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Artgerecht? Flusspferd lebt allein im Zirkus, obwohl es ein Herdentier ist.

© promo

Potsdam-Mittelmark: Stress in der Manege

Peta kritisiert Circus Voyage. Direktorin wehrt sich

Beelitz - Der Zirkus ist in der Stadt! So euphorisch werden die wandernden Schausteller mit ihren Artisten, Clowns und Attraktionen schon lange nicht mehr begrüßt. Was einst ein unbeschwertes Freizeitvergnügen war, wird heutzutage hinterfragt und kritisiert. Im Mittelpunkt der Kritik stehen vor allem Wanderzirkusse mit Tieren.

Über das erste Adventswochenende gastiert Circus Voyage am Jakobshof in Beelitz. Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert den Auftritt in Beelitz und den Zirkus scharf. Laut Sprecher Frank Schmidt fällt der Zirkus durch nicht artgerechte Haltung auf. „Ein Beispiel ist der Fall der Elefantendame Mausi von 2012“, so Schmidt. „Sie war schwer krank, sollte noch in eine zoologische Einrichtung gebracht werden und hatte den Transport aber nicht überlebt.“

Circus Voyage wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Tiere im Zirkus sterben“, sagt Direktionsassistentin Bettina Richter den PNN. Das habe häufig aber natürliche Gründe. Laut Richter zähle der Zirkus zu den meistkontrollierten Unternehmen in Deutschland. „Jedes Mal, bevor wir in eine neue Stadt kommen, melden wir uns beim dortigen Amtsveterinär an.“ Der Zirkus werde von den Ärzten wöchentlich kontrolliert. „14 bis 15 Mal im Jahr kommen die Kontrolleure unangemeldet“, so Richter.

Zirkus Voyage wird in einem bundesweiten Zentralregister geführt, das den jeweiligen Bestand der Tiere aufführt. „Jeder Veterinärarzt kann sich vorab informieren, welche Tiere wir mitführen und welche Anmerkungen ein Tierarzt zuvor gemacht hat“, so Richter. „Außerdem halten wir uns an die gesetzlichen Vorgaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums.“

Für Peta sind diese Vorgaben des Bundes unzureichend. „Laut einer Umfrage sind rund 80 Prozent der Deutschen gegen die Haltung von Tieren im Zirkus“, sagt Schmidt. „Im Zirkus Voyage lebt ein Flusspferd allein, obwohl es ein Herdentier ist.“ Zudem ist das Wasserbecken für das Tier viel zu klein, so Schmidt weiter.

Die Gefangenschaft der Tiere ist einer der größten Streitpunkte zwischen Befürworten und Gegnern von Tieren im Zirkus. „Ohne Tiere wären wir kein Zirkus mehr“, sagt Bettina Richter. „Zudem wäre es doch komisch, wenn wir unsere Lebensgrundlage schlecht behandeln würden“, argumentiert Richter. Laut Sprecher Schmidt von Peta wird die Gewalt an den Tieren im Verborgenen angewendet. „Auch die Belastung der Tiere bei den ständigen Transporten ist eine reine Tortur.“ Die Haltung von exotischen Tieren habe zudem ein hohes Gefährdungspotenzial. „Wenn ein Elefant nicht seinen natürlichen Bewegungsdrang ausleben kann, kann es sein, dass er irgendwann ausbrechen will.“

Die Tiere seien die Transporte gewohnt und hätten demnach auch keinen Stress. „Wir fahren maximal 150 Kilometer und außerdem werden die Tiere ordentlich versorgt und getränkt“, sagt Richter. Sie habe nichts gegen Tierschutzorganisationen, finde es sogar gut, was in Deutschland durch diese angestoßen werde. „Wir müssen aber auch schauen, dass die Diskussionen im Rahmen bleiben.“ Zirkus Voyage hat rund 80 Tiere. Björn Stelley

Björn Stelley

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