zum Hauptinhalt
Der Töplitzer Weinberg, hier im vergangenen Herbst.

© Manfred Thomas

Neue Pläne für Weinberg Töplitz: Touristen statt Trauben

In Töplitz haben die Winzer gewechselt. Die ehemaligen Weinbauern wollen jetzt ein Seminarzentrum am Weinberg bauen - und setzen vermehrt auf Urlauber.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Mächtig erhebt sich der Töplitzer Weinberg über die Felder der Insel. Eine einspurige, von alten Bäumen gesäumte Straße führt von der Hauptstraße entlang einiger Pferdekoppeln zur Pension „Am Alten Weinberg“. „Wir haben hier absolute Ruhe“, sagt Jan Teut. Gemeinsam mit Grit Wellnitz betreibt er die Pension und den zugehörigen Landgasthof.

2012 haben die beiden das Anwesen gekauft, seither das Haupthaus und zwei Bungalows saniert und insgesamt eine halbe Million Euro investiert. Um mehr Gäste anzuziehen, wird derzeit der Gastraum des Restaurants komplett erneuert. „Vorher haben wir die Besenwirtschaft direkt am Weinberg genutzt, um unsere Gäste zu versorgen“, so Teut. Das geht nun nicht mehr: Der Pachtvertrag zu Weinberg und Wirtschaft, den Teut, Wellnitz sowie der Winzer Ludolf Artymowytsch mit dem Eigentümer Klaus Wolenski geschlossen hatten, wurde Ende Januar nach längeren Streitigkeiten über die Höhe der Pachtzahlungen gekündigt.

„Wir haben mehrfach versucht, die Pachtzahlungen an Wolenski zu senken, doch der ließ nicht mit sich reden“, sagt Jan Teut. Drei Jahre betrieb er mit seinen Mitstreitern den Weinbau, der Ertrag hätte zur Pacht im hohen fünfstelligen Bereich in keinem Verhältnis gestanden, so Teut. Nun will Klaus Wolenski den Weinbau wieder selbst betreiben, wie er auf Anfrage bestätigte. „Vor der Verpachtung habe ich das fünf Jahre lang auch gemacht, sowohl der Weinanbau als auch der Betrieb der Besenwirtschaft werden wie gewohnt weitergehen.“ Bei der Wirtschaft soll nun seine Tochter Lara mithelfen, die bereits die Reitanlage am Weinberg betreibt. Wolenski zufolge seien die Pächter mit dem Weinberg überfordert gewesen, da besonders für den biologischen Anbau viel Handarbeit nötig sei.

Seminare sollen Ferienwohnungen auslasten

Trotz der Streitigkeiten hofft Jan Teut auf eine künftige gute Zusammenarbeit, schließlich ist seine Pension nur wenige Hundert Meter von der Besenwirtschaft und dem Zugang auf den Weinberg entfernt. „Wir wollen in unserem Restaurant weiterhin Töplitzer Biowein verkaufen, auch sonst könnten sich Synergieeffekte ergeben“, so Teut, der gemeinsam mit Grit Wellnitz in Lindow (Ostprignitz-Ruppin) wohnt und hauptberuflich Windkraftanlagen plant.

Um die 60 Betten, die die Pension in 14 Zimmern und sieben Ferienwohnungen bietet, besser auszulasten, sollen auf dem Gelände Seminarräume gebaut werden. Ein entsprechender Bebauungsplan, der eine solche Nutzung im derzeitigen Außenbereich, der zudem als Landschaftsschutzgebiet eingestuft ist, ermöglichen soll, wurde jüngst im Ortsbeirat einstimmig befürwortet.

Gewächshaus soll Seminargebäude weichen

„Wir wissen, dass die Besitzer sensibel mit der Umwelt umgehen“, sagt Ortsvorsteher Frank Ringel (Bürgerbund Töplitz). Auch die sogenannten Träger öffentlicher Belange wie das Landesumweltministerium haben in ihren Stellungnahmen keine Bedenken gegen das Ausbau-Projekt geäußert, da im Wesentlichen nur bestehende Gebäude genutzt oder ersetzt werden sollen.

So soll für den Bau des Seminargebäudes, das parallel zum Weinberg und zum Landgasthof entstehen soll, ein etwa an gleicher Stelle stehendes Gewächshaus abgerissen werden. Auf die öffentliche Auslegung des Bebauungsplanes gab es nur eine Reaktion: Lara Wolenski befürchtet in ihrem Schreiben an die Stadt Werder, dass die An- und Abreisenden der Pension ihre Pferde und Reiter stören und „existenzbedrohende Einschränkungen“ unter anderem durch den Besucherverkehr entstünden.

Der Ortsvorsteher betont jedoch, dass trotz des Projektes kein Massentourismus zu erwarten sei. „Für uns wird es mit dem neuen B-Plan auch einfacher, für unsere Feste das Aufstellen eines großen Zeltes neben dem Landgasthof genehmigt zu bekommen“, so Ringel. Da es auf der Insel keinen Festsaal mehr gibt, sei das etwas abgelegene Pensionsgelände zum Feiern ideal. So hat der Karnevalsverein dort im Januar zum zweiten Mal ein Fest mit 300 Gästen gegeben. „Im neben dem Festplatz geplanten Seminarhaus könnte eine von außen zugängliche Toilette entstehen, sodass alle etwas davon hätten“, so Ringel.

Von Yoga bis holzhackende Manager

Wann genau das neue Gebäude errichtet wird, steht Jan Teut zufolge noch nicht fest. Vorerst sollen noch die Heizung der beiden Bungalows und des Haupthauses erneuert und Solarmodule auf dem Dach der Pension angebracht werden, um die Energiekosten zu senken. Kleine Schulungen für Firmen wurden aber bereits im Frühstücksraum des Hotels abgehalten, mit dem geplanten Neubau sollen auch größere Unternehmen mit ihren Mitarbeitern Platz in Töplitz finden. „Das Gelände ist der ideale Ort für alle möglichen Seminare, von Yoga bis hin zu Holz hackenden Managern“, so Teut.

Auch bei Radfahrern sei Töplitz durch die gute Anbindung mit Radwegen von Werder und Potsdam beliebt, gastronomische Angebote gebe es für sie aber kaum. „In den Vorjahren haben wir die hohe Nachfrage nach Kaffee und Kuchen in der Besenwirtschaft bemerkt, die wollen wir jetzt im Gasthof bedienen“, sagt Unternehmer Jan Teut. Ab dem 1. März soll der sanierte Gasthof jeweils freitags bis sonntags offen sein und saisonale bürgerliche Küche bieten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false