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Besuch. Dieter Dombrowski (l.) im Gespräch mit Moslems.

© Manfred Thomas

Potsdamer Muslime gedenken Terror-Opfern: Ein Zeichen der Verbundenheit

Landtagsvizepräsident Dieter Dombrowski gedachte in der Potsdamer Al-Farouk-Moschee der Terroropfer von Paris.

Innenstadt - Auch in Potsdam reißt vier Tage nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris die Solidarität nicht ab. Der Vizepräsident des Landtages, Dieter Dombrowski (CDU), suchte am Samstag die Al-Farouk-Moschee in der Straße Am Kanal auf und gedachte dort gemeinsam mit muslimischen Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan der Opfer des Terroranschlags.

Gegenüber den Mitgliedern des Vereins der Muslime sprach sich Dombrowski gegen religiös-motivierte Gewalt, für ein stärkeres Miteinander und glaubensunabhängige Verbundenheit aus. „Wenn Fanatiker ihr Unwesen treiben, müssen wir enger zusammenrücken.“ Vorurteile könnten nur abgebaut werden, wenn die Menschen aufeinander zugingen, so Dombrowski. „Es ist wichtig, dass wir mehr miteinander reden. Dies gilt in der Politik, in der Gesellschaft und in den Vereinen.“ Mit dem Handlungskonzept „Tolerantes Brandenburg“ setzt sich die Landesregierung bereits seit 1998 gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ein. „Dieses Konzept ist wichtig“, so Dombrowski. Es stehe jedoch noch zu sehr unter dem Motto „Gegen Rechts“. Es müsse aber auch ein verstärkter Dialoge zwischen den Religionen stattfinden, etwa durch Schüleraustausche oder Städtepartnerschaften. „Warum fahren unsere Schulklassen nicht in muslimische Länder?“, so Dombrowski. Interkulturelles Lernen fördere die Akzeptanz, so der Landtagsvizepräsident.

Potsdam hat für Moslems eine große Bedeutung

Dombrowski sprach sich gegen Gewalt im Namen des Islam aus. Einzelne Fanatiker stünden nicht für die muslimische Gesellschaft. Als praktizierender Christ erinnerte er daran, dass es auch im Christentum „finstere Zeiten“ gegeben habe. „Durch Hexenverbrennungen und Kreuzzüge versuchten auch die Christen lange Zeit, den christlichen Glauben mit Gewalt durchzusetzen.“ Daraus müssten Lehren gezogen werden. „Auch wenn im Namen Allahs Gewalt verübt wird, wissen wir, dass dies missbräuchlich geschieht und nicht von der muslimischen Gesellschaft befürwortet wird.“

Soufiane Kacimi, Mitglied des Vereins der Muslime, freute sich über den Besuch des Vizepräsidenten. „Potsdam hat für die Moslems in Deutschland eine große Bedeutung“, sagte er. Aus islamischer Sicht stellt Potsdam den ersten Ort einer Gemeindegründung in Deutschland dar. 1732 errichtete der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. für seine osmanischen Gardesoldaten am Langen Stall in Potsdam einen Gebetssaal. Per königlichem Dekret zu Potsdam erfolgte dann die erste islamische Gemeindegründung auf deutschem Boden.

Verein: Islam ist Toleranz

Kacimi verurteilte den Terrorakt in Paris, der die muslimische Gemeinschaft sehr betroffen gemacht habe. Solche Anschläge führten „zur Zerstörung des gesellschaftlichen Friedens“. Das, was in Paris passiert sei, gehöre zu keiner Religion, sagte Kacimi. Der Verein, der mit der Al-Farouk-Moschee das einzige islamische Gotteshaus in Potsdam betreibt, distanziert sich auf seiner Internetseite ausdrücklich „von Gewalt und von Personen oder Gruppen, die dazu aufrufen“. „Islam ist Toleranz und Friede“, so Kacimi. „Den leben wir jetzt zusammen.“

Die Gefahr, dass der Anschlag in Paris der Anti-Islam-Bewegung Pegida in Dresden stärkeren Zulauf bringen werde, sieht Dombrowski nicht. „Wir haben doch alle dieselben Wurzeln. Das sollte uns enger zusammenrücken lassen.“ Dombrowski verurteilte erneut die Äußerungen des Potsdamer AfD-Landtagsfraktionschefs und AfD-Vizebundeschefs Alexander Gauland nach dem Anschlag in Frankreich. „Gaulands Äußerungen sind schrecklich. Aber wir leben in einer Demokratie.“ Gauland hatte mit dem Anschlag die Pegida-Bewegung gerechtfertigt und damit parteiübergreifend breite Empörung ausgelöst.

Anna Kristina Bückmann

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