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Potsdam: Romantik vor der Haustür

„Aufatmen. Die Havel erleben“ zeigt Fotos der wiedergewonnenen Schönheit einer Flusslandschaft.

Potsdam - Für das Foto hat Ute Lucke-Polz das Festtagskleid ihrer Ururgroßmutter rausgeholt, einer reichen Bäuerin vom Luckehof bei Premnitz. Der Hof direkt am Naturschutzgebiet Untere Havel wird längst für sanften Tourismus vermarktet und gehört zum Denkmal- und Kulturerbe des Landes. Als die zwei Fotografen vom Naturschutzbund NaBu für ihre Havelausstellung hier auf Motivsuche gingen, klopften sie also auch bei Frau Lucke-Polz.

Das Foto der 77-Jährigen in historischem Kleid und würdevoller Pose stammt von Parwez Mohabat-Rahim, einem renommierten Porträtfotografen aus Berlin. Er hat die Menschen aus der Havelregion fotografiert – Bilder, die wie die zauberhaften Tier- und Landschaftaufnahmen von Klemens Karkow zur Ausstellung „Aufatmen. Die Havel erleben“ gehören. Bis zum kommenden März wird sie im Potsdamer Naturkundemuseum gezeigt. Zur Eröffnung am gestrigen Donnerstag kam auch Ute Lucke-Polz. Die Geschichte ihrer Familie ist mit der Havel eng verbunden und dass die Kuratoren sich nicht auf Naturansichten beschränkten, sondern auch die Handwerker oder Fischer, Menschen, die am Fluss und vom Fluss leben, zeigen, macht die Ausstellung nahbar. Weniger anonym, sondern reell. So schön der Fluss, die Landschaft für sich genommen ist – vom Menschen hängt es letztlich ab, wie es dem Fluss geht. „Viele Fließgewässer in Deutschland sind in sehr schlechtem Zustand“, sagte Museumschef Jobst Pfründer während der Eröffnung.

Die Untere Havelregion hat Glück, seit Jahren wird sie durch ein Projekt des NaBu renaturiert. Der Fluss bekommt sein ursprüngliches Gesicht zurück. „Es werden zum Beispiel Altarme und Flutrinnen aufgeschlossen oder Auenwald neu gepflanzt“, sagt Sina Fitzner, Pressesprecherin vom NaBu. Der einst ausgebaggerte, begradigte Fluss darf wieder so fließen, wie er es selbst möchte. Die Schiffbarkeit wird eingeschränkt, Güterverkehr gibt es hier keinen mehr. Dafür entwickeln sich wieder romantische Uferlandschaften – und eine zauberhafte Tierwelt. „Der Fluss soll aufatmen“, sagt Fitzner. Und Mensch und Tier auch. Mit der Ausstellung wolle man den Prozess der Renaturierung sichtbar machen. Zeigen, wie schön es direkt vor der Haustür in Brandenburg sein kann.

Die Landschaft als auch die Tiere am und im Fluss hat Klemens Karkow fotografiert. Karkow ist Mitglied in der Gesellschaft für Tierfotografie und weiß, was ein gutes Bild braucht: Vor allem Geduld. Auch Glück und manchmal einen Taucheranzug, beispielsweise für ein Foto, das je zur Hälfte über und unter Wasser entstanden ist und einen einmaligen Längsschnitt durch das Leben der Seerosen zeigt.

Mit Glück und Geduld gelangen auch Aufnahmen von Libellenpaaren, Moorfröschen bei der Paarung, von Kranichen beim Abflug und einem Seeadler auf Jagd. Karkow zeigt das zarte Sumpfvergissmeinnicht als Nahaufnahme, Fischerboote im Uferschilf, sandige Badebuchten und immer wieder die Landschaft in ihrer Gänze, den Fluss im Winter, zugefroren mit einem Spalier kahler Kopfweiden. Oder im Sommer, eingebettet in saftiges Grün.

Sie lebe erst ein paar Wochen in Potsdam, sagte die neue Kulturbeigeordnete Noosha Aubel, sei aber von der Havel bereits begeistert. „Wir waren mit den Kindern schon Tretbootfahren.“ Die Ausstellung sei aber sicherlich nicht nur für Neupotsdamer wie sie faszinierend. Das Naturkundemuseum sei zudem ein ganz passender Ausstellungsort mit Brandenburgs einzigem Kaltwasseraquarium. Hier kann man die Fische der Havel live erleben.

Naturkundemuseum Breite Straße 13, geöffnet Dienstag bis Sonntag 9 bis 17 Uhr, der Eintritt kostet 1 - 4 Euro

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