. Am Mittwoch wurde die Anklage verlesen.

Potsdam - Wenn die Potsdamer Staatsanwaltschaft mit ihrer Anklage Recht hat, sind es keine kleinen Fische, die sich seit Mittwoch vor der 3. Strafkammer des Landgerichts Potsdam verantworten müssen. Den drei Angeklagten aus dem Rocker-Milieu wird Drogenhandel im erheblichen Umfang vorgeworfen. Dabei soll das Trio Gesamteinnahmen von mehr als sechs Millionen Euro verbucht haben. Die Geschäfte sollen im Tatzeitraum zwischen Ende März und Anfang Juni 2020 in Potsdam und Umgebung organisiert worden sein.  

Die von der Staatsanwaltschaft beim Prozessauftakt aufgeführten Rauschgiftmengen, die die drei Angeklagten verkauft haben sollen, klingen gigantisch: Mehr als eine Tonne Cannabis, 4,5 Kilogramm Kokain und neun Kilo Chrystal Meth sollen die drei Angeklagten in nicht einmal drei Monaten weiterverkauft haben. Die Staatsanwaltschaft will dem Trio gewerbsmäßig betriebenen Rauschgiftverkauf in 18 Fällen nachweisen.  

Ein Angeklagter soll Charter der Hells Angels anführen

Bei einem der vor Gericht stehenden Männer soll es sich laut Anklageschrift um den Präsidenten des für Potsdam zuständigen Hells Angels Charters handeln. Neben dem 52-Jährigen angeklagt ist ein 39-Jähriger, der angeblich ein „Officer“ bei der Rockergruppierung sein soll. Der dritte Angeklagte soll teils in Zusammenarbeit mit den beiden 13 Kilogramm Chrystal Meth sowie drei Kilogramm Kokain beschafft und verkauft sowie Kurierdienste übernommen haben.  

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Die Angeklagten hatten laut Staatsanwaltschaft zur Abwicklung ihrer Drogengeschäfte den Krypto-Messengerdienst Encrochat benutzt, der von Europol entschlüsselt worden war. In diesem Kurznachrichtendienst hatten Kriminelle europaweit mit verschlüsselten Handys ungefiltert ihre Geschäfte abgewickelt und kommuniziert. 

Männer wurden bei Razzia im Herbst 2021 gefasst

Die nun vor dem Potsdamer Landgericht angeklagten Männer wurden bei einer großangelegten Razzia im Oktober 2021 gefasst und sitzen seitdem in Brandenburg in Untersuchungshaft. Die Ermittler durchsuchten damals zwei Dutzend Wohnungen und Geschäftsräume in Berlin sowie in den brandenburgischen Orten Potsdam, Saarmund und Werder (Havel).  

Der 52-jährige angebliche Chef der Potsdamer Hells Angels soll laut Staatsanwaltschaft bei den Drogengeschäften eine bestimmende Position gehabt und mehr als vier Millionen Euro verdient haben, der mitangeklagte 39-Jährige soll mehr als zwei Millionen Euro für sich eingenommen haben. Der dritte Angeklagte habe für Helferdienste und teilweise eigene Geschäfte mehr als 510.00 Euro erhalten. 

Der Prozessauftakt am Mittwoch war nach Verlesung der Anklage schnell zu Ende, da ein Teil der Verteidiger sich noch im Urlaub befand. Das Gericht setzte bislang neun Verhandlungstage bis Anfang September fest, geht allerdings davon aus, dass diese neun Termine nicht ausreichen werden. 

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