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Havarie in der Marina: In einer Werft sind 50 Liter einer unbekannten Flüssigkeit ausgelaufen.

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Unbekannte Flüssigkeit in der Havel: Werder: Warnung nach Havarie in Marina-Werft

Rund 50 Liter einer Flüssigkeit aus einem alten Fass sind am Donnerstagabend in die Havel gelaufen. Zwischenzeitlich hatte die Flüssigkeit einen neun Hektar großen Teppich auf der Havel gebildet.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Ein altes Fass im Flussboden hat in Werder (Havel) am Donnerstagabend zu einer weitläufigen Verschmutzung der Havel geführt. Als ein Boot gegen 17 Uhr im flachen Wasser an der Marina Vulkan Werft den Motor hochgefahren hat, hat es offenbar das Fass freigespült, aus dem daraufhin etwa 50 Liter Flüssigkeit ausgelaufen waren. Das schilderte Marinabesitzer Norman Etmanski den PNN am Freitagnachmittag. Laut Wasserschutzpolizei hatte die Flüssigkeit zwischenzeitlich einen neun Hektar großen Teppich auf der Havel gebildet, konnte aber durch die Feuerwehr eingedämmt werden. Zwei Badestellen an der Havel sind vom Landkreis gesperrt worden. An den anderen Ufern bestand laut Stadt und Landkreis aber keine Gefahr.

„Das Fass war etwa zwei Meter von der Kaimauer entfernt im Flussboden, der dem Bund gehört“, so Etmanski. Ein Industrietaucher hatte das Fass am Freitagnachmittag entdeckt. Es sollte noch am gleichen Tag geborgen werden. Welche Flüssigkeit genau darin gelagert war, ist derzeit noch unklar. Der Landkreis, der Proben genommen und in ein Labor geschickt hat, geht von einer teerhaltigen Flüssigkeit aus. Kreissprecherin Andrea Metzler zufolge handele es sich jedoch eindeutig nicht um handelsübliches Öl oder Diesel. „Die Ergebnisse aus dem Labor werden wir erst am Montag erhalten“, so Metzler.

Zunächst hatten der Marinabesitzer und die Werderaner Feuerwehr noch versucht, mit einer kleinen Barriere den Teppich einzudämmen. Das habe jedoch nicht funktioniert. Daher wurde die Gefahrenstoffeinheit der Teltower Feuerwehr hinzugerufen. Mit schwimmenden Barrieren konnte sie den Schmierfilm auf dem Fluss auf das Gebiet rund um die Austrittsstelle eindämmen. Wo dies nicht gelang, sei die Flüssigkeit mit Spezialmitteln gebunden worden. „Wir versuchen nun, mit Aufsaugbriketts den restlichen Film zu beseitigen, so Etmanski.

Die Kreisverwaltung geht Andrea Metzler zufolge davon aus, dass es sich bei dem Fass um Altlasten aus der Zeit handelt, als die Vulkanfiber-Werft noch aktiv war. Vulkanfiber ist ein Verbundstoff, der aus Zellstoff und Zinkchlorid hergestellt wird. Aus ihm wurden früher beispielsweise Koffer hergestellt. Das Gelände war früher ein weitläufiges Industriegebiet.

Die Mitarbeiter des Landkreises, der auch für die Badestellen der Region zuständig sind, haben gestern Warnhinweise an Badestellen in Werder und Schwielowsee aufgestellt und auch die Betreiber von Freibädern informiert, so Andrea Metzler. „Das Baden an sich ist außer an den gesperrten Stellen weiterhin erlaubt“, so die Kreissprecherin. Badegäste und Freibadbetreiber sollten aber auf Flüssigkeiten auf der Wasseroberfläche achten. Schließlich sei nicht ganz auszuschließen, dass die Stoffe auch in andere Regionen der Havel gelangt sind.

Werner Kratz, Ökotoxikologe und 2. Vorsitzender des Naturschutzbundes Brandenburg (NABU), bestätigte gegenüber den PNN, dass es in der Region noch einige Altlasten in Wassernähe gibt, die etwa in Potsdam gegenüber des Strandbades Babelsberg aber gut abgeschirmt seien. Die genauen Folgen des Vorfalls in Werder für die Umwelt könne er noch nicht abschätzen, dafür müssten erst die Ergebnisse abgewartet werden. „Für Fische sind solche Vorfälle im Regelfall wenig problematisch, da sie in andere Flussgebiete schwimmen können“, so Kratz. Muscheln oder große Wasserpflanzen könnten hingegen schon leiden. Marinabesitzer Norman Etmanski zufolge wachsen im betroffenen Bereich aber keine großen Pflanzen.

Kratz bezeichnete es als „gute Aktion“, dass die Arbeiten auf dem Wasser so schnell durchgeführt wurden und der Landkreis auch zügig die betreffenden Badestellen gesperrt hat. Auf jeden Fall müssten die zuständigen Behörden nun aber im Auge behalten, ob Teile der Flüssigkeit ins Grundwasser gelangt sind. Aus sogenannter Uferfiltration entnommenes Wasser stammt zu großen Teilen aus Flüssen.

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