zum Hauptinhalt

Potsdams mobiler Hundesalon: Waschen, Schneiden, Würstchen

Torsten Baak frisiert seit 30 Jahren kleine Hunde, mit viel Geduld und Hingabe. Eigentlich wollte er Tierarzt werden, doch dann kam alles anders. 

Von Birte Förster


Potsdam/Schwielowsee - Leo ist nicht begeistert. Immer wieder rennt der kleine Hund in den Keller, um sich zu verstecken. Als seine Besitzerin, Sabina Lüders, ihn holt, läuft er unruhig durch das Wohnzimmer. Dort hat Torsten Baak in einer Ecke bereits einen Tisch aufgebaut, daneben ein Koffer mit diversen Utensilien. Der mobile Hundefriseur aus Potsdam ist zu Besuch bei der  Familie in Schwielosee, um dem Tier einen neuen Schnitt zu verpassen.

Frisch frisiert: Hund Leo im mobilen Salon von Torsten Baak.
Frisch frisiert: Hund Leo im mobilen Salon von Torsten Baak.

© Birte Förster

Er hebt Leo auf den Tisch und bürstet ihm einmal kräftig das Fell. „Ich mache das mit viel Ruhe“, sagt Baak. Das ist in Leos Fall besonders wichtig. Vor einigen Jahren hatte der kleine Hund einen schweren Unfall mit einem Pferd und hat seitdem Schwierigkeiten mit Berührungen. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen fängt der Hundefriseur schließlich an, Leo zu rasieren.

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Baak kennt den fast acht Jahre alten Hund der russischen Rasse Bolonka Zwetna bereits seit seiner Geburt und frisiert ihm seitdem etwa alle drei Monate das Fell. Und noch viel länger ist der erfahrene Hundefriseur in dem Metier tätig. Er wäscht, schneidet und föhnt kleinen, bis zu 40 Zentimeter großen Hunden das Fell, selbst Conditioner und Parfüm sind Teil des Pflegeprogramms. Im August feiert Baak sein 30-jähriges Dienstjubiläum. „"Man sollte den Beruf mit Herz und Seele machen“, sagt er mit ruhiger, ernster Stimme. Anders als Leo würden sich die meisten Hunde freuen, wenn er kommt, erzählt Baak.

Er wollte eigentlich Tierarzt werden, dann kam er in einen Hundesalon - und blieb

Hundefriseur wurde der 52-jährige Potsdamer eher zufällig: „Eigentlich wollte ich Tierarzt werden.“ In einer Tierklinik in der Region begann er 1986 zunächst seine Facharbeiterausbildung für Tierpflege und blieb dort zwei Jahre. Irgendwann wurde er in einen Hundesalon geschickt, sollte vorübergehend dort arbeiten. Er blieb.

Nach erfolgreichem Abschluss seiner Ausbildung machte Baak sich 1990 selbständig und eröffnete seinen ersten Hundesalon in der Clara-Zetkin-Straße. Einige Jahre später ging er nach Köln, wo er einen neuen Hundesalon übernahm. Baak hatte Erfolg, arbeitete viel. Aber so richtig kam er im Rheinland nicht an. Potsdam fehlte ihm, erzählt er. Dann kam vor 15 Jahren ein harter Einschnitt: Bei einem Verkehrsunfall wurde sein rechter Arm schwer verletzt. Bis heute kann er damit keine Feinarbeiten mehr machen, sondern diese nur zum Festhalten der Tiere benutzen.

Hundefriseur Torsten Baak feiert sein 30-jähriges Geschäftsjubiläum.
Hundefriseur Torsten Baak feiert sein 30-jähriges Geschäftsjubiläum.

© Birte Förster

Baak beschloss nach Potsdam zurückzukehren. Aber die Rückkehr in seinen Beruf nach dem Unfall war nicht einfach, eine Zeit lang sogar ungewiss. Er kämpfte sich trotzdem zurück - und schaffte es mit der linken Hand Hundehaare zu schneiden und zu rasieren.

Erste Bewerbungen blieben dennoch erfolglos. So entschied sich Baak, es als mobiler Hundefriseur zu versuchen. Seit 15 Jahren arbeitet er nun mobil, fährt mit dem Auto zu seinen Kunden in Potsdam und Potsdam-Mittelmark. „Durch den Beruf ist die Lebensfreude wiedergekommen.“

Hundefriseur Baak geht offen mit seinen Einschränkungen um

Der Hundefriseur geht offen mit seiner Einschränkung um, weist auch auf seiner Internetseite darauf hin. „Ich erwähne dies, sodass Sie frei entscheiden können, ob Sie mit mir, so wie ich bin, arbeiten möchten“, steht dort geschrieben. Und das wollen viele. In all den Jahren hat er sich eine feste Stammkundschaft aufgebaut, vier bis sechs Wochen im Vorfeld sei er ausgebucht.

Tatsächlich ist ihm kaum anzumerken, dass die Arbeit mit der linken Hand erst durch mühsames Training möglich wurde. Geschickt rasiert er Leo das Fell, macht sich mit der Schere schließlich an den Feinschliff. Sogar Kopf und Pfoten des Hundes werden frisiert. Am Ende der Prozedur springt der Hund erleichtert und frisch frisiert vom Tisch, tobt fröhlich durch das Wohnzimmer und erhält von Baak zur Belohnung noch ein Würstchen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false