zum Hauptinhalt
Einmal Strom tanken. Der Verkehrsbetrieb ViP testet einen Bus, der von Dieselmotor- auf Elektroantrieb umgerüstet wurde.

© M. Thomas

POTSDAMER NAHVERKEHR: Verkehrsbetrieb testet Elektrobusse

Der Nahverkehr in der Landeshauptstadt soll umweltfreundlicher werden.

Von Peer Straube

17 Jahre nach der Abschaffung des Oberleitungs (O)-Bus-Verkehrs setzt der Verkehrsbetrieb ViP perspektivisch wieder auf umweltfreundliche elektroangetriebene Busse. Seit einem dreiviertel Jahr teste man in einem gemeinsam mit Siemens inititierten Pilotprojekt, ob sich die Einführung von Elektrobussen lohnen würde, sagte ViP-Chef Martin Grießner am Mittwoch auf einer Bilanzpressekonferenz des Stadtwerke-Verbundes, zu dem der ViP gehört. Ein Bus mit Dieselmotor sei zu Versuchszwecken auf Elektroantrieb umgerüstet worden. Ziel sei es, das Fahrzeug so leistungsfähig zu machen, dass es einen Tag lang ohne Nachladen der Batterien auskommt und somit eine Tagesschicht von etwa 130 Kilometern abdecken kann. Voraussichtlich in 14 Tagen werde sich entscheiden, ob das Modell tragfährig ist, so Grießner. Im Erfolgsfall würden zwei weitere Busse umgerüstet, sagte der ViP-Chef. Experten schätzen allerdings, dass bis zur Einführung eines serienreifen Elektrobusses noch zehn Jahre ins Land gehen könnten.

Für die nahe Zukunft setzt der ViP daher zunächst auf Hybridbusse, bei denen ein Dieselmotor die Elektromotoren mit Strom versorgt, die den eigentlichen Fahrzeugantrieb darstellen. Hybridbusse werden heute unter anderem bereits in Dresden, München und Hamburg eingesetzt. Bis zu einem knappen Drittel Kraftstoff ließen sich mit Hybridbussen einsparen, sagte Grießner. Allerdings seien die Fahrzeuge auch sehr teuer: Etwa 680 000 Euro koste ein Hybridbus, während etwa ein dieselmotorgetriebener Gelenkbus für höchstens 370 000 Euro zu haben sei. Leider fördere das Land Brandenburg die Anschaffung solcher umweltfreundlicher Fahrzeuge nicht, bedauerte Grießner. Andere Bundesländer, etwa Nordrhein- Westfalen oder Sachsen, bezuschussten den Kauf mit 50 Prozent der Summe. Auch die Stadtentsorgung Potsdam (Step) testet bereits Hybridfahrzeuge für die Müllabfuhr.

Generell setzt der Stadtwerkeverbund künftig verstärkt auf „grüne Projekte“. So soll die Step neue Konzepte zur Müllverwertung, speziell des Bioabfalls, entwickeln und die Energie und Wasser Potsdam (EWP) plant wie berichtet unter anderem eine Beteiligung an Windparks sowie den Bau neuer Blockheizkraftwerke und will zur Finanzierung einzelner Projekte einen Kundenfonds auflegen. Aus den Überschüssen des Stadtwerkeverbunds – 2011 waren das fast 8,7 Millionen Euro – wurden knapp 8,4 Millionen Euro als Rücklage für die Finanzierung vor allem dieser „grünen Projekte“ gebildet. Ein Teil fließt auch in die Vorbereitungen für den Bau des neuen Sport- und Familienbades am Brauhausberg.

Stadtwerkechef Wilfried Böhme sieht den Unternehmensverbund nach der Paffhausen-Affäre bei den Themen Transparenz und Korruptionsprävention auf einem guten Weg. Das Unternehmen habe Korruptionsbeauftragte ernannt, bei fast allen Stadtwerke-Töchtern gelte inzwischen das Vier-Augen-Prinzip der Gewaltenteilung mit zwei Geschäftsführern. Auch ViP-Chef Grießner bekomme zum 1. Januar 2013 einen zweiten Geschäftsführer an die Seite gestellt, so Böhme. Ob er selbst alleiniger Stadtwerkechef bleibe, oder ein Triumvirat aus den Chefs von EWP, ViP und Step gebildet werde, sei hingegen noch offen.

Im sogenannten Verantwortungsbericht, den Böhme am Mittwoch vorstellte, sind gemäß den Empfehlungen der Transparenzkommission auch die Gehälter der Geschäftsführer veröffentlicht. So verdiente Böhme als Chef der EWP im vergangenen Jahr 172 080 Euro, ebenso viel wie der zweite EWP-Geschäftsführer Holger Neumann. ViP-Chef Grießner erhielt 122 983 Euro und Step-Geschäftsführer Enrico Munder 130 000 Euro.

Auch im kommunalen Klinikum Ernst von Bergmann wird die Geschäftsführung als Konsequenz aus der Stadtwerke- Affäre umstrukturiert. Klinikumchef Steffen Grebner teilt sich ab 1. September die Leitung des Hauses mit dem bisherigen ärztlichen Direktor des Klinkiums, Hubertus Wenisch, der als zweiter Geschäftsführer für medizinische Fragen zuständig sein wird. Der Aufsichtsrat habe die Entscheidung einstimmig getroffen, sagte die Vorsitzende des Kontrollgremiums, Gesundheitsdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos), am Mittwoch vor Journalisten. Neue ärztliche Direktorin wird Ortrud Vargas Hein, bislang Wenischs Stellvertreterin auf diesem Posten. Grebner gibt zudem die Geschäftsführung in allen Töchtern des Klinikums auf: der Poliklinik GmbH, der Service GmbH, der Catering GmbH und der Senioreneinrichtungen GmbH. Aus den Reihen der eigenen leitenden Mitarbeiter würden für jede dieser Firmen zwei neue Geschäftsführer bestellt, kündigte Grebner an. Auch Wenischs Verdienst werde veröffentlicht, sobald der Vertrag unterschrieben ist, so Müller-Preinesberger.

Feste feiern wollen die Stadtwerke auch 2013 und 2014: Im Hauptausschuss kündigte Böhme am Mittwochabend für beide Jahre dreitägige Stadtwerkefeste an. Der Etat dafür soll um 50 000 Euro auf dann 850 000 Euro steigen. Beim diesjährigen Stadtwerkefest seien die Kosten mit 795 000 Euro – 370 000 für Künstlergagen – knapp unter der Planung geblieben. 600 000 Euro seien durch Sponsoren übernommen worden. 2013 ist das Fest mit Klassik, Pop und einem Familientag vom 28. bis 30. Juni geplant. (mit jaha)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false