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Potsdam-Mittelmark: Verkehrsschlagader lahmgelegt

Neue Verkehrsführung in der Teltower Altstadt sorgt auf der Ausweichstrecke Oderstraße für viel Stau

Teltow - Es ist nur ein blaues Verkehrsschild mit abbiegenden Pfeil, aber die Wirkung ist groß: Vor zwei Wochen hat die Teltower Stadtverwaltung die Verkehrsführung in der historischen Altstadt geändert. Autofahrer, die sich bislang in den Kopfsteinpflastergassen einen Schleichweg suchen konnten, um die Dauerbaustelle auf der Potsdamer Straße zu umfahren, werden nun auf die Oderstraße umgeleitet. Das sorgt dort für Stau und Ärger bei vielen Berufspendlern. Autos, Busse, Lkws – alles drängelt sich morgens und abends gleichzeitig durch die Teltower Einkaufsmeile. Sie ist derzeit die einzige Möglichkeit, die Stadt in Ost-West-Richtung zu queren – und das wird bis Ende des Jahres so bleiben.

„Eine Alternative zur Verkehrsführung gibt es aus Sicht der Verwaltung nicht“, teilte Stadtsprecherin Andrea Neumann auf Anfrage den PNN mit. Bis zum geplanten Ende der Umbauarbeiten der Potsdamer Straße zum Jahresende sollen die Verkehrsschilder stehen bleiben, die den Autofahrern den Schleichweg durch die engen Gassen der Altstadt verbieten.

Saskia-Doreen Tanfal hat dafür nur wenig Verständnis. „Jetzt brauche ich am Morgen schon 45 Minuten, um meine Tochter zur Kita zu fahren“, berichtete die SPD-Politikerin in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung – und sie lege gerade mal die kurze Strecke von Teltow nach Kleinmachnow zurück.

Dabei hatte sich die junge Mutter schon auf die Behinderungen durch die Baustelle in der Potsdamer Straße eingestellt: Im September rückten dort die Bagger an und begannen, das Straßenbett aufzureißen. Befahrbar ist die Strecke dort nur noch in Richtung Ruhlsdorfer Platz. Für Tanfal und viele andere Autofahrer ist das oft genug genau die falsche Richtung. „Eine halbe Stunde habe ich damals schon gebraucht“, sagte Tanfal, da konnte sie aber noch wie viele andere findige Autofahrer den Schleichweg durch die Altstadt nutzen. Der ist nun weg, und nun geht fast gar nichts mehr.

Das Teltower Rathaus versucht indes, die Wogen zu glätten. Die neue Verkehrsführung in der Altstadt habe mit der erheblichen Belastung der Anwohner dort zu tun, so Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Es habe mehrere Anfragen und Beschwerden, vor allem von Altstadtbewohnern der Berliner Straße und der Alten Potsdamer Straße, gegeben, sagte Schmidt. „Die Verkehrsbelastung in der Altstadt war exorbitant hoch.“ Die Autos hätten auf dem Kopfsteinpflaster für viel Lärm gesorgt. „Es gab Erschütterungen, da hört der Spaß auf“, sagte Schmidt. Die oberste Priorität der Verwaltung habe darauf gelegen, den Verkehr während der Bauphase aus der Altstadt herauszuholen.

Seit dem 27. Januar ist das mit den neuen Straßenschildern auch gelungen. Lediglich Linienbusse dürfen den alten Schleichweg noch nutzen, um die Baustelle an der Potsdamer Straße zu umfahren. Der Umbau dort zählt zu den größten Bauprojekten der Stadt in den vergangenen Jahren. Mit der Neugestaltung soll wieder Leben in die Altstadt gebracht werden. Im Rathaus hofft man auf eine Initialzündung, die Kunden und neue Händler lockt. Und nicht nur das: Auch Hausbewohner könnten den Drang verspüren, ihre alten Gebäude zu sanieren.

Der Straßenabschnitt zwischen dem ehemaligen Diana-Kino und dem Ruhlsdorfer Platz soll dafür optisch aufgewertet werden. Dort, wo einst eine Straßenbahn fuhr, sollen in der Mitte der Potsdamer Straße bepflanzte Verkehrsinseln entstehen. Auch historische Laternen sollen aufgestellt werden. Der Ausbau kostet rund 2,3 Millionen Euro, einen Großteil davon bezahlt das Land.

Wie berichtet hadern aber auch die Händler und Unternehmer der Straße mit den Bauarbeiten. Gegenüber den PNN klagten viele Inhaber über Umsatzeinbußen. Denn nicht nur dass die Potsdamer Straße einseitig gesperrt wurde, auch die Parkplätze vor den Ladentüren wurden von Bauarbeitern und Maschinen in Beschlag genommen.

Deshalb hatte der Teltower FDP-Stadtverordnete und -Abgeordnete im Landtag, Hans-Peter Goetz, schon vor Monaten vorgeschlagen, eine Prämie für das Straßenbauunternehmen auszuloben, um den Fortgang der Arbeiten zu beschleunigen. Das lehnte Bürgermeister Schmidt jetzt erneut ab.

Ein solcher Anreiz nach Vorbild des Ausbaus der Berliner Stadtautobahn Avus hätte bereits bei Ausschreibung der Arbeiten berücksichtigt werden müssen, sagte Schmidt in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung. „Wir versuchen trotzdem, die Bauarbeiten kurzfristig über die Bühne zu bekommen.“ Schließlich wisse auch er, „dass viele Autofahrer schnell zu ihrem Ziel wollen“.

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