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Geplante Bisonzucht in Ruhlsdorf: Weitere Pferde unerwünscht

Ein Landgasthof will auf Ruhlsdorfer Ackerflächen Bisons züchten und Pferde halten, doch die Stadt lehnt weiteren Reitstall und Pferdepension ab.

Teltow - Bisonfleisch soll das neue Highlight auf der Speisekarte des Landgasthofes „Hammers“ in Ruhlsdorf werden. Züchten will der Junior-Chef des familiengeführten Restaurants, Sascha Korn, die Tiere selbst. Weil es jedoch etwas dauert, bis Kälber geboren und schlachtreif sind, wollte der gelernte Betriebswirt in der Zwischenzeit Einnahmen durch eine Pferdepension generieren. Doch daraus wird nun nichts. Die Gemeinde lehnt noch mehr Pferde im Teltower Umland ab, der Hauptausschuss hat sein Einvernehmen zu den vorgelegten Plänen versagt.

Pferde sind ein sensibles Thema

„Ich bin nicht gegen die Reiterei“, erklärt der Ruhlsdorfer Ortsvorsteher, Berndt Längrich. „Doch was zu viel ist, ist zu viel.“ Schon jetzt gibt es in Teltow und Umgebung zwölf Reiterhöfe und mehr als ein Dutzend Einzelpferdehalter. Pferde sind daher in Teltow ein sensibles Thema. Zerrittene Pfade und Wege, Pferdemist und -dreck riefen erst jüngst zahlreiche erzürnte Teltower auf den Plan, die im Rahmen des Bürgerhaushaltes eine Pferdesteuer für Pferdehalter gefordert hatten. Mit dem Geld sollte die Stadt die Herrichtung der zerschundenen Wege finanzieren. Das Territorium, das sich die bereits ansässigen Pferdehalter zum Ausritt teilen müssen, sei zu klein, sagt Längrich.

An einem der neuralgischen Punkte, am Ende der Sputendorfer Straße in Ruhlsdorf, plante auch Korn seinen Pferde-Offenstall. Dort wollte er 20 bis 30 Tiere artgerecht in Herde und kleinen Gruppen halten. Der Bedarf sei da, sagt er. Die unmittelbare Konkurrenz in Stahnsdorf, Margrafshof und Neubeeren sei ausgelastet und hätte Wartelisten für Neukunden. Nur genügend Ausritt-Möglichkeiten gibt es nicht. Problematisch sei vor allem eine fehlende Überquerungshilfe für die neu gebaute Schnellstraße L40, die sich direkt hinter den ins Auge gefassten Ackerflächen befindet. Und auch die nötige An- und Abfahrt der Tiere auf der schmalen Straße sehen Längrich und die Gemeindevertreter kritisch. Im Zuge der Planungen zur L40 war an eine Brücke auch gedacht, der Plan scheiterte jedoch zunächst am Flächenerwerb, weiß der Ortsvorsteher. Nach langer Wartezeit und Ungewissheit teilte das brandenburgische Straßenbauamt mit Bescheid vom Februar diesen Jahres nun mit, dass die Brücke nicht kommt und ein nachträgliches Planfeststellungsverfahren nicht weiter verfolgt werde. Der Ruhlsdorfer Ortsvorsteher bedauert das. Nicht nur wegen der Pferde. Auch das Wild kann nicht wechseln, wird in den Ort gedrängt. Immer häufiger komme es zu Wildschäden und Unfällen.

Notfalls Verzicht auf Pferdepension

Landwirt Korn will nicht mit dem Kopf durch die Wand. Er sei inzwischen bereit, auf die Pferdepension zu verzichten. „Dann fange ich eben etwas kleiner an“, sagt er. Ursprünglich gehörten die Pferde zu seiner Mischkalkulation. Mit der Pferdepension wollte er die Zeit überbrücken, bis die ersten Kälber geboren sind. Auf einer Fläche von sechs Hektar wollte er mit der Bisonzucht zunächst mit einem Bullen und drei Kühen beginnen, später weitere Flächen hinzukaufen. Im Schnitt sollten acht bis zehn Bisons auf der Weide stehen, vier bis sechs pro Jahr geschlachtet werden. Der dafür vorgesehene Acker, auf dem gegenwärtig noch Getreide wächst, befindet sich nur wenige Hundert Meter hinter dem Anwesen der Familie. Viel Arbeit hat Korn mit den Tieren nicht, da sie ganzjährig auf der Weide verbleiben. Sie sollen zu 100 Prozent naturnah und ökologisch aufwachsen – ohne Hormone, Wachstumsstoffe und Antibiotika. Sie ernähren sich naturgemäß von dem, was sie vor Ort vorfinden, lediglich im Winter sei eine Zufütterung von Heu vonnöten. Bisonfleisch sei eines der edelsten Fleischsorten auf dem Markt, fettfrei, gering an Cholesterin und reich an Eiweiß. Insbesondere in der Region Berlin-Brandenburg sei die Rarität zunehmend gefragt, weiß Korn.

Noch liegt seine Bauvoranfrage beim Landkreis Potsdam-Mittelmark zur Bearbeitung vor. Eine Entscheidung steht noch aus. Wie sie ausfällt, darüber lasse sich gegenwärtig noch keine Aussage treffen, erklärt Pressesprecher Kai-Uwe Schwinzert. Die Gemeinde jedenfalls hat mit den Bisons allein keine Schwierigkeit. „Wenn er sie sach- und fachgerecht hält, wie er das vorhat, dann spricht da nichts dagegen“, erklärt Ortsvorsteher Berndt Längrich. Korn hat keine Eile. Eine Umsetzung seiner Pläne habe er ohnehin erst für Anfang 2016 geplant. Dann werde er damit beginnen, die Flächen einzukoppeln und die Saat für die Wiese auszusäen. So richtig los ginge es dann nächstes Jahr im Herbst.


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