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Potsdam-Mittelmark: Ziegel für den Norden

Die Glindower Manufaktur hat einen Großauftrag aus Dänemark erhalten. Erstmals kamen die Steine 2014 auch nach Schweden

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Mit Ziegeln aus Glindow wurde einst halb Berlin entlang der Spree gebaut. Jetzt soll aus Steinen aus der im 19. Jahrhundert erbauten Ziegelei ein Haus direkt im Wasser errichtet werden, und zwar in Dänemark. Die Ziegeleimanufaktur hat den Zuschlag zum Bau des Hauptquartiers der „Kirk Kapital Investmentgesellschaft“ im dänischen Vejle erhalten. Der Bürokomplex soll aus drei im Hafenbecken stehenden, zylindrischen Häusern bestehen.

„Der Auftrag hat einen Wert von mehreren Hunderttausend Euro“, sagte Geschäftsführer Harald Dieckmann am gestrigen Donnerstag. Allein von einem speziell entwickelten Akustik-Ziegel, der Schallwellen besonders gut absorbieren soll, sollen in Glindow in den nächsten vier Monaten 50 000 Stück gebrannt werden. Die Ziegelei hatte bereits Kontakt zum in Berlin wohnenden Architekten Ólafur Elíasson, der das Gebäude entworfen hat. „Herr Elíasson hat uns dann gesagt, wie die Ziegel für seinen Entwurf beschaffen sein sollen, und wir haben eine Herstellungsmethode entwickelt“, so Dieckmann. Die flachen Ziegel haben in der Mitte drei Luftkammern, durch die Schallwellen aufgehalten werden sollen. Der Ton für die roten Steine kommt aus dem Westerwald.

Gebrannt werden sie in den 14 Kammern des Ringofens. Die Ziegel werden in den Kammern gestapelt und eingemauert, dann rieselt von oben Koks aus sechs Öffnungen auf die Feuerstellen links und rechts der Stapel. Fünf Stunden lang werden die Ziegel dann bei 1080 Grad gebrannt, anschließend wird die Temperatur schrittweise gesenkt. Insgesamt bleiben die Steine bis zu zwölf Tage eingemauert. Eine der Brennkammern wurde Anfang des Jahres ertüchtigt, auch Werkzeuge mussten repariert oder ersetzt werden. „Insgesamt hatten wir dadurch in diesem Jahr etwa vier Wochen Produktionsausfall“, so der Geschäftsführer.

Rund 200 000 Euro wurden investiert. 45 Prozent davon wurden vom Land und der EU gefördert, den Rest hat Dieckmann, der seit zehn Jahren die Manufaktur leitet, bei Banken und Geschäftspartnern eingeworben. Die Modernisierung ist damit noch nicht abgeschlossen, in den kommenden drei Jahren sollen weitere fünf Brennkammern saniert werden.

Derzeit wird zudem ein Mustergarten vor der Ziegelei angelegt, in dem Steinmauern, Wegeinfassungen oder Hochbeete einen Eindruck davon geben sollen, wie die in Handarbeit hergestellten Ziegel verarbeitet werden können. Die Ziegelei liegt am Obstpanoramaweg, die Touristen sollen durch die Vielfalt neugierig gemacht werden. Neben roten sind auch grüne und gelbe Ziegel im Angebot, der Ton dafür wird im etwa einen Kilometer entfernten Petzow abgebaut. „Derzeit haben wir für den Abbau eine Genehmigung bis 2020, die wollen wir aber verlängern lassen“, so Harald Dieckmann.

Er blickt optimistisch in die Zukunft. Im Januar stellt die Manufaktur eine Keramikerin ein, dann werden 25 Menschen in der Ziegelei arbeiten. Es gibt Langzeitaufträge aus Zürich und Lübeck, die in den kommenden vier Jahren bis zu 20 Prozent der Produktion auslasten. 500 000 Steine können jährlich in Glindow produziert werden. Um wirtschaftlich zu arbeiten, brauche man einen Jahresumsatz von mindestens einer Million Euro.

In diesem Jahr haben etwa 350 000 Ziegel die Manufaktur verlassen. Mit ihnen wurde unter anderem die Fassade des Babelsberger Schlosses saniert, auch in der Spandauer Zitadelle stecken Steine aus Glindow. Dazu war die Manufaktur erstmals in Schweden aktiv und habe vier Projekte beendet. Die Ziegel werden dort neben Kirchen auch in Gefängnissen verbaut. „Für uns sind die besonders gut, da gibt es viele Wände und wenig Fenster“, so Harald Dieckmann.

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