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Landeshauptstadt: Provisorium bleibt Provisorium

„Blechbüchse“ nach Zagreb verkauft / Abbau bis Ende August / Nachnutzung als Stadtteiltheater

Innenstadt - Spätestens Ende August soll nur noch das Fundament an die „Blechbüchse“ am Alten Markt, das Provisorium des Hans Otto Theaters (HOT), erinnern. Dann werden die Einzelteile der „Blechbüchse“, wie die Potsdamer das „Theaterhaus am Alten Markt“ schnell nannten, auf dem Weg ins kroatische Zagreb sein. Im dortigen Stadtteil Novi Zagreb mit über 300 000 Einwohnern soll sie wieder zusammengesetzt und am 31. Mai 2008 eröffnet werden: wieder als Theaterprovisorium. Gestern unterzeichneten Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und der Zagreber Oberbürgermeister Milan Bandi den Vertrag über den Verkauf der „Blechbüchse“.

Wann genau mit dem Abbau des seit einem Dreivierteljahr ungenutzten Theaterprovisoriums begonnen wird, konnte gestern nicht gesagt werden. Nach dem Vertragsschluss müssen nun die notwendigen Genehmigungen beantragt werden. Doch soll mit dem „sorgfältig in Einzelteile“ Zerlegen der „Blechbüchse“ so schnell wie möglich begonnen werden. Im Anschluss an den Abbau soll das Fundament abgetragen und das Gelände „renaturiert“ werden. Über eine mögliche Nachnutzung der Fläche wollte sich Oberbürgermeister Jakobs noch nicht äußern. „Es gibt mehrere Interessenten für das Gelände, doch noch ist es zu früh, hier konkrete Aussagen zu treffen“, sagte Jakobs.

Insgesamt sieben Interessanten hatten sich für Potsdams Theaterprovisorium beworben. Zagreb erhielt am Ende den Zuschlag, weil von der kroatischen Stadt das meiste Geld geboten wurde. Zu dem Kaufpreis wurden jedoch keine Angaben gemacht. „Über den Preis reden wir heute nicht“, sagte Jann Jakobs auf Nachfrage. Ein weiterer Grund für den Zuschlag an Zagreb sei die geplante Nutzung als Theater gewesen, betonte Jakobs. Vorerst 13 Jahre soll die „Blechbüchse“ in Zagreb als Provisorium dienen, sagte Milan Bandi. Danach soll das Stadtteiltheater von Novi Zagreb in einen Theaterneubau ziehen.

Doch Jann Jakobs gab Bandi einen Rat mit auf den Weg. „Provisorien dauern länger“, sagte Jakobs und sprach damit die weitaus längere Nutzung der „Blechbüchse“ durch das HOT als ursprünglich geplant an. Denn eine Nutzung des „Theaterhauses am Alten Markt“ war nur für fünf Jahre vorgesehen. Daraus wurden dann bis zur Eröffnung des Theaterneubaus im September 2006 in der Schiffbauergasse jedoch 14 Jahre. Er sei glücklich, sagte Volkmar Raback, geschäftsführender Direktor des HOT, dass mit dem Verkauf dieses Kapitel Potsdamer Theatergeschichte endlich geschlossen werden könne.

Hans-Georg Schäfer bezeichnete die „Blechbüchse“ als einen Glücksfall für Zagreb. Mit Unterstützung des Bonner Bühnenbildner hatten vor einem Jahr die Kaufverhandlungen mit Potsdam begonnen. „Das Gebäude ist multifunktional, man kann es mit einer Zentralbühne oder mit zwei Theatern betreiben“, sagte Schäfer. Die Ausstattung sei sogar besser als bei manchem Neubau. Wenn Ende Mai kommenden Jahres die wieder aufgebaute „Blechbüchse“ in Novi Zagreb eröffnet werden soll, wird Zagreb mit seinen 800 000 Einwohnern insgesamt zehn Theaterhäuser haben. Denn dort hat man den Wert von Kultur längst erkannt. „Jedes in Kultur investierte Geld kommt dreifach zurück“, sagte Oberbürgermeister Bandi.

Dirk Becker

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