zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Weißröckchen und Kling Glöckchen

Die Rechnung für eine Feier mit acht Kindern

Werder (Havel) - Sie haben Kuchen gegessen und Weihnachtslieder gesungen, der Weihnachtsmann kam auch. Kein Eintritt, keine Gagen, alles ehrenamtlich organisiert. Doch die Weihnachtsfeier am 12. Dezember mit acht Kindern und den Eltern im Petzower Waschhaus könnte dem Heimatverein als Veranstalter teuer zu stehen kommen: Die Gema hat im Internet Wind von der Runde bekommen.

Dort hatte sie der Heimatverein fahrlässigerweise angekündigt. „Wenn Sie urheberrechtlich geschützte Musik verwenden wollen, müssen sie sich vorher die Rechte bei der Gema einholen“, schrieb die Bezirksdirektion Berlin. „Für die Veranstaltung Kinderweihnachtsfeier am 12.12.2010 liegt uns keine Anmeldung vor.“ Allein dieser Umstand kann die Gebühren verdoppeln. Allerdings, so Gema-Sprecher Peter Hempel auf Anfrage, werde davon selten Gebrauch gemacht. Die Vergütungssätze der Verwertungsgesellschaft nennt er „angemessen“, in „Härtefällen“ und für gemeinnützige Organisationen gebe es „Nachlässe“. Spielraum für die Petzower Kinderweihnachtsfeier sieht er nicht. „Wer in Deutschland Musik in der Öffentlichkeit wiedergibt, ist damit Gema-Kunde“, so Hempel.

Das weiß auch Heimatvereinschef Karl-Heinz Friedrich. Für das jährlich stattfindende Petzower Parkfest zahlt er 400 Euro an die Verwertungsgesellschaft. Angemessen? „Das ist alles, was nach der Abrechnung von den Spenden übrig bleibt.“ Auch für den Auftritt zweier Marching-Show-Bands im vorigen Jahr und ein Flötenduett im Hauspark musste die Vereinskasse herhalten. „Wenn man so was nur noch für die Gema macht, hat man bald keine Lust mehr“, so Friedrich.

Dass er jetzt auch noch für eine Kinderweihnachtsfeier zahlen soll, gibt ihm den Rest. Launig antwortete er der Gema: „Während unserer einstündigen Weihnachtsfeier sangen wir die folgenden Lieder: Oh Tannenbaum, Es ist ein Ros entsprungen, Fröhliche Weihnachten, Schneeflöckchen Weißröckchen, Kling Glöckchen. Dazu hat uns ein Musiklehrer auf seinem Keyboard begleitet.“ Der Weihnachtsmann habe ausgedachte Geschichten erzählt, die Kinder Gedichte aufgesagt. Jetzt wartet er auf die Rechnung. „Wahrscheinlich“, überlegt Friedrich, „wird öffentlich bald nur noch ,Fisches Nachtgesang’ aufgeführt.“ Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false