zum Hauptinhalt
Die ehemalige Abraumförderbrücke des Besucherbergwerk F60 im ehemaligen Braunkohletagebau Klettwitz-Nord. (

© dpa/Sebastian Kahnert

Projekt zur Bergbaugeschichte: Was bleibt nach dem Kohleausstieg in der Lausitz?

Ein Projekt will die 170-jährige Bergbaugeschichte in der Lausitz für die Nachwelt erhalten. Forschende sammeln dazu Tausende Objekte.

Von Silke Nauschütz, dpa

Eine stillgelegte Fabrik, eine als Weinanbaugebiet genutzte Bergbaufolgelandschaft oder ein Tagebausee: Was wird nach dem Ende der Kohleverstromung in der Lausitz von der Geschichte des Bergbaus erlebbar bleiben? Damit beschäftigt sich ein besonderes Projekt. Sechs Forscher und Forscherinnen begleiten den Strukturwandel und erfassen seit zwei Jahren Objekte wie etwa technische Infrastruktur mit Kohlebahnen oder auch Sozialräume wie Siedlungen und Kirchen, die in Verbindung mit dem Tagebau stehen. Am Dienstag stellten die Forschenden, darunter zwei Kunsthistorikerinnen, ein Industrie-Archäologe und ein Digitalhistoriker, in Lichterfeld Resultate aus dem Projekt vor, das noch bis zum Sommer läuft.

Bislang hat das Team laut Projektleiterin Tanja Trittel knapp 2100 Objekte erfasst. Schätzungsweise bis zu 2300 sollen es werden. „Wir möchten schauen, was es für Objekte gibt, die einen Bergbaubezug haben, um das für die Nachwelt festzuhalten“, erläuterte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Architektin und ihr Team haben für die Arbeit ihr Büro in Großräschen (Oberspreewald-Lausitz) direkt am Tagebausee eingerichtet. Trittel benennt die Kreise Elbe-Elster, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße sowie Cottbus als Untersuchungsgebiet. Ins Leben gerufen hat das Erfassungsprojekt das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Mit dem arbeite das Team eng zusammen, so Trittel.

Das Industriedenkmal „Biotürme Lauchhammer“. Die 24 Türme, mit einer Höhe von 22 Metern, gehörten zur ehemaligen Braunkohlen-Kokerei im Norden von Lauchhammer.
Das Industriedenkmal „Biotürme Lauchhammer“. Die 24 Türme, mit einer Höhe von 22 Metern, gehörten zur ehemaligen Braunkohlen-Kokerei im Norden von Lauchhammer.

© dpa/Patrick Pleul

Zeitgleich bis Sommer 2023 werden auch in den drei weiteren betroffenen Bergbau-Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt Projekte durchgeführt. Finanziert werden sie vollständig vom Bund aus Strukturgeldern. Ziel ist die Veröffentlichung einer kartenbasierten und öffentlich zugänglichen Datenbank, in der alle erfassten Objekte eingetragen werden und beschrieben sind.

Unter den erfassten Bereichen sind auch Tagebaurestlochseen oder touristisch erschlossene Hochkippen. „Unser Team arbeitet interdisziplinär. Einer schaut mehr auf die Technik, andere mehr auf die Landschaft“, beschrieb die Projektleiterin. „Wir haben versucht, alles zu erfassen, was es gibt.“ So sei in Finsterwalde (Elbe-Elster) auch die alte Tuchfabrik in die Erfassung mit aufgenommen worden, denn der Besitzer habe mit Braunkohle seine Maschinen betrieben.

Eine andere Art von Dokumentation betreibt der Fotograf Lorenz Kienzle, der sich seit 30 Jahren der brandenburgischen Energie- und Textilindustrie widmet. Seine Fotografie beinhaltet etwa eine Langzeitdokumentation über das Dorf Horno und dessen Bewohner, die 2004 dem Braunkohletagebau weichen mussten. Der Fotograf stellt Bilder aus den Tagebauen Jänschwalde und Welzow gegenüber. „Orte sind ja immer so Zeitschichten, das Alte und das Neue, die ganze Zeit ist abgebildet, die vergangen ist“, so der Fotograf. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false