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Potsdam-Mittelmark: Wahlverwandtschaften hoch im Kurs

Landkreis will in diesem Jahr Mehrgenerationen-Projekte bewusst und großzügig fördern

Potsdam-Mittelmark - Das Jahr 2007 könnte das der Generationen werden. Zumindest im Landkreis Potsdam-Mittelmark steht das Motto „Jung und Alt“ hoch im Kurs. Hier wird ab 2007 bürgerschaftliches Engagement mit mehrgenerativen Projekten verknüpft und gezielt gefördert. „Wir wollen alles dafür tun, dass es sich hier zu leben lohnt, wir wollen einen Konsens, keinen Wettbewerb zwischen den Generationen“, sagt Landrat Lothar Koch (SPD). Er selbst sei in einem Mehrgenerationenhaus aufgewachsen, habe viel von seinem Großvater gelernt. Heute müsste man solche Verbindungen bewusst initiieren, das Auseinanderdriften mitunter aufwändig heilen. Koch: „Das Neue ist, dass wir wieder zum Alten zurückkehren.“

Mit einem kleinen Unterschied: Wenn heute der Zehnjährige mit dem Senior unter einem Dach lebt und lernt, müssen sie nicht biologisch verwandt sein. Für Wahlverwandtschaften stehen in der Zeit des demografischen und ökonomischen Wandels die Chancen gut. Zu wenig Kinder, oftmals beruflich hart beanspruchte Eltern und überdurchschnittlich gut ausgebildete Senioren, die nicht daran denken, sich aufs Altenteil zurückzuziehen, bilden eine Gesellschaft voller Spannungen. Dies positiv zu nutzen, ist das Ziel des Wettbewerbs „Jung und Alt miteinander“, wie Landrat Koch erklärte. Kreisweit werden Projekte gesucht und finanziell unterstützt, wo generationsübergreifende Begegnung keine Eintagsfliege, sondern Programm ist.

Wenn Senioren regelmäßig eine Schularbeitsgemeinschaft betreuen oder einen Oma-Opa-Dienst zur Kinderbetreuung einrichten, wenn Schüler umgedreht den Älteren Computer- und Internet-Kurse geben oder alle zusammen in einer Rockband spielen, dann ist das preisverdächtig. „Wir wollen solche Ideen beispielhaft zum Laufen bringen und versuchen, auch in andere Regionen des Landkreises zu übertragen. Wichtig ist dabei, dass nichts von oben aufgedrückt wird, sondern von unten wächst“, betont Thomas Schulz, als Fachdienstleiter der Kreisverwaltung zuständig für den Bereich Soziales, Kinder und Schule.

Einen ganzen Katalog an Möglichkeiten „von unten“ hat die Teltower „Akademie 2. Lebenshälfte“ im Sommer vorgelegt. Noch unter dem Motto des „seniorenfreundlichen Landkreises“ hatten die Mitglieder der Akademie in der Region Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf bestehende Projekte, Möglichkeiten und Bedarfe des ehrenamtlichen Engagements von Senioren ausgelotet. Deren Palette reichte von gemeinsamen Klubs über bereits funktionierende Arbeitsgemeinschaften, Bildungsangebote bis hin zu mehrgenerativen Wohnformen.

Die „Akademiker“ warfen damit einen Anker. Die Energie und der Aktionswille, die zwischen den Seiten der Studie hervorsprangen, entzündeten auch den Landrat, der das bürgerschaftliche Engagement zur „Säule der Kreisentwicklung“ erklärte. Das Projekt der Teltower Akademie müsse fortgeführt werden, nunmehr unter dem generationsübergreifenden Motto „Hier möchte ich alt werden“. Das erfasse nicht nur Senioren – es setze bereits im Kindesalter an und verweise auf die Verwurzelung in der Region.

Kurz vor Weihnachten schlug der Verwaltungschef im Kreise von Kollegen und Journalisten vor, die halbjährlichen Ausschüttungen der Mittelbrandenburgischen Sparkasse im Jahr 2007 ausschließlich nachhaltigen, mehrgenerativen Projekten zukommen zu lassen. Außerhalb dieser beträchtlichen Summe hat der Landkreis im kommenden Etat 30 000 Euro zur Förderung des generationsübergreifenden Miteinanders, zur personellen Stärkung der Freiwilligenzentrale, für den erwähnten Ideenwettbewerb und für die Weiterbildung von Senioren zum „Profi-Ehrenamtler“ vorgesehen. h.s.

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