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Ohne die jährliche Million müssten Touristen und Potsdamer für diesen Anblick Eintritt zahlen – sagt die Stiftung. 

© Andreas Klaer

Potsdamer Touristenattraktion: Wer soll zahlen für den Park Sanssouci?

Die Rathauskooperation will den freien Zutritt. Linksfraktion und auch die Opposition sind gegen die jährlichen Millionenzahlungen an die Schlösserstiftung.

Potsdam - Sollte die Stadt Potsdam nach 2023 nicht mehr eine Million Euro pro Jahr an die Schlösserstiftung zahlen, behält diese sich vor, den Eintritt für ihren Park Sanssouci kostenpflichtig zu machen. Zugleich beginnt über diese Frage nun eine Debatte in der Stadtpolitik, die erneut enge Mehrheitsverhältnisse und lebendige Diskussionen erwarten lässt.

Jüngst hatten wie berichtet Gespräche über die Verlängerung einer Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt und Stiftung begonnen, in deren Rahmen Potsdam seit Jahren jeweils eine Million Euro für die Parkpflege überweist. Stiftungssprecher Frank Kallensee sagte den PNN jetzt auf Anfrage: Sollte im Ergebnis die finanzielle Beteiligung der Landeshauptstadt entfallen, müssten Möglichkeiten der Kompensation geprüft werden. „Eine solche Option könnte der Parkeintritt sein.“

Millionen für den Erhalt der Parks nötig

Das Geld sei für den Erhalt der Parks gedacht. „Diese Aufgabe ist durch den erhöhten Pflegeaufwand noch schwieriger geworden“, sagte Kallensee mit Blick auf die starke Nutzung dieser Anlagen und die Auswirkungen des Klimawandels. Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg als Zuwendungsgeber beteiligten sich seit 2020 jährlich mit 3,5 Millionen Euro an diesen Mehrkosten, die Stadt Potsdam seit 2014 mit der jährlichen Millionensumme. 

Dieses Geld sei aus Sicht der Stiftung „unverzichtbar“, gerade zur Pflege der Potsdamer Welterbe-Anlagen. „Dies ist auch im Interesse der Landeshauptstadt, die selbst Teil des Unesco-Welterbes ist und in touristischer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht von der Attraktivität der Anlagen profitiert.“

CDU-Fraktionschef Matthias Finken.
CDU-Fraktionschef Matthias Finken.

© Andreas Klaer

Seit Jahren gibt es immer wieder diese Debatte

Doch über die Millionensumme für die Stiftung wird seit Beginn der Zahlungen debattiert. Die Mehrheitsverhältnisse waren stets recht knapp. So kommt auch diesmal Kritik von der oppositionellen CDU: Diese sieht die Zahlungen an die Stiftung als Einsparpotential, wie Fraktionschef Matthias Finken sagte auf PNN-Anfrage: „Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg müssen mit Nachdruck aufgefordert werden, ihre Stiftung auskömmlich zu finanzieren.“ Parkeintritt sei zudem in der Stiftungssatzung grundsätzlich gar nicht vorgesehen.

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Ähnlich sieht es die Fraktion Die Andere – die Stiftungseigner seien gefragt. Gleichzeitig sollte sich die Stadt beim Land dafür einsetzen, „dass auch weiterhin kein Eintritt erhoben wird“. Das gesparte Geld könne verwendet werden, um beispielsweise den Volkspark kostenlos nutzbar zu machen und besser zu pflegen.

FDP und Bürgerbündnis für Parkeintritt

Für einen Eintrittsgeld erwärmen können sich die Fraktionen von FDP und Bürgerbündnis. „Wir haben Verständnis, wenn die Schlösserstiftung für den Erhalt der Schlösser und Parks einen Parkeintritt verlangt“, teilte die Liberalen-Fraktion im Stadthaus mit. Touristen zahlten das gerne und für Potsdamer sei es eine preiswerte Dauerkarte denkbar. Carmen Klockow vom Bürgerbündnis erklärte, so ein Parkeintritt könne sozialverträglich gestaffelt sein: „So sollte beispielsweise Geringverdienern oder Ehrenamtlern kostenloser Eintritt gewährt werden.“ 

Es sei aber nicht vermittelbar, warum Touristen aus aller Welt sich die pflege- und kostenintensiven Parks in Potsdam unentgeltlich anschauen dürften, während Einheimische für den sogenannten Volkspark im Bornstedter Feld zur Kasse gebeten würden, sagte Klockow. Die Stiftung hatte einst ein Modell mit zwei Euro pro Person erwogen – was aber angesichts der freiwilligen Millionenzahlungen der Stadt wieder verworfen wurde.

Bei herrlichem Sonnenschein können die Menschen durch Potsdams Welterbepark Sanssouci flanieren. (Symbolbild)
Bei herrlichem Sonnenschein können die Menschen durch Potsdams Welterbepark Sanssouci flanieren. (Symbolbild)

© Ottmar Winter

Die AfD hingegen sieht einen Parkeintritt kritisch. Gerade die Qualität der Parks mache Potsdam zu einer lebenswerten Stadt – daher sehe man den jährlichen Zuschuss für die Welterbeparks „als eine lohnende Investition der Landeshauptstadt für ihre Bürger an“, teilte Fraktionschef Chaled-Uwe Said mit.

Die Rathauskooperation will gegen den Parkeintritt kämpfen

Dominiert wird das Stadtparlament freilich von der rot-grün-roten Rathauskooperation, und dort ist man sich vor allem einig, dass es keinen Parkeintritt geben darf. Gleichwohl hatte sich Linke-Geschäftsführer Sascha Krämer in den Sommerferien gegen weitere Millionenzahlungen gewandt und auf die Stiftungseigner verwiesen. Linke-Fraktionschef Stefan Wollenberg sagte auf Anfrage, man stehe weiter zum freien Parkeintritt. Gleichwohl sei die Rechtfertigung der Ausgleichszahlungen „aus unserer Sicht weiter fragwürdig“. Der Verzicht müsse aber mit der Stiftung verhandelt werden, so Wollenberg.

SPD-Fraktionschefin Sarah Zalfen.
SPD-Fraktionschefin Sarah Zalfen.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp

Zurückhaltend äußerte sich SPD-Fraktionschefin Sarah Zalfen: „Wir stehen zum freien Parkeintritt, solange es in der Stadtgesellschaft nicht einen deutlich veränderten Wunsch gibt.“ Weiteres obliege den Verhandlungen, auch mit den Eignern der Schlösserstiftung. 

Grünen-Fraktionschef Gert Zöller erklärte, oberste Priorität bleibe es, „dass die Parks uneingeschränkt und einfach zugänglich bleiben und keine Parkzugänge geschlossen oder mit Drehkreuzen bestückt werden“. Um zu entscheiden, wie die Kosten der Pflege künftig zu bewältigen seien, müssten konkrete Finanzierungsmodelle bereitgestellt werden, „die dann im Detail verglichen werden können“.

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