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Werder (Havel): Werder Classics erobern die Altstadt

Harald Klostermann sammelt seit 30 Jahren Oldtimer. Mit den „Werder Classics“ landete er 2016 einen großen Erfolg, den er am Wochenende noch toppen will.

Werder (Havel) - Wieder klingelt das Handy. Harald Klostermann blickt aufs Display seines schwarzen HTC und berührt das Telefonzeichen. „Kann ich dich gleich zurückrufen? ... Ja, mach ich, bis gleich.“ Der Hof vor der Werkstatt ist in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Eine schwarze Schiebermütze spendet Klostermanns Gesicht Schatten. Eine modische Kunststoffbrille, ein grauschwarzer Dreitagebart, T-Shirt, Jeans und Arbeitsschuhe lassen ihn weniger wie einen erfolgreichen Unternehmer als einen Hobby-Autobastler aussehen. Als er auflegt, fährt ein Oldtimer-Kleinbus auf den Hof, vollgeklebt mit Plakaten, auf denen steht: „Werder Classics 2017“.

Letztes Jahr feierte die Oldtimer-Show Premiere. Zwei Tage lang fuhren akribisch restaurierte US-Schlitten aus den 50er-Jahren, VW-Käfer und alte Schwalben durch die Havelstadt. Selbst Veranstalter Klostermann zeigte sich von der großen Resonanz überrascht. Mehr als 1800 Fahrzeuge und etwa 8500 Besucher zählte er. Und an diesem Wochenende sollen es noch mehr werden.

Werder Classics entstammen Stammtischlaune

Die Idee, ein Oldtimertreffen in Werder zu veranstalten, entstammt laut Klostermann einer Stammtischlaune. „Lass uns mal was machen“, hieß es da. „Ich mach das jetzt“, sagte dann der Wahl-Werderaner. Das war im Herbst 2015. Die nächsten Monate organisierte er, stellte Anträge. Anfangs war die Unterstützung durch die Stadt nicht so groß, erinnert er sich. „Die wussten nicht so recht, was da kommt“, sagt Klostermann. Doch spätestens am Samstagnachmittag des Treffens seien alle begeistert gewesen. Nicht nur von den vielen schönen alten Autos, sondern auch von Oldtimer-Fans in Petticoats und mit Elvistolle, die der Veranstaltung ein besonderes Flair gaben.

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In der Werkstatt von Special Automotive Solutions (SAS) nahe dem Werderaner Bahnhof stehen einige alte Schönheiten. Ein weißer 450 SEL Mercedes sieht so aus, als könnte man sofort damit losfahren. Von einem blau-metallicfarbenen Pontiac sieht man hingegen fast nur die Heckflossen: Wo sonst die Motorhaube ist, ist nur ein Loch mit Schutzdecken am Rand. Motorräder mit großen Kugellichtern stehen aufgebockt.

Restauration von Oldtimern ist eigentlich nicht das Hauptgeschäft von Klostermanns Firma, mit der sich der gelernte Kaufmann und Fahrzeugbauer 2001 selbstständig gemacht hat. SAS hat sich auf Fahrzeugbau und Entwicklung spezialisiert, auf die Fertigung von Bauteilen für große Hersteller oder kompletten Speziallösungen für Kunden. Die Oldtimer sind Kaufmanns Leidenschaft. Seit 30 Jahren sammelt er alte Autos.

Erster Oldtimer war eine "Weltkugel"

Angefangen hat alles 1988 mit einem Ford G13 AL „Weltkugel“, Baujahr 1959. „Ein neues Auto konnte ich mir nicht leisten“, sagt Klostermann und grinst. Kurz darauf kam ein Motorrad der Victoria- Werke in Nürnberg aus dem Jahr 1954 dazu. Den Ford hat Klostermann heute nicht mehr. Dafür etwa zehn andere Fahrzeuge. Darunter ein alter, gut erhaltener Westfalia-Wohnwagen oder ein Polizeibus aus Wien, Baujahr 1960. Klostermann mag die simple Funktionsweise der alten Autos. Die „guten Lösungen bei wenig Technik“, das Design der Vergangenheit – ob gut oder nicht. „Viele Menschen verbinden mit Oldtimern besondere Erinnerungen“, sagt er. Sie würden Fahrzeuge aus der Kindheit wiedererkennen.

Deswegen richten sich die Werder Classics auch nicht nur an ausgebuffte Oldtimer-Experten. Klostermann sieht das Treffen als Familienfest, mit Livemusik, guten Essensständen, Old School Barbieren, einer Hüpfburg, und mehr. „Sonst stehen da nur die Besitzer beim Bier und erzählen ihren Kumpels zum 27. Mal die gleiche Geschichte“, weiß Klostermann.

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Der 50-Jährige ist um einen Spruch nicht verlegen. Geboren und aufgewachsen im friesischen Jever, ist er in den vergangenen Jahrzehnten viel rumgekommen. 24 Mal, so hätten er und seine Frau gezählt, sei er seit dem Auszug von zu Hause inzwischen umgezogen. Die Flucht vor dem Wehrdienst brachte ihn nach Berlin. Durch seine Arbeit kam er nach Stuttgart, Kolumbien, Mexiko, Brasilien. 89 Länder hat er insgesamt bereist. In seiner Firma arbeiten inzwischen 17 Leute, davon sind vier Auszubildende. Bald will er ein neues, größeres Gebäude in den Havelauen bauen. Das Grundstück ist bereits gekauft.

Ein Fest ohne Remmidemmi

Mit dem Oldtimertreffen frönt Klostermann seiner Leidenschaft. Nicht seine Firma, sondern er als Privatmann ist Veranstalter - ohne Gewinnabsichten. Aus seiner Sicht gibt er damit auch seiner Wahlheimat etwas zurück. Eine kleine, aber wertvolle Veranstaltung. „Kein Remmidemmi“, wie er sagt.

Ab 10 Uhr am Samstag können Besucher die Oldtimer auf der Insel und am gegenüberliegenden Ufer bestaunen. Das Festgelände hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Samstagabend findet die Oldie-Nacht in den Bürgerstuben statt, Sonntagvormittag die große Ausfahrt der Oldtimer. Bis dahin sind es noch drei Tage, es gibt viel zu organisieren. Nach dem Wochenende beginnt dann auch bald die Planung für das nächste Jahr. Jetzt schon sucht Klostermann dafür Sponsoren, sagt er. Dann klingelt sein Handy wieder.

Martin Anton

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