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Kunst auf Probe. Der 22-jährige Connor Bergh studiert in seiner Heimatstadt Sioux Falls Kunst und Deutsch. Derzeit ist er Praktikant im Kreativhaus Rechenzentrum.

© Manfred Thomas

Praktikanten im Rechenzentrum: Die Welt sehen

Connor Bergh aus Potsdams US-Partnerstadt Sioux Falls macht derzeit ein Praktikum im Rechenzentrum.

Die vielen Radfahrer und Fußgänger, die sind Connor Bergh sofort aufgefallen, als er in Potsdam ankam. „Das ist schon ein großer Unterschied zu meiner Heimatstadt. Eigentlich hat fast jeder bei uns ein Auto“, erzählt er. Connor Bergh kommt aus Potsdams US-Partnerstadt Sioux Falls im Osten South Dakotas. Wie Potsdam wächst die Stadt sehr schnell, vor allem in die Fläche. Busse würden aber nicht überall fahren. Ein Grund, warum so viele mit dem Auto unterwegs seien.

Seit Anfang Januar ist der 22-Jährige gemeinsam mit zwei anderen Studenten der Augustana University zu Gast in Potsdam, um die vorlesungsfreie Zeit für Praktika zu nutzen. Bergh ist dabei für drei Wochen im Kreativhaus Rechenzentrum, die Lehramtsstudentin Katie Winckler ist am Evangelischen Gymnasium Hermannswerder und die Pflegestudentin Kristina Ritschard im Klinikum Ernst von Bergmann.

Feste Vorgaben für das Praktikum am Rechenzentrum hat Bergh nicht. Es gehe vor allem darum, Deutsch zu lernen und sich mit den Künstlern auszutauschen, erzählt er. Der Student hilft unter anderem beim Aufbau von Ausstellungen und bei Veranstaltungen. Das Konzept des selbst verwalteten Kreativhauses beeindruckt ihn. In Sioux Falls gebe es nichts Vergleichbares. Er könne sich gut vorstellen, dass es Spaß machen würde, bei solch einem Projekt mitzumachen, auch wenn er sich nicht sicher ist, ob es langfristig etwas für ihn wäre.

Connor Bergh studiert in seiner Geburts- und Heimatstadt Kunst und Deutsch. Im Mai dieses Jahres wird er seinen Abschluss machen. „Ich studiere Kunst, weil es mir erlaubt, meine Gedanken zu erweitern und die Welt um mich herum auf eine neue Art zu sehen“, erklärt er. Deutsch hat er gewählt, weil er überzeugt ist, dass das Lernen einer anderen Sprache wertvoll sein könnte und es ihm ermöglicht, einen anderen Teil der Welt kennenzulernen. Er verstehe die Sprache schon sehr gut, nur mit dem Sprechen hapere es noch. „Ich denke auf Englisch. Wenn ich dann auf Deutsch antworten will, lasse ich mir oft nicht genug Zeit, die Sätze zu formulieren und verfalle dann wieder ins Englische.“

Für seine Kunst experimentiert Connor Bergh vor allem mit den neuen technischen Möglichkeiten. Er konzentriere sich vor allem auf die Arbeit mit Photoshop und Adobe-Software am Computer, erzählt er: „Ich versuche zu lernen, wie ich es für meine Kunst einsetzen kann, was ich machen muss, um einen bestimmten Effekt zu erzielen.“ Er arbeite sowohl mit Bildern als auch Fotografien. Außerdem stellt Connor Keramiken her und fertigt Skulpturen mit Lehm.

Ob er nach seinem Abschluss tatsächlich als Künstler arbeiten will, weiß Connor Bergh noch nicht. Vor allem, weil es so schwierig ist, von der Kunst zu leben. „Es ist leider nicht besonders praktisch in Sioux Falls. Kunst ist etwas, dass mal gefragt und dann wieder weniger gefragt ist.“

Wie viele junge Menschen möchte Connor nach seinem Studium vor allem mehr von der Welt sehen. Und vielleicht wird er sogar eine Zeitlang in Deutschland arbeiten. „Ich kann mir vorstellen, im Herbst nach Deutschland zurückzukehren, für ein Jahr hier zu bleiben und an einer Schule Englisch zu unterrichten“, sagt er: „Ich glaube, das würde sehr viel Spaß machen.“ Außerdem denkt der US-Amerikaner darüber nach, zum Friedenscorps, einer US-Behörde zur Völkerverständigung, zu gehen oder in einem Entwicklungsland zu helfen. Er sei noch nicht viel gereist. Für das Praktikum in Potsdam habe er zum ersten Mal sein Heimatland verlassen.

Seine Zeit hier hat der US-Amerikaner auch schon genutzt, um sich die Stadt anzuschauen. Vor allem das Holländische Viertel hat ihm gefallen. „Das fand ich sehr cool. Ich mag die Geschichte, die dahintersteckt“, sagt er.

Der regelmäßige Austausch von Potsdam mit der Augustana University besteht bereits seit 2006. Im Jahr 1990 gingen Sioux Falls und Potsdam eine Städtepartnerschaft ein.

Am heutigen Dienstag findet um 18 Uhr im Raum Schwarzschild der Wissenschaftsetage im Bildungsforum am Platz der Einheit ein amerikanischer Abend zum Austausch mit den drei Gästen aus Sioux Falls statt. Interessierte sind eingeladen. 

Sarah Stoffers

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