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Mit Sensoren wird auch die Auslastung von Parkplätzen geprüft.

© Ottmar Winter

Potsdam seit einem Jahr Smart City: Sensoren gegen Falschparker

Mit einem millionenschweren Förderprogramm soll Potsdam digitaler werden. Wie die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren sollen.

Potsdam - Neue Service-Apps für Potsdamer, aber auch bessere Instrumente im Kampf gegen Falschparker: Im Hauptausschuss haben die Verantwortlichen für das millionenschwere Smart-City-Digitalisierungsprogramm vorgestellt, was sich damit in den nächsten Jahren in der Landeshauptstadt alles ändern könnte. „Wir beginnen mit der Umsetzung der ersten Teilprojekte“, sagte Sabrina Görisch aus der Rathaus-Arbeitsgruppe Smart City bei der Ausschusssitzung am Mittwochabend.  

Schon in den kommenden Monaten könnten erste Projekte ausgeschrieben werden. Görisch nannte beispielhaft ein digitales Tool zur nutzerfreundlichen Bürger:innenbeteiligung.  Ziel: Die bessere Teilhabe an etwa der Beschwerdeplattform Maerker, aber auch an Bürgerumfragen. Ebenso stellte Görisch eine offene Datenplattform zum Abrufen von vielfältigen Informationen zur Stadt in Aussicht. 

Digitales Funknetzwerk vorgestellt 

Vorgestellt wurde im Ausschuss auch ein digitales Funknetzwerk namens „LoRaWan“, das die Stadtwerke gerade aufbauen. Dabei stellen installierte Sensoren unterschiedliche Daten in Echtzeit zur Verfügung. Beispielsweise seien zu Testzwecken eine Hand voll Sensoren in Konferenzräumen angebracht worden, um das Raumklima zu messen. 

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Die Sensoren würden ebenso genutzt, um die Auslastung von Parkplätzen zu prüfen, Serverräume zu kontrollieren oder die Bodenfeuchtigkeit im Umfeld von Bäumen zu messen. „Diese Anwendung wollen wir weiterentwickeln“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Monty Balisch. Görisch wiederum verwies darauf, dass es mit solchen Sensoren auch möglich sei, Luftgütedaten in Schulräumen zu ermitteln – oder Parkverbote zu überwachen. Falschparker könnten auf die Art auf einem zentralen Bildschirm angezeigt werden.  

Solche und andere innovative Projekte könne man nun in Gang bringen, „die ohne Förderung sonst nur auf lange Zeit gestreckt realisiert werden könnten“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) in einer Erklärung vom Donnerstag. 

Eigener Verwaltungsbereich arbeitet Digitalisierungsstrategie aus

Mitte vergangenen Jahres hatte sich Potsdam erfolgreich um die Teilnahme an dem bundesweiten Smart-City-Prozess beworben, was zweistellige Fördersummen durch den Bund möglich macht. Schubert sagte, dafür sei in den vergangenen Monaten ein eigener Verwaltungsbereich aufgebaut worden, der eine Digitalisierungsstrategie für Potsdam ausarbeite. Als Schwerpunktthemen hat das Rathaus mehr Beteiligungschancen für Bürger:innnen, die Daseinsvorsorge und den Kampf gegen den Klimawandel gesetzt.  

Görisch sagte, man wolle auch die Potsdamer in diesen Prozess einbeziehen: Mitte August werde es eine Bürger-Befragung unter  tausenden Teilnehmern geben. Man wolle ergründen, welche hiesigen Anwendungsbereiche sie in Sachen Digitalisierung als wichtig und besonders verbesserungswürdig ansehen.  

Digitales Projekt mit der Deutschen Bahn in Planung

Zugleich seien schon einige Dinge angeschoben – zum Beispiel eine gemeinsame App für die Kunden der großen kommunalen Unternehmen wie der Pro Potsdam und der Stadtwerke. Auch eine Online-Plattform zur Abschätzung von Klimafolgen durch regionale Entscheidungen ist geplant – und ein gemeinsames digitales Projekt mit der Deutschen Bahn, um das Umfeld von Bahnhöfen wie in Golm oder an der Medienstadt Babelsberg attraktiver als bisher zu gestalten. 

Auch andere deutsche Kommunen werden wie Potsdam als Smart City gefördert, mit ganz unterschiedlichen Projekten. So ist etwa die 260.000-Einwohner-Stadt Solingen in Nordrhein-Westfalen bereits bei der Umsetzung. Zum Thema Entsorgung heißt es in der dortigen Digitalstrategie, die öffentlichen Mülltonnen und auch die Biotonnen enthielten einen Sensor, der den Füllstand zeigen soll: „Kosten können eingespart werden, wenn nur noch die vollen Mülleimer angefahren werden müssen.“ 

Im Hauptausschuss hieß es, so ein System sei auch für Glascontainer denkbar. In der Fahrradstadt Münster wiederum wird mit Smart-City-Förderung ein Grüne-Welle-Assistent namens „Leezenflow“ weiterentwickelt: Auf einer digitalen Anzeigetafel auf Fahrradwegen sehen Nutzer dort bereits mehrere Meter vor der nächsten Straßenkreuzung, wie lange die aktuelle Ampelphase noch dauert.

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