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Europa im Herzen. Volker Gustedt, Thyra von Kessel, Marie-Luise Glahr und Joachim Käufler (von links).

©  Andreas Klaer

Potsdamer "Pulse of Europe"-Team: Mitmachen statt meckern

Die Organisatoren von „Pulse of Europe“ in Potsdam wollen eine europäische Zukunft

Potsdam - „Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu seyn“, heißt es in Friedrich Schillers Ode An die Freude, „mische seinen Jubel ein!“ Der Text ist in der Vertonung von Ludwig van Beethoven die offizielle Hymne der Europäischen Union. Auch die Organisatoren der wöchentlichen Kundgebungen von „Pulse of Europe“ in Potsdam möchten das Positive am europäischen Miteinander in den Vordergrund rücken. Die Idee kommt offenbar an: Seit Anfang März kommen Woche für Woche mehrere Hundert Menschen zum Brandenburger Tor, um ein Zeichen für ein vereintes Europa zu setzen.

Hinter den Kundgebungen steckt eine Gruppe um die Potsdamer Thyra von Kessel, Marie-Luise Glahr, Joachim Käufler und Volker Gustedt. Europa hat sie gewissermaßen zusammengebracht: Die beiden Frauen kannten die beiden Männer nämlich vorher nicht. Von Kessel und Glahr hatten bereits an den Demonstrationen von Puls of Europe in Berlin teilgenommen und wollten Ähnliches auch in Potsdam ermöglichen. Der Brexit und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten habe sie besorgt. „Wir wollten etwas tun“, sagt Glahr. Deshalb hätten sie sich im Februar mit den Organisatoren von Pulse of Europe in Frankfurt/Main in Verbindung gesetzt.

Auch die 53-jährigen Joachim Käufler und Volker Gutstedt trieb der wachsende Rechtspopulismus und die antieuropäische Stimmung um. Im Freundeskreis habe man viel diskutiert. „Doch reden war nicht genug“, so Käufler. Gutstedt hängte dann im Dezember einfach eine Europafahne aus dem Fenster. Nachdem sie von den „Pulse of Europe“-Demos in anderen Städten erfahren hatten, wendeten auch sie sich an die Frankfurter Organisatoren. Die teilten ihnen dann mit, dass sie nicht die einzigen Potsdamer sind, die sich für Europa stark machen wollen. Dann ging es ganz schnell: Einen Tag später traf man sich, zwei Tage später stand die Organisation der ersten Veranstaltung.

Inhaltlich gehe es ihnen dabei um die grundsätzliche Bedeutung der europäischen Einigung. „Die EU ist zunächst einmal ein Friedensprojekt“, so von Kessel. „Das ist ein Wert an sich.“ Seit 70 Jahren gebe es in der Mitte Europas keinen Krieg mehr. Auch gemeinsame Erfolge in Bildung und Forschung sowie die Freiheit, zu reisen und zu arbeiten, lohnen sich zu verteidigen, so die 43-jährige Juristin.

Natürlich gebe es Probleme in Europa, denen man sich auch stellen müsse, so Glahr. „Mitmachen statt meckern. Zuversicht statt Angst.“ In ihrer Familie sei die Verbundenheit zu Frankreich immer präsent gewesen. „Wir sind damit aufgewachsen und wollen, dass auch unsere Kinder das können.“ Die wichtigen Zukunftsfragen in der Energie, der Sicherheit und der Migration könne kein Land allein beantworten.

Parteipolitisch will sich „Pulse of Europe“ nicht positionieren. Man versteht sich als zivilgesellschaftliche Initiative, die sich an alle Altersgruppen richte. Man will sich nicht instrumentalisieren lassen, sondern den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, sich Gehör zu verschaffen. Dementsprechend steht auch das Prinzip des Offenen Mikrofons bei den Veranstaltungen im Mittelpunkt. Jeder kann sich melden und für ein paar Minuten seine Gedanken zu Europa vortragen.

Das Weltgeschehen bestimmt allerdings auch bei Pulse of Europe in Potsdam die Agenda: So gab es im Vorfeld der Parlamentswahl in den Niederlanden orange Deko und Tulpen. Dort drohte ein Sieg der rechtspopulistischen und EU-feindlichen Freiheitspartei um Geert Wilders. Aus Potsdam sollten deshalb „Liebesgrüße an unsere holländischen Nachbarn“ gesendet werden.

Nun beschäftigt die Potsdamer Organisatoren die bevorstehende Präsidentschaftswahl in Frankreich. Der erste Wahlgang findet am 23. April statt. In den Umfragen liegt die Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, vorn. Am selben Tag soll auf dem Luisenplatz wieder die Europahymne gesungen werden. Damit das möglichst kräftig passiert, habe man Mitglieder von Potsdamer Chören eingeladen.

Am morgigen Sonntag wird bei Pulse of Europe zum sechsten Mal in Potsdam demonstriert. Los geht es um 14 Uhr auf dem Luisenplatz

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