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Gute Bedingungen. Die neu gebaute Einfeldhalle an der Babelsberger Motorhalle wird dringend gebraucht. Sie wird von der Goethe-Schule und dem Bertha-von-Suttner-Gymnasium für den Sportunterricht sowie vom Verein Motor Babelsberg genutzt.

© Andreas Klaer

Potsdam: Neue Farbe statt alter Schweiß

Die Erweiterung der Motorhalle ist fertig. Der wachsende Verein wird auch am Schlaatz präsenter sein.

Babelsberg - Wer erfahren will, wie es um die traditionsreiche Motorhalle im Babelsberger Konsumhof steht, muss nur seiner Nase folgen. Im vorderen, noch unsanierten Teil kann man den Sportlerschweiß aus fast 70 Jahren erschnüffeln, in den Umkleiden blättert die Farbe großflächig von den Wänden und die Fußböden sind mit verschiedenem Linoleum aus volkseigener DDR-Produktion ausgelegt. Dann, in der Mitte eines langen Korridors, folgt ein geruchlicher Grenzübergang: Dahinter sind die Wände frisch gestrichen, die Fensterrahmen dicht und es riecht nach frischer Farbe.

Am gestrigen Donnerstag wurde in Babelsberg der Erweiterungsbau für den Sportkomplex der Motorhalle übergeben. Die neue Einfeldsporthalle schließt sich an die Rückseite der alten Halle an. Seit Sommer 2016 wurde hier gebaut. Insgesamt werden 6,7 Millionen Euro für Sanierung und Erweiterung vom Kommunalen Immobilienservice (Kis) ausgegeben. 2,1 Millionen Euro davon stammen aus dem Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in Sport, Jugend und Kultur“ des Bundesumweltministeriums. „Gute Sportbedingungen sind ein wesentlicher Faktor für eine funktionierende Stadtgesellschaft“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Für den namensgebenden Verein Motor Babelsberg kommt das gerade recht. Denn er ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. „Vor vier Jahren hatten wir noch 640 Mitglieder, nun sind es mehr als 1000“, sagte Vereinschef Daniel Keller den PNN. Das liege unter anderem an den 14 Kooperationen mit Kitas, die dem Verein junge Mitglieder bringen. Dementsprechend seien inzwischen rund 70 Prozent der Mitglieder Kinder und Jugendliche, so Keller, der auch Stadtverordneter für die Potsdamer SPD ist. Allerdings gebe es mit Wandern und Kegeln auch Sportarten im Verein, die bei älteren Jahrgängen beliebt sind.

Das Bestandsgebäude wurde 1910 als Fabrikhalle errichtet, Mitte der 1950er-Jahre wurde sie zur Sporthalle des damaligen Karl-Marx-Werks umgebaut. Der massive Klinkerbau hat seinen eigenen Charme. Die eigentliche Halle für den Ballsport befindet sich im Obergeschoss, ebenso wie Räume für Billard und Ju-Jutsu. Im Erdgeschoss sind mehrere kleinere Trainingsräume für Boxen und Judo sowie die Umkleiden und Duschen – Letztere sind in schlechtem Zustand. Für den Schulsport wird die Halle von der Goethe-Schule und dem Bertha-von-Suttner-Gymnasium genutzt.

Es wurde also Zeit, dass mit der Halle etwas passiert. Erst mussten ein alter Anbau und Garagen weichen, dann wurde ein Verbindungsbau zwischen alten und neuen Hallenteilen errichtet. Darin befinden sich nun auch Räume für die Vereinsführung, ein Pausenraum für die Sportlehrer. Außerdem gibt es nun auch einen Aufzug ins Obergeschoss. Im nun folgenden zweiten Bauabschnitt wird das Bestandsgebäude saniert. Die Bauarbeiten finden bei laufendem Betrieb statt. Ende kommenden Jahres soll alles fertig sein.

Bereits in diesem Jahr fließen knapp zehn Millionen Euro in die kommunalen Sportstätten. Derzeit gibt es mehr als zehn Baustellen. Zu den wichtigsten Projekten zählt neben der Motor-Sporthalle der Turnhallen-Neubau für die Grundschule Ludwig Renn in Eiche, wo in der vergangenen Woche das Richtfest gefeiert wurde. Im Bau ist ebenfalls eine Vierfeldhalle am Schulstandort Gagarinstraße, die Ende des nächsten Jahres fertiggestellt werden soll.

Die Sanierung der Motor-Sporthalle ist Teil eines umfangreichen Ausbauprogramms der städtischen Sportstätten durch den Kis. Denn seit Jahren mangelt es an Sporthallen, durch das Wachstum der Stadt nimmt der Bedarf aber weiter zu. In dem Bereich investiert die Stadt nun über den Kis 78,5 Millionen Euro bis 2021. So sieht es der Entwurf für den neuen Doppelhaushalt vor, der am Dienstag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht worden war.

Eines der größten Einzelprojekte dürfte dabei das Sportforum Schlaatz sein. Die genauen Pläne dafür sollen im nächsten Jahr in Abstimmung mit den Nutzern erarbeitet werden, sagte Kis-Werkleiter Bernd Richter den PNN. Nach den ersten Ideen ist aber schon klar, dass der Sportcampus für 5,4 Millionen Euro eine Ausstrahlung über den Stadtteil hinaus haben dürfte. So soll nicht nur die bestehende Turnhalle der Schilfhof-Gesamtschule saniert werden, sondern auch eine zweite Halle daneben errichtet werden. Außerdem sollen Trainingsräume für Judoka, Ringer und Gewichtheber inklusive Krafträumen und Umkleiden entstehen. Auch eine Kletterhalle als Ersatz für die bisherige Boulderhalle in der Waldstadt soll errichtet werden. Für eine Million Euro sollen auch die teilweise ramponierten Außenanlagen saniert werden.

Auch beim Sportforum Schlaatz zählt Motor Babelsberg zu den Gewinnern. Denn er zählt zu den Vereinen, die die neuen Anlagen künftig nutzen sollen. Ein Teil der Judoabteilung soll am Schlaatz unterkommen. Für den Verein sei das kein Neuland, wie Vereinschef Keller sagte. Man arbeite bereits jetzt mit der Gesamtschule zusammen. Es gebe Judo-Trainingsgruppen für Schüler und Flüchtlinge. Neben Motor Babelsberg sollen auch die Gewichtheber des Athletik Clubs Potsdam, die Ringer des RC Germania sowie die Kletterer vom Alpenverein Potsdam am Schlaatz heimisch werden. Zusammen mit der schon erfolgten Neuanlage eines Rollsportfeldes würden die neuen Vereine auch ein tolles Angebot für die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil mitbringen, so Richter.

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