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Teltow: Zum Konzert in die Kapelle

Die Teltower Kirchengemeinde will die sanierte Trauerhalle als Veranstaltungsraum nutzen und plant auch einen Glockenturm und die Sanierung der Friedhofsmauer. Doch noch fehlt dafür das Geld.

Teltow - Mit viel Liebe zum Detail hat die Evangelische Kirchengemeinde St. Andreas in Teltow die historische Wendland-Kapelle auf dem Friedhof am Weinbergsweg denkmalgerecht saniert. Dabei war sie zunächst auf finanzielle Hürden, zu Baubeginn zudem noch überraschend auf Asbest gestoßen. Nach zweijähriger Bauzeit ist es nun aber vollbracht. Inzwischen verfügt die Kirche wieder über eine geräumige und warme Trauerhalle. Und es gibt weitere Pläne: Im Zusammenspiel mit der vorübergehend als Ersatzkapelle genutzten Holzbaracke will die Kirche den geschichtsträchtigen Bau künftig auch als Kultur- und Veranstaltungsort etablieren. Neben Ausstellungen, Lesungen und Konzerten soll es dort spezielle Andachten und Gottesdienste geben.

Mit neuem, isoliertem Dach und eingebauter Fußbodenheizung lässt sich der 200 Plätze fassende Kapellen-Raum nunmehr wohl temperieren. Früher war das anders: Wenn er bei seiner Predigt seinen Atem gesehen habe, sei es eindeutig zu kalt gewesen, so Pfarrer Thomas Karzek.

Neu ist unter anderem die Fußbodenheizung

Inzwischen ist das Vergangenheit. Für rund 800 000 Euro hat die Kirche die 1934 nach Plänen des bekannten Architekten Winfried Wendland (1903–1998) errichtete Kapelle saniert. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, denn vor sechs Jahren war Teltows Trauerhalle in die Denkmalliste des Landes eingetragen worden. Doch erst während der Sanierung habe die Kirche „ihr Kleinod“ so richtig entdeckt, sagt Michael Wilcke, Baubetreuer und Gemeindekirchenbeirat. Viele Details wurden dem ursprünglichen Bau nachempfunden: die Leuchter an den Seitenwänden ebenso wie das Mosaik über dem Altar. Selbst die Farbgebung entspricht dem Original, der Kalk für die Bodenplatten entstammt einem bayrischen Steinbruch. „Die Unterschiede zu den noch vorhandenen historischen Platten sind kaum erkennbar“, erzählt Wilcke. An der Rückseite der Kapelle bietet zudem wie früher ein Laubengang den Trauergästen Schutz vor sengender Sonne oder peitschendem Regen.

Fotos aus einer Architektenzeitschrift, in dem der Wendland-Bau Ende der 1930er-Jahre dokumentiert worden war, hätten den Bauherrn geholfen, den Originalzustand wiederherzustellen, so Karzek. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Kapelle erhebliche Schäden erlitten und war 1949/50 mit spärlichen Mitteln der Kirche wiederaufgebaut worden. Auch während der DDR-Zeit war sie nur notrepariert worden, erzählt Wilcke. Das Erbe: ein Hausschwamm und Asbestpappe unterm Kirchendach.

Auch die Ersatztrauerhalle soll bestehen bleiben

Trotz aller Widrigkeiten blieb die Kirche im Zeit- und weitestgehend auch im Kostenplan, sagt der Gemeindekirchenbeirat. Dazu hatten vor allem Fördermittel und zahlreiche Spender beigetragen. Unter ihnen Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD), der zu seinem 60. Geburtstag anstelle von Geschenken um Spenden für den Kapellenbau gebeten hatte. „Das war ein guter Startschuss“, sagt Pfarrer Karzek. Und Türöffner bei anderen Geldgebern. Die Stadt Teltow, Miteigentümerin des Friedhofs, trug nach anfänglicher Zurückhaltung 400 000 Euro zur Sanierung bei, auch der Bund gab einen Zuschuss in Höhe von 70 000 Euro.

Neben der Kapelle hat die Kirchengemeinde inzwischen die Holzbaracke, die als Ersatztrauerhalle gedient hatte, ins Herz geschlossen. Auch sie soll bestehen bleiben und als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden. Wie berichtet war die Baracke vor zwei Jahren aus der nordbrandenburgischen Gemeinde Löwenberger Land geholt worden, wo sie zuvor über 60 Jahre lang als Gottesdienstort gedient hatte. Das Holz, mit dem sich die Gemeindebewohner ihr Gotteshaus zusammengezimmert hatten, stammte aus einem ehemaligen KZ-Außenlager im niederschlesischen Grünberg. Die Baracke sei daher mit den nur einen Steinwurf entfernten Zwangsarbeitergräbern und der Kapelle des vor allem wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft widersprüchlichen Architekten im Zusammenhang zu sehen. Gerade diese Ort und Gebäude verbindende Geschichte soll sich in Dokumentationen und Kulturprojekten auf dem Friedhof widerspiegeln, erklärt Karzek. Der Pfarrer denkt dabei auch an entartete Kunst, für die sich Wendland wiederum interessiert und eingesetzt habe. So gebe es etwa Überlegungen, den Friedhof mit Skulpturen zu gestalten und das Thema aufzugreifen, ergänzt Gemeindekirchenbeirat Wilcke. Mit einem gemauerten Altar aus der Teltower Andreaskirche soll der Friedhof zudem für Open-Air-Veranstaltungen hergerichtet werden.

Friedhof soll für Open-Air-Veranstaltungen hergerichtet werden

Daneben gibt es weitere, offene Bauprojekte: Die rund 150 Jahre alte Friedhofsmauer müsse dringend überarbeitet werden, so Wilcke. Rund 100 000 Euro wird die Kirche, die schon seit Jahren den Sanierungsstau abarbeitet, der zu DDR-Zeiten entstanden war, dafür aufbringen müssen.

Doch bislang fehlt dafür ebenso das Geld wie für den schon seit Beginn der Kapellensanierung geplanten Glockenturm, der unmittelbar neben der Kapelle entstehen soll. Die Kirchengemeinde hofft dazu erneut auf Mithilfe der Stadt Teltow. „Das starke Wachstum wird auch die Frequenz auf dem Friedhof erhöhen“, sagt Wilcke. Alle Investitionen seien langfristig und auch für kommende Generationen gedacht, erklärt er.

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